Miamia Herald, 7. Oktober 2011

Der Erste des 'Cuban 5'-Spionagerings kam aus dem Gefängnis

Von Curt Anderson und Brendan Farrington

Associated Press

Einer, der wegen Spionage für die kommunistische Castro-Regierung in den USA verurteilten so genannten "Cuban Five", kam am Freitag aus dem Gefängnis - der Erste der Gruppe, der seine vor einem Jahrzehnt über ihn verhängte Strafe verbüßt hat.
René González, 55, verbüßte 13 Jahre einer 15-jährigen Strafe, verkürzt wegen guter Führung und um den Zeitraum, den er schon vor Beginn des Verfahrens und während dessen hinter Gittern verbracht hatte. Sein Anwalt Phil Horowitz sagte gegenüber der "Associated Press", er habe González um 5:30 a.m. EDT [11:30 h unserer Zeit] vom Gefängnis abgeholt.
González wurde nach seiner Entlassung von seiner 27-jährigen Tochter Irma, seiner 13-jährigen Tochter Ivette, seinem Bruder Roberto und seinem Vater Candido empfangen.
González' Ehefrau Olga Salanueva erzählte den staatlichen kubanischen Medien, ihr Mann habe sie kurz nach seiner Entlassung angerufen und habe einen "euphorischen" Eindruck gemacht. Sie sagte, die Töchter hätten ein Video von dem Ereignis gemacht, und in einem zweiten Anruf aus einem Auto habe González angefangen eines seiner Lieblingslieder "Der Major" vom kubanischen Liedermacher Silvio Rodríguez zu singen [das Lied ist Che Guevara gewidmet - Anm.d. Ü.].
"Die Töchter haben ihm Fotos, Bücher und Schallplatten, die er mag, mitgebracht," wurde Salanueva zitiert.

Nun muss González, gebürtig aus Chicago, mit doppelter, da amerikanischer und kubanischer Staatsbürgerschaft, drei Jahre Bewährungszeit in den USA verbüßen, wenn sein Anwalt eine Bundesrichterin von Miami nicht davon überzeugen kann, ihn nach Kuba zurück kehren zu lassen.
Horowitz sagte jetzt im Namen von González, er möchte fern vom Rampenlicht an einem unentdeckten Ort "irgendwo zwischen Puerto Rico und Hawaii" bleiben. Horowitz sagte, González lehne Interview-Anfragen ab und dass er Angst um seine Sicherheit habe.
"Er war 13 Jahre im Gefängnis. Ich denke, es ist Zeit, ihm etwas Frieden zu geben," sagte er. "Ich glaube, er braucht durchaus Zeit, sich vom Druck zu erholen."
González und die vier anderen Kubaner wurden 2001 wegen der Teilnahme an einem Spionagering, bekannt als "Wasp Network" [Wespennetzwerk] verurteilt, das versuchte, die US-Militäreinrichtungen in Südflorida zu infiltrieren [Anmerkung d. Ü., das bestreiten die Fünf bis heute], sowie kubanische Exilgruppen und gegen die Regierung von Fidel und Raúl Castro eingestellte Politiker zu infiltrieren und darüber nach Kuba zu berichten.
Einer der Fünf wurde wegen Verschwörung zum Mord verurteilt, weil kubanische Kampf-Jets die von den "Brothers to the Rescue" geflogenen Flugzeuge 1996 abschossen, die pro-demokratische Flugblätter über Kuba abgeworfen und Auswanderern geholfen hatten, die USA zu erreichen. González, ein Pilot, flog bei früheren Missionen mit der Gruppe. Dies sei, laut Gerichtsdokumenten, Bestandteil seines verdeckten Geheimauftrags als angeblicher Anti-Castro-Kämpfer gewesen.
Die kubanische Regierung feiert die Männer als Helden, und sie hat wie ihre Unterstützer lange darauf bestanden, dass sie nur in den USA gewesen seien, um hauptsächlich von in Miami ansässigen Exilgruppen begangene Gewaltaktionen gegen ihr Land aufzuspüren und zu verhindern. Sie beklagten auch, dass Miami ein offensichtlich unfairer Ort für das Gerichtsverfahren gewesen sei, das kurz nach der umstrittenen Entscheidung der USA, Elian González zurück zu seinem Vater in Kuba zu schicken, stattgefunden habe. Der kleine kubanische Junge war auf dem Schlauch eines Autoreifens vor Fort Lauderdale gefunden worden. Er war einer von drei Überlebenden an Bord eines gesunkenen Bootes, die versucht hatten, in die USA zu fliehen. Seine Mutter war unter den Ertrunkenen. Er ist nicht mit René González verwandt.
Bei seiner Verurteilung im Dezember 2001 war René González so unverfroren zu sagen, die Männer "würden dafür verurteilt, das Verbrechen begangen zu haben, Ehrenmänner zu sein."
Er sagte: "Ich habe keinen Grund zur Reue."
José Basulto, der die "Brothers to the Rescue" leitete, bezeichnete González als "Verräter", der seine US-Staatsbürgerschaft ablegen und nach Kuba zurückgehen sollte.
"Sollte ihm irgend etwas passieren, weiß ich, dass man sofort uns beschuldigen würde," sagte Basulto. "Lassen Sie ihn nach Kuba gehen, und wenn ihm irgend etwas zustößt, lassen Sie es dort geschehen." [Soll das eine Drohung sein? - Siehe den Artikel unten vom 31. Dezember 2002 - Anm. d. Ü.]
Die dreijährige Bewährungszeit begann in dem Augenblick, als González das Bundesgefängnis in Marianna im "Pfannenstiel Floridas verließ. Die US-Bezirksrichterin Joan Lenard in Miami hatte im Vorfeld eine Modifizierung der Bewährungszeit dahin gehend, dass ihm erlaubt wird, nach Kuba zurückzugehen, abgelehnt, sagte aber, er könne die Änderung erneut beantragen. Horowitz sagte, er werde das in naher Zukunft tun.
González hat eine Frau und zwei Töchter in Kuba; seine Frau war auch in das Spionage-Netzwerk verwickelt und wurde nach der Verhaftung der Männer deportiert. Sie kann nicht legal in die USA einreisen, und das Paar hat sich seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen.
Am Freitag hat die in den USA ansässige Gruppe, die sich für González und die anderen der Cuban Five einsetzt, die USA dafür beschimpft, dass sie González nicht nach Kuba gehen lassen.
"Er war ein Muster-Gefangener, obwohl er unter der Demütigung litt, dass ihm auf unmenschliche Weise über 11 Jahre Besuche seiner Ehefrau verwehrt wurden," schrieb das "National Committee to Free the Cuban Five". "Trotzdem besteht die US-Regierung darauf, ihn und seine Familie noch mehr zu bestrafen, indem man ihn zwingt, weitere drei Jahre seiner Bewährung in Florida zu bleiben."
Das Komitee hat eine Online-Petition geschaffen, mit der Präsident Obama aufgefordert wird, González die Rückkehr nach Kuba zu gestatten.
Die leitende Anklägerin in dem Fall, die US-Staatsanwältin Caroline Heck-Miller, sagte, die USA seien gegen eine Erlaubnis, nach Kuba zurückzukehren, weil er dann seine Agententätigkeit wieder aufnehmen könnte, indem er seine US-Staatsbürgerschaft einsetzt und weil er sich dann jeder Überwachung durch das Gericht entzöge.
"Er stellt eine besondere, lang anhaltende Bedrohung für dieses Land dar," schreibt Miller in die Gerichtsakten.
Unter den Bedingungen seiner Bewährung gibt es eine, die ihm untersagt "sich mit Personen in Verbindung zu setzen oder bestimmte Orte aufzusuchen, von denen bekannt ist, dass sich dort Personen oder Gruppen, wie Terroristen, Mitglieder von Organisationen befinden oder häufig aufhalten, die Gewaltakte befürworten und für organisierte Verbrechen stehen."
Die US-Kongressabgeordnete Ileana Ros-Lethinen, eine Republikanerin aus Miami und Vorsitzende des Komitees für Auswärtige Angelegenheiten des Hauses, sagte, die USA sollten González nicht in diesem Land behalten.
"René González ist wie das Regime, dem er dient, eine Feind [US-]Amerikas," sagte Ros-Lethinen, die Cubano-Amerikanerin ist. "Er hat amerikanisches Blut an seinen Händen und hat sein Leben gewidmet, im Namen eines Regimes, das den Terrorismus fördert, unserem Land zu schaden."

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db),

(Quelle: Miami Herald vom 7. Oktober 2011)

Miami Herald, 31. Dezember 2002

Anti-Castro-Gruppe beansprucht Jagdrecht auf kubanischen Spion

VON ELAINE DE VALLE
edevalle@herald.com

Eine paramilitärische Anti-Castro-Gruppe behauptet, einen früheren Spion, der in Miami gelebt und in Verbindung mit dem Abschuss zweier Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" durch das kubanische Militär gestanden habe, angeschossen, aber nicht getötet zu haben.
Rodolfo Frometa, Direktor des Kommandos F-4, sagte, seine Gruppe sei an der Schießerei auf Juan Pablo Roque am 19. Dezember beteiligt gewesen. Er sagte, Roque befände sich in einem kritischen Zustand im Hospital in Havanna, der Vorfall konnte jedoch nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.
Roques Leibwächter sei getötet worden, so, wie auch der Bewaffnete, der als Ramón Sosa, 32 Jahre, - Mitglied der geheimen Zellen von Comando F 4 innerhalb der Insel - identifiziert worden sei, sagte Frometa.
"Wir sind die einzige Exilorganisation, die öffentlich erklärt, Pablo Roque zu verfolgen oder hinzurichten für das Verbrechen, das er begangen hat und dafür über dieses Land gelacht zu haben," sagte Frometa. "Wir sind seinen Spuren gefolgt. Wir wissen, wo er arbeitet, wo er wohnt, wo seine Geliebten sind, denn unsere Absicht ist, ihn auszulöschen."
Repräsentanten der kubanischen Regierung in der Interessenvertretung in Washington D.C. beantworteten die telefonischen Anfragen vom Herald nicht.
Roque verließ im Februar 1996 seine Frau, Ana Margarita Martínez und verschwand aus seiner Wohnung in Kendall. Wenige Tage später tauchte er in Havanna wieder auf, nachdem kubanische MiGs zwei Zivilflugzeuge, die der Such- und Rettungsgruppe [Brothers to the Rescue] angehörten, abgeschossen hatten.
In Interviews des kubanischen Staatsfernsehens charakteresierte er die Brüder als Terroristengruppe.
"Es sieht so aus, als ob sie ihn für seinen Verrat bezahlen lassen wollten," sagte Martínez.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb),

Die Original-Quelle ist im Internet nicht mehr zu finden. Darum hier das Original:

Miami Herald, Dec. 31, 2002

Anti-Castro group claims shooting of spy in Cuba

BY ELAINE DE VALLE
edevalle@herald.com

An anti-Castro paramilitary group claims it shot -- but did not kill -- a former spy who lived in Miami and was linked to the Cuban military's shoot-down of two Brothers to the Rescue planes.
Rodolfo Frometa, director of Comandos F-4, said his group was involved in the Dec. 19 shooting of Juan Pablo Roque. He said Roque was in serious or critical condition at a Havana hospital, but the incident could not be independently confirmed.
Roque's bodyguard was killed, as was the gunman, identified as Ramón Sosa, 32, an operative in one of Comandos F-4's clandestine cells within the island, Frometa said.
''We are the only exile organization that has publicly declared being after Juan Pablo Roque or execute him for the crime he committed and for having laughed at this country,'' Frometa said. ``We have been following his paces. We know where he works, where he lives, who his lovers are, because our intention is to eliminate him.''
Cuban government representatives at the Washington, D.C., Cuban Interests Section did not return calls from The Herald.
Roque left his wife, Ana Margarita Martinez, and disappeared from his Kendall home in February 1996. He reappeared in Havana a few days later, after Cuban MiGs shot down two civilian planes belonging to the search-and-rescue group.
In interviews on Cuba's state-run television, he characterized the Brothers group as terrorists.
'It looks like they want him to pay for what he did, for his betrayal,'' Martinez said.

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