CounterPunch, 29. April 2011 CIA gezüchtete menschliche WirbelstürmeMittwoch, 27. April 2010, 23:00 h, Saul Landau
"Quien siembra vientos recogers tempestades" - spanisches Sprichwort.
"Wer Wind sät, der wird Sturm ernten." [Das gibt es auch auf Deutsch, Anm. d. Ü.] Luis Posada Carriles, jetzt in den 80ern, ist, nachdem er von einer Jury in El Paso aller 11 Anklagepunkte wegen Einwanderungsbetrugs freigesprochen wurde, triumphierend als Held nach Miami zurück gekehrt. Seltsamerweise, obwohl das Justizministerium Beweise gegen ihn vorgelegt hatte, die zeigten, dass Posada 1997 eine Reihe von Bombenanschlägen auf Kuba organisiert hatte, bei der ein Tourist getötet wurde. In Miami ist Posada auf Benefizveranstaltungen eine gefeierte Erscheinung. Laut US-Beamter, die um Wahrung ihrer Anonymität baten, "ist Posada zu einem kolossalen Ärgernis geworden" [Originalzitat: "pain in the ass", Anm. d. Ü.] Das "blow-back syndrome" [Rückschlag-Syndrom] hat wieder zugeschlagen. In den 1960ern und Anfang der 70er Jahre arbeiteten CIA-Beamte eng mit Posada zusammen, aber er hatte nichts dagegen, auch noch Geld von anderen Agenturen zu kassieren. Er plante terroristische Anschläge und verriet gleichzeitig seine Mitarbeiter. Eine Aktennotiz der CIA vom 14. Oktober 1976 berichtet aus Caracas, dass "man Posada einige Tage nach einem Benefiz-Bankett sagen hörte: ‚Wir werden ein kubanisches Flugzeug treffen' (die Bomben explodierten an Bord der Cubana 455) und dass ‚Orlando (Bosch) die Details kenne'." Eine CIA-Aktennotiz vom 26. November 1976 an das FBI besagt: "Posada wurde auch als Informationsquelle über kubanische Exilanten genutzt." Die Notiz versichert, "Posada berichtete erst der Agentur und dann dem FBI über seine Verwicklung darin und über die Aktivitäten dieser Gruppe (RECE - Plan of the Cuban Exile Repräsentation, Anm. d. Verf.) und anschließend über andere kubanische Gruppen, mit denen er sich verbündete." In meinem Film, "Will The Real Terrorist Please Stand Up" schloss Ann Bardach aus den Interviews mit Beamten des Nationalen Sicherheitsdienstes (in "Cuban Exiles Leader Among 7 Accused of plot", NY Times, 13. Juli 1998), dass die Agentur "wusste, dass Posada geplant hatte, ein kubanisches Flugzeug zu treffen und es nicht versucht hatte, dies aufzuhalten" oder etwa die kubanische Regierung zu informieren. Drei weitere Jahrzehnte danach nutzte die US-Regierung ihre Beweise über Posadas terroristische Aktivitäten, um darzulegen, dass er auf einem Einwanderungsformular gelogen hatte. Die Terrorismus-Anklage oder die mögliche Auslieferung an Venezuela, um dort wegen Flugzeugsabotage vor Gericht gestellt zu werden, könnte ihn dazu herausgefordert haben, "Familiengeheimnisse" auszuplaudern. Die Justizbeamten rangen ihre dem Recht verpflichteten Hände. Der geriatrische rechte Flügel der kubanischen Exilanten feierte seine triumphale Rückkehr in die "Autonome Republik von Miami". Die billige Ironie erhielt jedoch eine immer gefährlicher werdende Beimischung. Posada sammelte Geld von reichen Kubanern, die dachten, man könne ihnen mit Gewalt verlorene Macht und Besitztum auf der Insel zurück holen. Die CIA und das FBI zahlten ihm Extra-Geld dafür, dass er seine Exilwohltäter ausspionierte, wie beispielsweise Jorge Mas Canosa.
Diejenigen, die ihn ehren, leugnen, dass er genau die Taten beging, für die sie ihn ehren. So sagte Posada bei einem Dinner auf eine Frage über die Korrektheit der Anklagen wegen seines Schmiedens von Bombenanschlägen: "Kein Kommentar." Und dann zitierte er General Antonio Maceo: "Man bettelt nicht um Freiheit. Man erobert sie mit dem Blatt der Machete." Auf der Insel feierten Kubas Viejos ihren Sieg in der Schweinebucht. Wenn die Nation auch wirtschaftliche Not durchlitt, so konnten Ihre Führer zumindest fröhlich auf ihren 52-jährigen Ungehorsam gegenüber Washington anstoßen. Sie kicherten über Fidels erfolgreichen "Export von Kubas Feinden an den größeren Widersacher." Ja, auch einige nützliche Bürger sind geflohen - doch der Massenexodus ermöglichte Kuba ebenfalls eine angemessene Zahl von Staatssicherheitsbeamten (Eindringlingen) einzusetzen. Durch CIA-Förderung in den 1960ern wurden und blieben Anti-Castro-Kubaner zu einem Problem für die US-Gesellschaft. Nach Förderung und Begünstigung von Terrorismus durch das Trainieren von Tausenden Exilanten in der Gewaltanwendung gegen Kuba legalisierte die CIA auch den Terrorismus zu Hause. In den 1960ern verübten Exilkubaner mit Unterstützung der CIA Tausende von Sabotageakten in ihrem Heimatland. Einige versuchten, Fidel zu ermorden und wurden zu solcher "Arbeit" beruflich verpflichtet. Sie griffen auch ihre Kritiker in Miami und anderswo an und zwar mit Sprengstoff und Gewehren. Nixon hatte die giftigen Folgen der Unvereinbarkeit, die aus dieser Heranzüchtung von Terroristen erwuchs, nicht bedacht. 1971 unterzeichneten die USA das Abkommen zur Unterdrückung ungesetzlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Zivilen Luftfahrt. Artikel 7 dieses Dokuments besagt: "Der unterzeichnende Staat, auf dessen Territorium sich der mutmaßliche Straftäter befindet, soll, wenn er ihn nicht ausliefert, sich verpflichten, ohne Ausnahme, welcher auch immer, und ob die Straftat auf seinem Territorium begangen wurde oder nicht, ihn seinen dafür zuständigen Behörden mit der Auflage der Strafverfolgung übergeben."
Es kamen jedoch Ausnahmen zum Vorschein. Im Januar 1965 hatte Bosch zum Beispiel eine Phosphor-Bombe auf eine kubanische Zuckermühle abgeworfen. Er erklärte gegenüber der Presse dazu: "Wenn wir die notwendigen Mittel hätten, könnten wir Kuba von einem Ende bis zum anderen in Flammen setzen." 1968 feuerte er eine Bazooka auf ein polnisches Schiff im Hafen von Miami ab; 1976 planten er und Posada den Absturz des kubanischen Flugzeugs, bei dem 73 getötet wurden. Am 10. November 2001 mahnte Baby Bush die Mitglieder der UNO: "Einige Regierungen übersehen die Terroristen immer noch in der Hoffnung, die Gefahr möge an ihnen vorüber ziehen. Sie irren sich. Die Verbündeten des Terrors sind genau so schuldig und genau so zur Rechenschaft zu ziehen." Doch Bush und seine Kongressunterstützer aus Florida meinten nicht Bosch und Posada damit - die ja Freiheitskämpfer und keine Terroristen sind. Diese menschlichen Wirbelstürme hinterließen eine Spur der Verwüstung - die Leichen kubanischer Bürger. 1961 warnte der CIA-Chef Allen Dulles Präsident Kennedy vor den möglichen anwachsenden Folgen der fehlgeschlagenen Schweinebucht-Invasion. Die 1.500 in Guatemala trainierten Exilkubaner würden zu "einem Entsorgungsproblem" werden. In ihren 80zigern sind sie jetzt zum Inbegriff fleischgewordener Prophezeiung geworden: "Verursache keinen Müll, es sei denn, du hast einen Müllschlucker." Saul Landau, eine Institution für politische Artgenossen, hat gerade "Will The Real Terrorist Please Stand Up" vollendet - ein Film der über das Cinema Libre Studio zu erwerben ist. Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb) (Quelle: CounterPunch vom 29. April 2011)
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