Huffington Post, 21. April 2011

Neulich in Kuba gewesen?

Von Mike Farrell

He, wie geht's?
Was gibt's Neues? Neulich in Kuba gewesen?
Oh, stimmt das? Du bist nur ein US-Bürger, das geht nicht.
Das geht nicht. Wie dumm ist denn das?
Ich schätze, sie haben Angst, du könntest dir Kommunismus einfangen oder so 'was. Aber weißt du was? Kanadier und Europäer gehen da immer hin, ohne sich ... einzufangen, ich schätze die Tea-Party-Typen sagen über sie, dass die sowieso schon Sozialisten sind, also... Aber, he, das sagen sie auch über Obama.
Doch im Ernst, ich frage dich, was ist da groß dran? Ich bin vor einigen Jahren nach Kuba gefahren und nicht als Kommie zurück gekommen, obwohl manche auf Fox [US-Fernsehsender] könnten darüber diskutieren wollen.
Unsere Gruppe hatte einen Antrag auf Dispens gestellt, um kubanische Medizin und Bildungserfordernisse zu erforschen. Wir sahen außergewöhnliche Dinge, lernten eine Menge über das Land, die Leute und die Regierung. Wir sahen, dass Bildung kostenlos zugängig ist und dass sie die Menschen dazu ermutigen und dafür bezahlen, dass sie Ärzte werden. Demzufolge haben Kubaner kostenlose medizinische Versorgung, und die Regierung stellt Ärzte für andere Länder zur Verfügung. Tatsächlich boten sie uns an, uns nach Katrina eine Gruppe von Ärzten zu Hilfe zu schicken. Doch ich schätze, Mr. Bush und seine Gesellschaft mochten allein die Idee von freier medizinischer Versorgung nicht.
Mr. Obama scheint geneigt, die Dinge ein Bisschen zu ändern, doch unser Jahrzehnte altes Embargo richtet weiterhin Schaden an - bei uns genau so viel wie bei ihnen - könnte man sagen. Und die Politik dahinter ist wirklich absurd. Wir haben Beziehungen zu Vietnam und China, Herrgott noch mal, also warum lassen wir es zu, dass eine Gruppe ewiggestriger rechtsradikaler kubanischer Emigranten in Miami und deren Gefolgsleute im Kongress ihre lumpige antikommunistische Fahne schwenken und dass wir uns von einer produktiven Beziehung mit einer anderen Base-Ball-liebenden Insel abschrecken lassen?
Diese Anti-Castro-Besessenheit führte uns jahrzehntelang auf dem steinigen Weg voran: zu einer verbockten Invasion; illegalen, peinlichen Mordanschlagsversuchen; beinahe in einen Atomkrieg; zur Beherbergung von Terroristen an unseren eigenen Küsten; und zu jahrzehntelangem Lügen und der Heuchelei.
Totaler Quatsch. Und er geht weiter. Zwei Beispiele für die völlige Dummheit unseres fortgesetzten Kalten Krieges gegen Kuba liefern die Schmierenkomödie um den eigentlichen Terroristen Luis Posada Carriles und die dunkle Tragödie der Cuban Five, die keine [Terroristen] sind.
Posada Carriles, der seinerzeit der New York Times gegenüber sagte, "Ich schlafe wie ein Baby", ist, laut dem unserer Regierung bekannten Beweismaterial, ein für die fortwährende Terrorkampagne gegen Kuba verantwortlicher CIA-Angestellter, zu der ein Bombenattentat auf eine Passagiermaschine gehörte, die 73 Menschen das Leben kostete.
Monate nach seinem öffentlich gefeierten Einzug in die USA 2005 wurde Posada Carriles schließlich von der Bush-Administration verklagt, aber nicht wegen Terrorismus, sondern wegen Einwanderungserschleichung.
Der Pokereinsatz wurde von der Obama-Justiz 2009 etwas erhöht, indem sie diesen Anklagen noch die wegen Meineids hinzufügte (wiederum keine wegen Terrorismus) und zwar wegen seiner unter Eid gemachten Aussagen bezüglich der Hotelbombardements.
Doch nachdem er vor drei Monaten vor das Bundesgericht in El Paso, Texas, zitiert worden war, dem eine von Bush ernannte Richterin vorsaß, die laut einem Bericht, "das Podium einfach dem Verteidigungsanwalt überließ", wurde Posada Carriles aller Anklagen freigesprochen und ist jetzt frei, sein Leben in Miami genießen zu können, wo ihn Anti-Castro-Fanatiker als Helden feiern.

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Wegen jahrzehntelanger Angriffe von in den USA ansässigen Anti-Castro-Organisationen wie CORU, die F4 Commandos, Brothers to the Rescue, Omega 7 und Alpha 66 gegen Kuba, die, wie Kuba vor zehn Jahren berichtete, Tausende von Leben kosteten und großen Sachschaden anrichteten (einschließlich der Bombenanschläge auf Hotels, in die Luís Posada Carriles verwickelt ist), wurden fünf kubanische Geheimdienstoffiziere in die USA geschickt, um Informationen über diese Gruppen zu sammeln und so ihre Effizienz zu schwächen.
Die Fünf, Gerardo Hernández Nordelo, Antonio Guerrero Rodriguez, Ramón Labañino Salazar, Fernando González Llort und René González Sehwerert, hatten nicht nur Erfolg dabei, sondern schickten auch Informationen nach Hause, die die kubanische Regierung den US-Behörden (als ob sie nicht schon bekannt gewesen wären) übermittelte.
Agenten des FBI gingen 1998 nach Kuba, um die von den Fünfen gesammelten Informationen entgegenzunehmen, und kehrten mit unzähligen Beweisen für den Terrorismus US-ansässiger Gruppen zurück. Allerdings, statt etwas gegen diese zu unternehmen, deckte das FBI die Identität der Fünf auf und verhaftete sie statt der Terroristen in der Hoffnung, sie wegen Spionage anklagen zu können.
Aber da sie nur die Gruppen, die Terrorakte gegen Kuba ausführten, unterwanderten, beobachteten und über sie berichteten waren die USA nicht in der Lage zu beweisen, dass die Fünf irgend etwas illegales getan hatten, außer dass sie nichtregistrierte Agenten einer ausländischen Macht waren. Also zog das US-Justizministerium die Anklagen zurück und klagte sie der "Verschwörung", Spionage begehen zu wollen und "Verschwörung", Mord begehen zu wollen, an (weil die kubanische Luftwaffe zwei Flugzeuge nach einer Mission über Kuba abgeschossen hatte).
Nach der Ablehnung eines Wechsels des Gerichtsortes wurden die inzwischen als die Cuban Five bekannten Männer in einem Gericht in Miami (!) angeklagt und zu langen Gefängnisstrafen verurteilt (Gerardo Hernández Nordelo wurde wegen der Verschwörung, Mord begehen zu wollen, zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt).
Nachdem das Berufungsurteil, das die Strafen kassiert hatte (ein Drei-Richter-Gremium sprach von "Vorverurteilung" in Miami), wieder rückgängig gemacht und weitere Überprüfungen abgelehnt wurden, haben die Fünf jetzt zwölft Jahre in US-amerikanischen Gefängnissen gesessen, nur weil sie ihr Land vor in den USA ansässigen Terroristen beschützt hatten.
Rund um den Fall ist eine internationale Bewegung, die Freiheit und Fairness für die Cuban Five fordert, gewachsen. Sie schließt Amnesty International, zehn Nobelpreisträger, Mary Robinson, die Hochkommissarin für Menschenrechte von 1997 bis 2002, und viele andere ein. Nach einer kürzlichen Reise nach Kuba hat der frühere Präsident Jimmy Carter seine Stimme hinzugefügt, indem er sagt:
"Ich glaube, dass es keinen Grund gibt, die Fünf im Gefängnis zu behalten; es gab Zweifel in den US-Gerichten und auch in Menschenrechts-Orgnisationen ... Jetzt sind sie 12 Jahre im Gefängnis, und ich hoffe, dass sie in naher Zukunft freigelassen werden und nach Hause zurückgehen können."
Das hoffe ich auch. Im Interesse einer vollständigen Aufklärung gehöre ich zu einer Gruppe von Schauspielern und Künstlern, die sich für die Freiheit der Cuban Five vereinigt haben. Für weitere Informationen: www.freethefive.org

Mike Farrell Schauspieler, 'M*A*S*H' [B.J, Hunnicutt] und 'Providence'

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Huffington Post vom 21. April 2011)

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