Opfer der verschwiegenen Terror-Kampagne gegen Kuba kommen zu Wort

Aline Cunico und Patricia Grogg

IPS, 24. Mai 2011

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"Es ist in Zeiten des Krieges der Vereinigten Staaten gegen den Terror besonders wichtig, eine unterschiedliche Perspektive einzubringen und den Lesern verständlich zu machen, dass es zwei Seiten des Terrorismus' gibt," sagt der Autor Keith Bolender, langjähriger Reporter beim "Toronto-Star" und Dozent an der Fakultät für " Kontinuierliche Studien über die US-Außenpolitik und die Kubanische Revolution" an der Universität von Toronto.
"Der Terrorismus, den sie [hier: Al Kaida, Anm. d. Ü.] uns antun, ist bekannt. Der Terrorismus, den wir ihnen antun, ist unbekannt, unbemerkt und wird meistens verleugnet," sagte er neulich bei einem U.N.-Auftritt, um für sein Buch zu werben.
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Viele Spezialisten der Region sagten, dass die CIA, exilkubanische Anti-Castro-Gruppen und Diktaturen in Lateinamerika bei der Ausübung dieser verdeckten Aktivitäten eng zusammen arbeiteten.
"Der einzige Weg, die vollständige Wahrheit über die makabre Verbindung zwischen den lateinamerikanischen Diktaturen, den exilkubanischen Anti-Castro-Gruppen und den US-Geheimdiensten bekannt zu machen, wer die Hauptarchitekten dieser Verbindung sind, wäre praktisch die Freigabe von Geheimakten der CIA und die von anderen US-Geheimdienstorganen - ohne die übliche redaktionelle Bearbeitung," sagte Luis Suárez, Doktor der Soziologie und Professor an der Universität von Havanna gegenüber IPS.
Er zitierte "Operation Condor", einen von den USA unterstützten, von Militärregierungen in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay in den 1970er und 1980er Jahren koordinierten Plan, der darauf abzielte, Oppositionelle des linken Flügels und andere Dissidenten aufzuspüren, gefangen zu nehmen und auszulöschen.
Das volle Ausmaß der CIA-Beteiligung in dieser repressiven Ära bleibt unbekannt, hob Suárez hervor.
"Und wenn es nicht diese Dienste waren, die diese Verbrechen begingen oder organisierten, wie es vermutlich im Fall der südamerikanischen Operation Condor nach dem Mord an Letelier der Fall war, wurden sie doch immer über die Pläne und die kriminellen Aktivitäten ihrer Mitglieder durch ihre verschiedenen ‚Quellen' sowohl in den Terrorgruppen gebürtiger kubanischer Söldner als auch in den repressiven und politisch-militärischen Strukturen der lateinamerikanischen Diktaturen informiert," fügte er hinzu und bezog sich dabei auf den Mord an Orlando Letelier durch eine Autobombe 1973, der Minister in der demokratischen chilenischen Regierung war, die 1973 durch einen von General Augusto Pinochet angeführten Putsch gestürzt wurde.
Obwohl es Beweise dafür gibt, dass diese kriminellen Aktivitäten und die repressiven Regime in Südamerika Tausende von Toten kosteten, glaubt Suárez nicht, dass die dafür Verantwortlichen jemals angeklagt werden.
"Selbst wenn alle Informationen über diese Verbindungen und die kriminellen Aktionen terroristischer Gruppen von kubanischen Söldnern, die von US-Sonderdiensten oder Diensten der lateinamerikanischen Militärdiktaturen ausgebildet und in vielen Fällen finanziert wurden, verfügbar sind, wird die Möglichkeit, dass die intellektuellen und materiellen Autoren vor Gericht gestellt und bestraft werden, immer vom Willen der politischen und militärischen Vertreter der dominierenden Klassen der Länder, in denen diese Verantwortlichen wohnen oder gefangen sind, abhängen," sagte er.
Für Alexander Nixon, dem Koordinator für organisatorische Entwicklung am Center for Cuban Studies in New York, bietet "Voices" die einmalige Gelegenheit, die andere Seite einer Geschichte zu erzählen, die bisher von der harten Rechten der kubanischen Gemeinde in Florida dominiert wurde.
"Wenn [US]-Amerikaner von Kuba hören, denken sie an Fidel Castro und den Kommunismus. Keith Bolenders Buch "Voices From the Other Side" [Stimmen der anderen Seite], das aus Zeugnissen normaler Kubaner besteht, gibt Kuba ein menschliches Gesicht und zeigt den tragischen Einfluss des Terrorismus' der exilkubanischen Randgruppen in Miami gegen das kubanische Volk. Die meisten [US]-Amerikaner wissen nichts von diesen Terrorakten, und ich hoffe, dass Bolenders Buch das ändert," schloss er ab.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: IPS vom 24. Mai 2011)

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