Antiterroristas, 12. Dezember 2011

Saul Landau ermutigt Aktivisten aus Bosten, sich mit dem Fall der Cuban Five zu befassen

Von Nancy Kohn, 5. Dezember 2011

Boston: Saul Landau, ein international bekannter Wissenschaftler, Autor, Kommentator und Filmemacher über außen- und innenpolitische Angelegenheiten, wurde am Donnerstag dem 1. Dezember im "Jamaica Plain Forum" von 130 Menschen freundlich begrüßt. Das JP-Forum veranstaltet öffentliche Diskussionen über brennende Tagesthemen, meistens über die wachsende wirtschaftliche Ungleichheit. Es ist ein Projekt der "First Church Unitarian Universalist" und dem Program über Ungleichheit und Allgemeinwohl des Instituts für Politische Studien. Saul Landau ist seit 1972 Mitarbeiter im Institut für Politische Studien.
Saul Landau stellte seinen neuesten Film "Will the Real Terrorist Please Stand Up" [Möge der wahre Terrorist bitte aufstehen] vor. Dieser Dokumentarfilm von 2010 beschreibt ein halbes Jahrhundert der Feindseligkeiten zwischen den USA und Kuba und hilft bei der Erklärung, weshalb die Cuban Five Mitte der 90er Terrorzellen in Florida unterwandern mussten, die Kuba zerstören wollen.
Ein Aktivist kommentierte: "Zu hören, wie echte Menschen ehrlich berichten, war höchst aufschlussreich und erstaunlich. Ich glaube, die Unschuld der Fünf wurde klar aufgezeigt."
Ein Rezensent schrieb über den nichterklärten Krieg gegen Kuba: "Vielleicht wurde die beste filmische Zusammenfassung dieser Realität von niemand Anderem geliefert als der derzeitigen Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses Ileana Ros-Lehtinen, die erklärte, dass sie die Ermordung Fidel Castros begrüßen würde. ... Eine Kongressabgeordnete der USA fordert die Ermordung des Staatschefs eines anderen Landes - eine höchst unerhörte, unglaubliche Demonstration dieses nichterklärten Krieges gegen Kuba." Was diesen Kommentar besonders bemerkenswert macht, ist, dass er von Lawrence Wilkerson kommt, einem pensionierten Oberst der US-Armee und Abteilungsleiter unter Außenminister Colin Powell von 2002 bis 2005. Wilkerson wird in dem Film zwei Mal interviewt.
Außerdem beschreibt Antonio Veciana in dem Film drei gescheiterte Mordanschläge, die er gegen Fidel Castro gerichtet hatte - mit Hilfe und Ermunterung der CIA. 1960 hatte Maurice Bishop Veciana für schmutzige CIA-Operationen in Havanna rekrutiert. Veciana beschrieb, wie die CIA gemeinsam mit der Katholischen Kirche ein kubanisches "Gesetz" fälschte, nach dem angeblich den Eltern das Erziehungsrecht für ihre Kinder durch die revolutionäre Regierung entzogen werden sollte. Mit Hilfe dieses gefälschten Dokuments, verbreiteten CIA-Agenten die Geschichte in ganz Kuba und fügten ein Angebot der Katholischen Kirche an, Kinder im Alter von 8 bis 19 Jahren in die Vereinigten Staaten zu bringen. Im Zuge der Operation Peter Pan wurden zwischen 1960 und 1962 14000 kubanische Kinder, meist aus begüterten Familien, aus Kuba geschmuggelt. Veciana erzählte Landau auch, dass seine Agenten am 13. April 1961 das Encanto, das größte Kaufhaus in Havanna, in Brand gesetzt hätten.
Nach dem Film wurde Landau gefragt, warum er nicht ausführlichere Information über die Cuban Five geboten habe. Er erklärte, dass es ihm trotz vieler formaler Anfragen nie erlaubt worden sei, innerhalb der Bundeszuchthäuser [bzw. Bundesgefängnissen, Anm. d. Ü.], in denen die fünf Kubaner seit 1998 gefangen gehalten werden, zu interviewen. Doch er sprach über seine vielen Besuche bei Gerardo Hernández, der im Gefängnis von Victorville zweimal lebenslänglich verbüßt. Er sagte, er habe nie zuvor jemanden von solcher inneren Stärke und Integrität getroffen.
Landau beantwortete auch Fragen zu der skrupellosen Entscheidung von Joan Lenard in Miami, die René González, den ersten der Fünf, der seine Strafe verbüßt hat, die Erlaubnis vorenthält, in sein Heimatland zurückzukehren. Saul sagte, es sei offensichtlich, dass Renés Leben in Südflorida in großer Gefahr sei, wo angeordnet wurde, dass er dort noch 3 Jahre überwachter Freilassung verbüßen solle.
Am Ende dieser Versammlung unterschrieben über 100 Menschen eine Petition an "Attorney General Eric Holder", die ihn um seine Intervention im Fall von René González bittet. Holders Familie stammt aus Barbados, daher erinnert ihn der Begleitbrief zur Petition an die erste Sprengung eines Zivilflugzeuges mitten im Flug von 1976, mit der ein kubanisches Flugzeug, nachdem es von Barbados abgehoben hatte, heruntergeholt wurde. In dem Brief heißt es: "Wir sollten alle über diese Aktion entsetzt sein und verstehen, warum Kuba Augen und Ohren in Miami brauchte, um weitere Anschläge zu verhindern."
Als die Leute die Kirche verließen, nahmen sie Postkarten zur Versendung an Präsident Obama und den Justizminister mit. Alle fühlten sich dazu angeregt, Leserbriefe über die Fünf zu schreiben und Magnethalter mitzunehmen, die sie an jedem 5. des Monats daran erinnerten, Präsident Obama zu kontaktieren, um die unverzügliche Heimkehr von René González zu fordern und die unverzügliche Freilassung aller Cuban 5.
Das Publikum bestand vor allem aus Aktivisten, die sich bereits für viele Angelegenheiten engagieren. Einige von ihnen gaben zu, dass sie gegenüber dem Wirkungsgrad von Petitionen und Postkarten manchmal sehr skeptisch seien. Da war es hilfreich, darauf hinzuweisen, dass dreien der fünf kubanischen Helden ihre Strafmaße 2009 wegen des internationalen Drucks, der nach dem Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft im Prozess fragte, außerordentlich reduziert worden waren.
Jeder öffentliche Solidaritätsakt, der zur Durchbrechung des das schreckliche Unrecht gegenüber den Cuban Five umgebenden Schweigens dient, ist der Sache wert.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: antiterroristas.cu vom 12. Dezember 2011)

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