Antonio Guerrero spricht über seine Malerei

Antonio Guerrero, einer der fünf kubanischen Kämpfer gegen den Terrorismus, die zu Unrecht in den Vereinigten Staaten wegen der Verhinderung von Terroranschlägen gegen Kuba lange Gefängnisstrafen verbüßen, hat während der dreizehn Jahre im Gefängnis die Dicht- und Malkunst für sich entdeckt. Seine jüngste Kollektion von Gemälden der in Kuba endemischen Schmetterlinge wird zurzeit im Kubanischen Nationalmuseum für Naturgeschichte ausgestellt.

Die Zeitung Juventud Rebelde sprach mit ihm über sein Werk.

Von Nyliam Vázquez García und Isairis Sosa Hernández - juventudrebelde.cu

Während seiner 13 unrechtmäßigen Jahre in US-Gefängnissen ist Antonio Guerrero in die Dichtung und Malerei eingetaucht. Seine jüngste Gemäldekollektion zu in Kuba heimischen Schmetterlingen ist zurzeit im Kubanischen Nationalmuseum für Naturgeschichte zu sehen.
Antonio Guerrero ist einer der fünf kubanischen Antiterroristen, die in den Vereinigten Staaten wegen ihrer Arbeit zur Verhütung von Terroranschlägen gegen Kuba lange Gefängnisstrafen verbüßen.
Tony, wie seine Familie und Freunde ihn nennen, sprach mit Juventud Rebelde über seine jüngste Kollektion und darüber, wie die Kunst ihm dabei hilft, die außerordentlich schwierigen Umstände, die ihm aufgezwungen wurden, zu ertragen.

Eine andere Form der Poesie

"Ich begann in einer dieser finsteren Zellen zu dichten, die sie "das Loch" nennen, in denen wir nach unserer ersten Verhaftung zur Strafe für die standhafte Beteuerung unserer Unschuld 17 Monate lang gefangen gehalten wurden, als uns zum Schreiben nur ein kleiner Bleistift und ein paar Blatt Papier gestattet worden waren," sagte Tony.
"Jedes Mal, wenn ich brutaler Strafe ausgesetzt werde, taucht die Poesie auf und macht mich frei.
Auf die Malerei stieß ich, als ich schließlich in die gewöhnliche Gefängnispopulation integriert wurde und die "Privilege" normaler Gefangener genießen konnte, wie im Besitz von Zeichen- und Malutensilien zu sein. Ich muss jedoch dazu klarstellen, dass ich zuerst mit Bleistift und Graphit zeichnete, was in Gefängnissen üblich ist, da es am leichtesten zu handhaben und nicht so teuer ist. Für mich sind alle visuellen Ausdrucksformen eine weitere Form, sich poetisch auszudrücken."
Zu den Wasserfarben sagte er: "Sie fielen mir in die Hände, als ich keinerlei Absicht hatte, mit ihnen zu malen. Ich war auf der Suche nach etwas, womit ich meine Gedichte neu in Kalligraphie schreiben könnte, und ein Gefangener schickte mich zu einem anderen Gefangenen, der diese Wasserfarben hatte. Sie dachten, die seien dafür geeignet, aber sie stellten sich als für die Kalligraphie ungeeignet heraus, weil sie zu schnell trockneten.
So hatte ich all dieses Material und wusste nicht, was man damit macht, denn keiner arbeitete damit. Mit Hilfe einiger Bücher und täglichem Engagement begann ich zu lernen, und ich bin noch immer ein einfacher Lehrling."
In Bezug darauf, wie es ihm gelang, hinter Gittern malen zu lernen, sagte er: "Man kann in der Zelle mit Wasserfarben malen, auch wenn es viele Beschränkungen gibt, dazu gehört, wenig Platz zu haben und gezwungen zu sein, ihn mit einem anderen teilen zu müssen, der gelegentlich auch den einzigen verfügbaren Tisch nutzen muss."
Manchmal frage ich mich, wie es Guerrero gelingt, dem Gefängnisreglement zu entsprechen, zu lesen, Briefe zu beantworten, Gedichte zu schreiben, zu malen... "Alles hängt von Prioritäten bei der Organisation ab und der Konzentration auf das. was man gerade tut, und davon, sich Ziele zu setzen, die man Schritt für Schritt erreichen kann.
Das Projekt für die in Kuba heimischen Schmetterlinge entstand aus einer Verbindung, die mit den Beamten des Nationalmuseums für Naturgeschichte hergestellt worden war, ursprünglich so konzipiert, dass die in Kuba heimischen Schmetterlinge mit Aquarellfarben gemalt werden sollten, danach kamen die Guacamayos (Aras, Papageienart, Anm. d. Ü.) an die Reihe und danach die Vögel in den lateinamerikanischen Ländern.
Das Schmetterlingsprojekt begann damit, dass man mir vorschlug, mich daran zu beteiligen, dem ich zustimmte, und dass sie mich dann als Mitglied ihres Teams betrachteten, war mir eine große Ehre."
Zu dem Prozess fügte er hinzu: "Nachdem die Bilder dank der Mitarbeit vieler Leute, einschließlich dem Experten Fontenla und dem bekannten Fotografen Liborio Noval, einmal bei mir angekommen waren, arbeitete ich ohne Pause, bis ich den 25. Schmetterling fertig hatte.
Dieses Projekt war leichter als vorherige, dank der Erfahrung, die ich mir neben der größeren Kenntnis an Maltechniken, wie man Hintergründe und Farbschichten anlegt, angeeignet hatte, in diesem Fall, im Gegensatz zu Ölfarben, von helleren zu dunkleren Farben. Beim Malen mit Wasserfarben ist die Farbe Weiß das Papier, die in jedem Werk eine sehr wichtige Rolle spielt.
Liborios Fotos waren magisch, so musste ich nur genau auf die Details achten und die richtige Farbe finden, die meistens eine Mischung aus zwei Farben ist, was man durch Praxis herausfindet.
Jedes beendete Werk gab mir neue Befriedigung, auch wenn es bei der Kunst nicht nur um die Erfüllung einer Aufgabe geht.
Zurzeit arbeite ich mit Öl. Ich benutze eine wasserlösliche Ölfarbe. Es hat keine professionelle Malqualität, ist aber ein Lernprozess, wieder einmal nur mit Hilfe weniger Bücher.
Hauptsächlich arbeite ich an Portraits, das ist es, was mich am meisten motiviert und was ich nach und nach zu meistern lerne. Meine Technik ist die klassische, das realistische Portrait. Der Weg, der noch vor mir liegt, ist lang.
Meine größte Befriedigung ist die, einfach nur einen Freund oder Verwandten glücklich damit zu machen und mit meinen Portraits und anderen Werken zu unserem Kampf beizutragen."
Tony hat für das nächste Jahr zwei Projekte. Eines davon wird, wie er sagte, aus mehreren Stücken auf der Basis von Fotos von Silvio Rodríguez in seinen Konzerten aus der Gegend um Havanna bestehen und ein anderes aus einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Museum für Naturgeschichte, wo Tony eine Ausstellung von Aquarellen der in Lateinamerika heimischen Blumen haben wird.
"Wir werden sie 'Flores de America' (Amerikas Blumen) nennen," kündigte er an.
Um auf die Schmetterlinge zurückzukommen, sagte Guerrero: "Als ich die Schmetterlinge malte, fühlte ich mich meinem Heimatland näher; ich erinnerte mich an Momente meiner Kindheit, ich empfand den brennendheißen Sommer, ich sah die Strände, die Felder unserer wunderschönen Insel. Es war eine Übung in Erholung und Freiheit."
Es ist ein offenes Geheimnis: Diejenigen, die sie verurteilen, zeigen ihnen gegenüber keine Gnade und halten sie hinter Gittern, statt dass sie zu Hause bei ihren Familien wären, sie kennen weder Tony noch einen der anderen der fünf Kubaner in ihren jeweiligen Zellen. Sie alle flogen auf einem dieser Schmetterlinge nach Havanna.

Metapher für Widerstand

Der promovierte Biologe Jorge Luís Fontenla war eine große Hilfe bei Tonys Arbeit, da er Form und Farbe unserer wunderschönen endemischen Schmetterlinge detailliert beschrieb.

F: Wie schätzen Sie die Darstellung, die Tony von den kubanischen Schmetterlingen gemacht hat, aus wissenschaftlicher Sicht ein?

A: Als Wissenschaftler kann ich sagen, dass die Schmetterlinge sehr gut portraitiert wurden. Was Tony aus seinen Bildern gemacht hat, ist wirklich unglaublich. Die kubanische Öffentlichkeit kann diese Ausstellung besuchen und eine Darstellung der Schmetterlinge sehen, die nahezu identisch mit den ursprünglichen ist; wir können mit Hilfe von Tonys Bildern die Arten in der Natur bestimmen.

F: Was denken Sie über diese von Tony gemalten Schmetterlinge, wo er sie doch nicht sehen konnte?

A: Ich bin sehr erstaunt über seine Geduld unter den Bedingungen, denen er ausgesetzt ist; wenn ich nur daran denke, dass er in der Lage war, künstlerisch tätig zu sein, und das mit außerordentlicher Genauigkeit. Es ist eine komplette Metapher für Widerstand und Patriotismus.

F: Hegen Sie Tony irgend welche besonderen Empfehlungen oder Vorschläge gemacht, bevor er angefangen hat zu malen?

A: In der grafischen Darstellung, die wir von den kubanischen endemischen Schmetterlingen, die im Ökologischen und Systematischen Institut (IES) konserviert wurden, gemacht haben, haben wir versucht, es aus Rück- und Vorderansicht zu tun, weil beide Seiten verschiedene Farben haben; darüber haben wir Tony informiert, damit er es beim Malen der verschiedenen Arten berücksichtigt.

F: Besitzen Sie eine besondere Faszination für Schmetterlinge?

A: In der Tat, als ich anfing, Biologie zu studieren, war mein Hauptfach das Studium der kubanischen endemischen Schmetterlinge, danach habe ich mich den Ameisen gewidmet, aber ja, ich liebe Schmetterlinge.
In unserem Land gibt es nicht so erstaunliche Arten wie in anderen Teilen Amerikas. Trotzdem sind kubanische Schmetterlinge wunderschön; und sie sind als Pollenüberträger außerordentlich wichtig für den ökologischen Kreislauf. Sie sind zweifellos eine sehr interessante Art, und aus symbolischer Sicht repräsentieren sie den Geist einer freien, friedlichen, nützlichen und wunderschönen Natur.

Geflügelte Brücken

Die Zeitung "Juventud Rebelde" sprach auch mit Tonys Schwester María Eugenia Guerrero "Maruchi". Sie bezog sich nicht auf die Helden oder die Anti-Terror-Kämpfer, sie bezog sich nur auf ihren Bruder, den Onkel ihres Sohns Tonito und Gabriels Vater.

"Ich glaube, dass man in allen Bildern von Tony auch die Stärke der anderen vier Brüder im Gefängnis einschätzen kann. Jede Ausstellung, jede Arbeit wird mit dem Ziel gemacht, durch seine Arbeit unseren Kampf fortzusetzen und das Bewusstsein und die Seelen von noch mehr Menschen zu erreichen," sagte Maruchi. "In diesem Mann ist eine Menge Liebe, es gibt eine große Entschlossenheit, nützlich zu sein, mehr Menschen für ihre Sache zu gewinnen und mehr Freunde zu machen.
Tony liebt es in Kontakt mit der Natur zu leben, und vielleicht hat das mit seiner Identität zu tun, mit der Idee, Bilder nach der Natur zu malen," sagte sie.
"Nachdem wir die Bilder der Schmetterlinge bekamen, hatten wir die Gelegenheit, ihn zu besuchen, da auch meine Mutter und mein Neffe Visa bekommen hatten. Dann druckte ich die Bilder aus und schickte sie ihm. Das war im April, und, es war unglaublich, schon im Juni hatte mein Bruder alle Schmetterlinge gemalt."

Laut seiner Schwester sagte Tony: "Jedes Mal, wenn ich male, loben mich alle im Gefängnis für meine Arbeit."

"Einige andere Eigenschaften, die Tony auszeichnen, sind: Er mag es nicht, ein Projekt zu beginnen, ohne es vorher studiert zu haben, und er versucht, es so gut zu machen, wie er kann. Er sagte, es sei nicht für ihn, sondern aus Respekt vor dem Publikum. So lernte er, wie man Schmetterlinge malt," fügte sie hinzu.
"Als ich die Bilder der Schmetterlinge sah, dachte ich, wie schwer es für meinen Bruder sein würde, sie zu malen, die Farben und die Details zu treffen. Schmetterlinge zu malen erschien noch schwerer als Vögel. Aber ich war erstaunt, als ich die Ergebnisse sah," sagte sie stolz.

Dann sprach Maruchi von einer der schönsten Episoden der Reise. "Tony hatte eine Idee, er brütet immer irgend etwas aus. Er sagte: ‚Was hältst du davon, Schwester, wenn wir jedem Schmetterling ein Gedicht widmen, oder ein Lied eines kubanischen Autors, dessen Lyrik sich auf Schmetterlinge bezieht, wie beim kubanischen Sänger und Liedermacher Silvio Rodríguez, der ein Lied über einen Schmetterling gemacht hat, und auch bei Pedro Luís Ferrer; und ich weiß, das es noch viel mehr gibt,'" erinnert sie sich. Und so hat sie es auch gemacht.

La mariposa que pinto
Unas tienen motas blancas,
otras, rayuelas en negro...
La mariposa que pinto
revolotea en mi pecho.
La miro, mueve sus alas;
me mira, ríe, y me alegro
cuando se posa gentil
en la flor que llevo dentro.
Como un suspiro de amor
salta del cáliz abierto
y con su gracia divina
le da colores al cielo.
Primavera sin jardines
bajo nubes del encierro,
pero vuelan mariposas
en acuarelas y en versos.

Gedicht von Antonio Guerrero Rodríguez

Der Fotograf

Liberio Noval spricht darüber, wie er die 25 kubanischen endemischen Schmetterlinge für Antonio Guerrero fotografiert hat, damit der sie im Gefängnis malen kann.

"Das Problem ist, dass Schmetterlinge sehr klein sind, sie sind konserviert, in einer besonderen Umgebung und mit einer besonderen Stecknadel. Der Experte hat sie sehr vorsichtig entnommen und auf einen weißen Hintergrund gelegt. Aber es gibt welche, die sind wirklich klein und ich besitze keine Makrolinse, die man eigentlich in einem solchen Fall benutzen sollte," sagte Liborio.
"Gut, ich machte die Fotos mit einer normalen Linse, und sie waren in Ordnung. Ein Glück für mich. Ich war wirklich besorgt," gab er zu.
"Ich wiederhole, das Verdienst ist allein Tonys ... Ich habe nur die Fotos von den Schmetterlingen gemacht, das ist nichts Kreatives. Es ist nicht das selbe, als bei Gegenlicht ein Bild zu machen. Das Wichtigste ist die Geste der Solidarität, um Tony zu helfen, der einer solch schwierigen Situation ausgesetzt ist. Dreizehn Jahre und die Zeit im ‚Loch', trotz allem wusste er, sich zu erholen. Er sagt, er fühle sich frei, wenn er male. Es ist ein Weg ihm zu zeigen, dass wir auch wünschen, dass sie wirklich frei sind, bei uns."

Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb, db)

(Quelle: http://realcuba.wordpress.com vom 23. Oktober 2011)

Zurück