Weitere Intrigen in Bezug auf die Cuban Five

Von Wayne S. Smith, 13. Januar 2012

Stephen Kimbers in Kürze erscheinendes Buch, "Was liegt jenseits des Wassers?" ist vielleicht der umfassendste Bericht über die Cuban Five, den ich bisher gelesen habe - und dessen Lektüre hinterließ mich mit einem nochmaligen Gefühl der Depression. Kein Wunder! Der Fall hat das Image der Vereinigten Staaten als dem Recht, der Ehre und dem Fairplay verpflichtete Staaten schon lange verpestet. Wie Kimber anmerkt, das Gerichtsverfahren von 2001 war damals eine totale Farce, die sie massiver internationaler Kritik aussetzten - angefangen von 10 Nobelpreisträgern, Hunderten von Juristen, Parlamentsmitgliedern und verschiedenen anderen Organisationen in aller Welt, viele von ihnen schlossen sich den 12 "Amicus Briefs" an, die den Supreme Court um Revision des Falles baten. Und zum ersten Mal in der Geschichte verurteilte die UN-Menschenrechtskommission ein Gerichtsverfahren der Vereinigten Staaten.
Kimber verfolgt den Weg der Kubaner, auf dem sie zu verdeckten Agenten in den Vereinigten Staaten wurden, nicht um gegen die USA zu arbeiten, sondern Information über terroristische Aktivitäten der Exilanten gegen Kuba zu sammeln. Die kubanische Regierung lud dann die Vertreter des FBIs zum Erhalt und zur Diskussion des Beweismaterials für diese terroristischen Aktivitäten und die von den Agenten dazu gesammelten Pläne nach Havanna ein. Das Treffen fand im Juni 1998 statt. Die Kubaner warteten darauf, dass die Vereinigten Staaten etwas gegen die Exilterroristen unternähmen. Doch nichts geschah. Vielmehr bestand die einzige Aktion darin, die Cuban Five zu verhaften, diejenigen, die viel zu dem, dem FBI übergebenen Beweismaterial, beigetragen hatten.
Derzeit verbuchte ich es einfach als ein weiteres Beispiel für die fast chronische Unfähigkeit der US-Regierung, gegenüber Kuba rational zu reagieren - und in diesem Fall, das zu tun, was US-Interessen dient. Nachdem ich Kimbers Buch gelesen habe, sehe ich jedoch jetzt, dass mehr dahinter steckte als nur das. Wir wussten von dem Treffen in Havanna mit dem FBI. Aber wenige wussten - und ich sicher nicht - dass das Treffen von Fidel Castro durch eine Botschaft über Gabriel Garcia Marquez ins Weiße Haus an Präsident Clintons Spitzenberater für Lateinamerika, Thomas McLarty, einem der drei vorrangigen NSC-Beamten [NSC= National Security Council], ausgelöst worden war. Der Kern der Botschaft bestand darin, eine gemeinschaftliche Anstrengung gegen Exilterroristen zu unternehmen - insbesondere im Lichte der kubanischen Information, dass die Exilanten neue Bombenattentate auf Flugzeuge planten - wie die früher von Luis Posada Carriles [maßgeblich] ausgeführten. Laut Garcia Marquez war die Reaktion auf den Gedanken einer gemeinsamen Anstrengung entschieden positiv.
Was dann geschah? Warum das genaue Gegenteil von dem, was beabsichtigt gewesen zu sein scheint? Kimber glaubt, es hatte etwas mit der Ernennung eines neuen Chefinspektors des FBIs zu tun, nämlich der von Hector Pesquera, der den Hardlinern der kubanischen Exilanten nahe stand. Kimber schreibt, dass "Pesquera kurz nach den Verurteilungen in einem Interview mit einem Radiosender von Miami aussagte, er sei einer derjenigen gewesen, die den Fokus seiner Agenten auf die Spionage der Spione umgelenkt habe, um Anklage gegen sie zu erheben." [1]
Und "nach dem Urteil im Verfahren gegen die Cuban Five hatte es Pesquera eilig, auf sein Verdienst hinzuweisen, die Beamten in Washington überredet zu haben, seinem Plan zuzustimmen, d.h. die Cuban Five statt die Terroristen des Exils zu verfolgen. Er erzählte dem Miami Herald, dass der Fall nie vor Gericht gekommen wäre, wenn er nicht direkt beim FBI-Direktor Louis Freeh vorgesprochen hätte." [2]
Kimber fährt fort: " Anscheinend hat Pesquera gleichzeitig von einer Untersuchung des Terrorismus' des Exils abgeraten. Ein FBI-Agent erzählte der Journalistin Annie Bardach, dass sie [die FBI-Agenten] gedacht hätten, dass sie Luís Posada Carriles todsicher anklagen und verhaften würden. Aber dann hatten sie ein Treffen mit dem Chef [d.h. Pesquera], der gesagt habe: 'Nein, viele Leute hier halten Posada für einen Freiheitskämpfer. Wir waren geschockt. Und dann haben sie die gesamten Ermittlungen gegen Posada eingestellt.'" [3]
Kimber hat wiederholt versucht, Pesquera zu interviewen, aber ohne Erfolg. Der war inzwischen beim FBI ausgeschieden und in Rente gegangen und dann hörte er einfach auf, Kimbers E-Mails zu beantworten.
Das Ende war, schließt Kimber, das genaue Gegenteil von dem, was Jahre zuvor beim Treffen im Weißen Haus erwogen worden war. Statt zu versuchen, die Terrorakte des Exils zu unterbinden, verhandelten die Vereinigten Staaten gegen die Cuban Five - obwohl "verhandeln" dass falsche Wort ist, denn das Verfahren war ein Schwindel. Die Staatsanwaltschaft hatte keine wirklichen Beweise und verfiel auf die alte Methode, sie wegen "Verschwörung", illegale Dinge tun zu wollen, anzuklagen. Keine Beweise, und sie wurden in Miami angeklagt, wo die Anti-Castro-Stimmung durch den Fall von Elián González ein so hohes Niveau erreicht hatte, dass man keine Chance hatte, eine unabhängige Jury zusammenzustellen. Die Verteidigung beantragte einen Wechsel des Gerichtsortes, was aber unglaublicherweise abgelehnt wurde.
Am schlimmsten ist der Fall von Gerardo Hernández, der wegen "Verschwörung", Mord begehen zu wollen, zu zwei aufeinanderfolgenden lebenslangen Strafen plus 15 Jahren verurteilt wurde - im Zusammenhang mit den Abschüssen von zwei Flugzeugen der "Brothers to the Rescue" im Februar 1996. Macht nichts, dass es keine Beweise dafür gibt, dass er dafür verantwortlich ist. Aber er sitzt bis heute hinter Gittern, meist in Isolationshaft, und nach all' den Jahren wurde ihm nicht ein einziges Mal gestattet, den Besuch seiner Frau zu empfangen.
Was damals beim Treffen im Weißen Haus mit konstruktiven Absichten begonnen haben mag, endet somit, bis heute - in Schande.

[1] Kimber, "What Lies Across the Water", S. 286.
[2] Kimber, op. cit., S. 286.
[3] Kimber, op. cit., S. 286

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Realcuba's Blog vom 13. Januar 2012)

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