Der Fall Alan Gross und der Fall der "Cuban Five"

17. Januar 2012

Von Salim Lamrani mit Beiträgen von Wayne Smith

Der Weg zur Intensivierung US-kubanischer Verbindungen könnte frei werden. Die Vereinigten Staaten haben ihre kubanisch-amerikanischen Reisebeschränkung aus den USA nach Kuba und alle Auflagen für kubanisch-amerikanische Geldüberweisungen an Familien auf der Insel aufgehoben. Das zu einer Zeit, in der die kubanische Regierung ihre Gesellschaft zu kleinen Privatunternehmen ermutigt, dies eröffnet den Weg zur bedeutsamen Intensivierung der Verbindungen zwischen den beiden Gesellschaften - wie es ein Beobachter ausdrückte: "für einen Zufluss von Kapital aus den USA nach Kuba."
Es gibt allerdings das sprichwörtliche "Haar in der Suppe", und das ist der Fall von Alan Gross, der am 3. Dezember 2009 verhaftet wurde und seitdem den Haupthinderungsgrund für verbesserte Beziehungen darstellt - verbunden mit dem Fall der Cuban Five auf der anderen Seite (doch dazu später mehr).

Wer ist Alan Gross?

Alan Gross ist ein 61-jähriger jüdischer US-Bürger aus Potomac, Maryland, der Angestellter der "Development Alternatives, Inc. (DAI)" [Entwicklungsalternativen AG, Anm. d. Ü.], die ein Subunternehmen der US-Agentur für Internationale Entwicklung (USAID) ist, die ihrerseits in einem Abhängigkeitsverhältnis zum US-Außenministerium steht. Im Dezember 2009, als Gross Kuba gerade mit einem einfachen Touristenvisum verlassen wollte - nach seinem fünften Kuba-Besuch in dem Jahr -, nahmen ihn kubanische Sicherheitsbeamte auf dem Internationalen Flughafen in Havanna fest. Eine Untersuchung hatte Verbindungen zwischen ihm und der internen Opposition zur kubanischen Regierung aufgedeckt. Gross hatte innerhalb der Opposition tragbare Computer und Satellitentelefone verteilt, was zu dem Programm zur "Förderung der Demokratie in Kuba" des State Department gehört. [1]
Als ein Experte für Kommunikation über große Entfernungen hatte Gross reichliche Erfahrung auf diesem Gebiet. Er hatte in über 50 Nationen gearbeitet und während der Militärinterventionen im Irak und Afghanistan, unter Umgehung der örtlichen Behörden, Satellitenkommunikationssysteme verteilt. [2]
Der Besitz von Satellitentelefonen ist [ohne behördliche Genehmigung, Anm. d. Ü.] in Kuba aus nationalen Sicherheitsgründen streng verboten, und ein Konkurrenzkampf mit der staatlichen Monopolstellung über die Telekommunikation ist verboten. [3]

Hilfe für die kubanisch-jüdische Gemeinde?

Das State Department verlangt die Freilassung des Inhaftierten mit den Worten: "Gross arbeitet für internationale Entwicklung und reiste nach Kuba, um Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Havanna zu helfen, sich mit anderen jüdischen Gemeinden in der Welt zu verbinden." Laut Washington waren Gross' Aktivitäten legitim und verletzten das kubanische Gesetz nicht. [4]
Im Oktober 2010, während der alljährlichen Sitzungsperiode der UN-Generalversammlung trafen sich Arturo Valenzuela, der damalige Staatssekretär für inner-amerikanische Angelegenheiten, und Bruno Rodríguez, der kubanische Außenminister, zur Diskussion des Falles Gross. Dies war das wichtigste diplomatische Treffen zwischen den Repräsentanten beider Länder seit Beginn der Obama-Ära. [5]
Alan Gross' Familie sagte auch, dass es bei seinen regelmäßigen Reisen auf die Insel darum gegangen sei, der jüdischen Gemeinde in Havanna Zugang zum Internet zu gewähren und mit Juden in der ganzen Welt kommunizieren zu können. (6) Sein Anwalt Peter J. Kahn unterstützte deren Worte: "Seine Arbeit in Kuba hatte nichts mit Politik zu tun; sie war lediglich darauf gerichtet, einer kleinen, friedlichen und nicht-dissidenten jüdischen Gemeinde in dem Land zu helfen. [7]
Zweifellos hatte Gross Kontakt mit einigen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Kuba. Doch die Leiter der jüdischen Gemeinde in Havanna versichern, dass sie Alan Gross nicht kennen und ihn - trotz seiner fünf Besuche in Kuba 2009 - nie getroffen haben. Adela Dworin, die Präsidentin des Beth- Shalom-Tempels, wies Washingtons Behauptungen zurück. "Es ist beklagenswert [...]. Das Traurigste daran ist, dass sie versuchten, die jüdische Gemeinde in Kuba, die nichts damit zu tun hat, da hineinzuverwickeln."
Mayra Levy, die Sprecherin des "Sephardic Hebraic Center", erklärte, sie habe nicht gewusst, wer Gross war und fügte hinzu, er sei nie in ihrer Institution gewesen. Die Associated Press sagte, "die Leiter der jüdischen Gemeinde in Kuba leugnen, dass der amerikanische Subunternehmer Gross [...] mit ihnen zusammengearbeitet habe." [8] In gleicher Weise berichtete die "Jewisch Telegraphic Agency", dass "die jüdischen Hauptgruppen in Kuba leugneten, irgend welche Verträge mit Alan Gross eingegangen zu sein oder irgend eine Kenntnis von seinem Projekt gehabt zu haben." [9]
Der Geistliche Oden Mariachal, Sekretär des "Consejo de Iglesias de Cuba (CIC)" [kubanischen Kirchenrates, Anm. d. Ü.], zu dem auch die [nicht-katholischen] christlich religiösen Gruppen und die jüdische Gemeinde in Kuba gehören, bestätigte diese Position bei einem Treffen mit Peter Brennan, dem Koordinator des State Department für kubanische Angelegenheiten. Anlässlich der in Washington 2010 abgehaltenen Generalversammlung der "Kirchen Christi" in den USA, wies der religiöse Führer die Unterstellungen von Gross zurück. "Was wir klarstellten, ist das, was uns die jüdische Gemeinde als Mitglied des kubanischen Kirchenrates gesagt hatten: ‚Wir hatten nie eine Beziehung zu diesem Herrn; er brachte uns nie irgend eine Ausrüstung.' Sie leugneten jede Art von Beziehung zu Alan Gross." [10]
Tatsächlich ist die kubanisch-jüdische Gemeinde - weit entfernt davon, isoliert zu sein - in die Gesellschaft integriert und hat ausgezeichnete Beziehungen zu den politischen Behörden der Insel. Fidel Castro erklärte, obwohl er der israelischen Politik in den besetzten Gebieten sehr kritisch gegenüber stehe, gegenüber dem amerikanischen Journalisten Jeffrey Goldberg, dass in der Geschichte "niemand je so verleumdet wurde wie die Juden. Sie wurden aus ihrem Land ausgewiesen, überall auf der Welt verfolgt und misshandelt. Die Juden haben ein schwereres Dasein als wir. Nichts kann man mit dem Holocaust vergleichen," sagte er. [11]
Der kubanische Präsident Raúl Castro besuchte die religiöse Feier für Hanukkah - dem Lichterfest - in der Shalom Synagoge in Havanna, im Dezember 2010. Der Besuch wurde live vom kubanischen Fernsehen übertragen und auf der Titelseite der Zeitung Granma veröffentlicht. Er ergriff die Gelegenheit, "die kubanisch-jüdische Gemeinde und die sagenhafte Geschichte des hebräischen Volkes" zu grüßen. [12]
Außerdem hat die kubanisch-jüdische Gemeinde dank der Hilfe anderer jüdischer Instanzen wie der "B'nai Brith" und dem kubanisch-jüdischen "Relief Project" [Erleichterungsprojekt, Anm. d. Ü.], dem kanadisch-jüdischen Kongress (CJC), dem "World ORT", dem "Joint Distribution Committee (JDC) oder dem "United Jewish Committee (UCJ)", alle notwendigen technologischen Einrichtungen, um mit dem Rest der Welt zu kommunizieren: das alles wird von den kubanischen Behörden unterstützt. [13]
Arturo López-Levy, der Sekretär der "B'nai Brith" in der Zeit von 1999 bis 2001 und heutige Professor an der Denver University, ist gegenüber der US-Version des Falles Gross ebenfalls skeptisch. Er erklärte zu dem Thema: "Gross wurde nicht wegen seines Judentums oder wegen seiner angeblichen Aktivitäten zur technischen Unterstützung der kubanisch-jüdischen Gemeinde verhaftet, die schon ein Informatik-Labor, elektronische Mail und Internetzugang hatten, bevor er nach Havanna kam. [Die Juden in Kuba] versammeln sich nicht zur Verschwörung mit der politischen Opposition in einer Synagoge, denn sie würden damit ihre Kooperation mit der Regierung aufs Spiel setzen, die für ihre Aktivitäten erforderlich ist: das Einwanderungsprogramm nach Israel, das Geburtsrecht-Projekt, über das junge kubanische Juden jedes Jahr nach Israel reisen können oder um humanitäre Hilfe zu vermitteln. Um das Wichtigste zu schützen, halten sie sich so weit wie möglich von den US-Programmen der politischen Einmischung in kubanische innere Angelegenheiten fern. Gross reiste nicht nach Kuba, um mit irgend einer jüdischen Organisation zu arbeiten, sondern wegen USAID." [14]

Wayne S. Smith, von 1979 bis 1982 Leiter der US-Interessenvertretung in Kuba und heute Direktor des Kuba-Programms im "Center for International Policy" in Washington, sagte, "mit anderen Worten: Gross war an einem Programm beteiligt, dessen Absichten gegenüber Kuba eindeutig feindselig waren, denn dessen Ziel ist nichts Geringeres als der Regimewechsel." [15]

Illegale Aktivitäten nach Meinung kubanischer Behörden

Kubanische Behörden verdächtigten Gross der Spionage und der Aktivitäten zum Zwecke innerer Staatsgefährdung. [16] Ricardo Alarcón, der Präsident des kubanischen Parlaments, erklärte, er habe die Gesetze des Landes verletzt. "Er verletzte kubanische Gesetze, nationale Souveränität und beging Verbrechen, die in den USA sehr streng bestraft werden." [17]
Gross, ein USAID-.Angestellter, lieferte hoch entwickelte Kommunikationsausrüstung. Die Verteilung und der Gebrauch von Satellitentelefonen ist in Kuba geregelt, und es ist verboten, sie ohne Genehmigung zu importieren. Auf der anderen Seite heißt es in Artikel 11 des kubanischen Gesetzestextes 88: "Derjenige, der um die in diesem Gesetz aufgeführten Akte zu begehen, finanzielle, materielle oder andere Mittel von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, deren Agenturen, Abhängigkeitsverhältnissen, Vertretern, Beamten oder von deren privaten Instanzen erhält, verteilt oder sich daran beteiligt, wird Gefängnisstrafen von 3 bis 8 Jahren unterworfen." [18] Diese Strenge ist keine Eigenheit der kubanischen Rechtsprechung. Das US-Gesetz schreibt für solche Verbrechen ähnliche Strafen vor. Das Registrierungsgesetz für ausländische unregistrierte Agenten schreibt vor, dass jeder unregistrierte Agent "der Zuwendungen, Kredite, Geld oder irgend welche wertvolle Dinge für seine Interessen sammelt, zur Verfügung stellt oder ausgibt" mit einer Strafe von fünf Jahren Gefängnis und einem Bußgeld von 10.000 Dollar rechnen muss. [19]
Die französische Rechsprechung bestraft ebenfalls derartige Aktionen. Laut Artikel 411-8 des Strafgesetzbuches heißt es: "Handlungen im Auftrag einer ausländischen Macht, einer ausländischen Firma oder Organisation oder einer Organisation oder Firma unter der Kontrolle eines ausländischen Agenten, jeder Akt mit dem Ziel Geräte, Informationen, Verfahren, Maschinen, Dokumente, Daten oder Dateien zur Verfügung zu stellen, deren Verwertung, Verteilung oder Sammlung ihrem Wesen nach gegen die fundamentalen Interessen der Nation verwendet werden können, wird mit zehn Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 150.000 Euro bestraft. [20]
Am 4. Februar 2011 hat der Staatsanwalt der Republik Kuba Alan Gross wegen "Handlungen gegen die Integrität und Unabhängigkeit des Staates" angeklagt und eine Strafe von 20 Jahren gefordert. Am 12. März 2011 wurde Gross schließlich zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. [21] Sein Verteidiger Peter J. Kahn bedauerte, dass sein Klient "inmitten eines politischen Disputs zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten gefangen" gewesen sei. [22]
Die New York Times erinnert sich, dass Gross "im letzten Dezember in Kuba während eines semi-heimlichen USAID-Programs verhaftet wurde, einem ausländischen Hilfsdienst des State Departments zur Untergrabung der kubanischen Regierung." Die New Yorker Zeitung berichtet ebenfalls: "US-Behörden haben zugegeben, dass Mr. Gross Kuba ohne ein ordnungsgemäßes Visum betreten und gesagt habe, er habe Satelliten-Telefone an religiöse Gruppen verteilt." [23]
Seit 1992 mit der Annahme des Torricelli-Acts geben die USA offen zu, dass ihre Absicht gegenüber Kuba ein "Regimewechsel" sei, und ein Pfeiler dieser Politik sei die Organisierung, Finanzierung und Ausrüstung einer internen Opposition. [24]
USAID, die mit der Durchführung des Plans beauftragt ist, gibt zu, dass sie als Teil des Programms die kubanische Opposition finanziert. Laut der Agentur betrug der Betrag zur Hilfe der kubanischen Dissidenten im Steuerjahr 2009 15,62 Millionen Dollar. Seit 1996 wurden insgesamt 140 Millionen Dollar für den Sturz der kubanischen Regierung zur Verfügung gestellt. "Der größte Teil des Betrags ist für Personen in Kuba. Unsere Absicht ist es, den Betrag zur Unterstützung der Kubaner auf der Insel zu maximieren." [25]
Außerdem betont die Regierungsagentur das Folgende: "Wir haben in einer Zeitspanne von zehn Jahren Hunderte von Journalisten ausgebildet, und deren Arbeiten findet man jetzt in den internationalen Mainstream-Medien." Ausgebildet und bezahlt von den USA dienen sie vor allem den Interessen Washingtons, dessen Ziel ein "Regimewechsel" auf der Insel ist. [26]
Aus juristischer Sicht bringt diese Realität tatsächlich die Dissidenten, die die von USAID angebotenen Bezüge annehmen, in die Position von Agenten im Dienst einer ausländischen Macht, was einen ernsten Verstoß gegen das kubanische Strafgesetzbuch darstellt. Die Agentur ist sich dieser Realität bewusst und erinnert einfach: "Niemand ist verpflichtet das anzunehmen oder Teil des Programms der Vereinigten Staaten zu werden." [27]
Judy Gross, der Frau von Alan Gross, wurde im Juli 2010 zum erstenmal erlaubt, ihn im Gefängnis zu besuchen. [28] Sie ergriff die Gelegenheit, um dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro eine Brief zu schicken, in dem sie ihrem Bedauern Ausdruck verleiht und sich für die Handlungen ihres Ehemannes entschuldigt. "Ich habe heute verstanden, dass die kubanische Regierung die Art von Arbeit, der mein Mann in Kuba nachgegangen ist, nicht schätzt. Es war nie seine Absicht, Ihre Regierung zu verletzen." [29]
Judy Gross beschuldigt außerdem das State Department, Ihrem Mann nicht erklärt zu haben, dass seine Aktivitäten in Kuba illegal sind. "Wenn Alan gewusst hätte, dass ihm in Kuba etwas passieren könnte, hätte er so etwas nie getan. Ich glaube, er wurde nicht eindeutig über die Risiken aufgeklärt." [30]

Ein Ausweg?

Klar, Alan Gross hat das Gesetz übertreten. Darüber kann es keinen Zweifel geben. Auf der anderen Seite scheint er wenig Schaden angerichtet zu haben. Seine anhaltende Inhaftierung hat den USA keinen wichtigen Vorteil verschafft. Seine Entlassung, auf der anderen Seite, könnte ein wichtiger Schritt in Richtung verbesserter Beziehungen zwischen den USA und Kuba sein, besonders wenn er bei dem Verfahren darauf vorbereitet wird, sich für seine Handlungen zu entschuldigen.
Es gibt allerdings noch eine andere Seite in der Angelegenheit, und das hat mit den so genannten Cuban Five zutun. Genau wie die USA nicht willens zu sein scheinen bei den Beziehungen voranzukommen, bevor sich nichts im Fall von Gross bewegt, ist Kuba abgeneigt, sich ohne Fortschritt im Fall der Cuban Five, die 1998 verhaftet wurden, zu bewegen. Sie waren von der kubanischen
Regierung nach einer Serie von Bombenattentaten auf kubanische Touristenzentren in Havanna in die USA geschickt worden, um terroristische Anti-Castro-Gruppen in Florida zu unterwandern und sich Informationen zu verschaffen. [Sie waren schon vorher in Florida, konnten diese Attentate aber nicht verhindern, weil diese von El Salvador aus organisiert worden waren. Anm. d. Ü.] Die Idee war, die Informationen dem FBI zur Verfügung zu stellen, damit es Maßnahmen ergreifen kann, um die Terroristen im Exil aufzuhalten. Im Juni 1998 wurde in Havanna ein Treffen von Repräsentanten des FBIs und Kubas über mehrere Tage abgehalten und dem FBI etwa 40 Ordner mit Beweisen übergeben. Dann warteten die Kubaner darauf, dass die USA etwas gegen die Terroristen unternehmen.
Es geschah nichts bis das FBI kurze Zeit später damit begann, die Cuban Five zu verhaften. Mit anderen Worten, sie verhafteten diejenigen, die die Beweise zur Verfügung gestellt hatten, anstatt die Terroristen. Die Fünf wurden verhaftet, gegen sie verhandelt und verurteilt, obwohl "verhandeln" dass falsche Wort ist, denn das Verfahren war ein Schwindel. Die Staatsanwaltschaft hatte keine wirklichen Beweise und verfiel auf die alte Methode, sie wegen "Verschwörung", illegale Dinge tun zu wollen, anzuklagen. Keine Beweise, und sie wurden in Miami angeklagt, wo die Anti-Castro-Stimmung durch den Fall von Elián González ein so hohes Niveau erreicht hatte, dass man keine Chance hatte, eine unabhängige Jury zusammenzustellen. Die Verteidigung beantragte einen Wechsel des Gerichtsortes, was aber unglaublicherweise abgelehnt wurde.
Am schlimmsten ist der Fall von Gerardo Hernández, der wegen "Verschwörung", Mord begehen zu wollen, zu zwei aufeinanderfolgenden lebenslangen Strafen plus 15 Jahren verurteilt wurde - im Zusammenhang mit den Abschüssen von zwei Flugzeugen der "Brothers to the Rescue" im Februar 1996. Macht nichts, dass es keine Beweise dafür gibt, dass er dafür verantwortlich ist. Aber er sitzt bis heute hinter Gittern, meist in Isolationshaft, und nach all' den Jahren wurde ihm nicht ein einziges Mal gestattet, den Besuch seiner Frau zu empfangen.
Die Ungerechtigkeit in diesem Fall beschädigt das Ansehen der USA bei der Einhaltung gesetzlicher Regeln. Das muss korrigiert werden. Diese Männer Jahr für Jahr ohne tatsächliche Beweise für irgendein Verbrechen außer nichtregistrierte Agenten einer ausländischen Macht zu sein, ist ein Relikt aus dem Kalten Krieg - obwohl das schon damals ungerechtfertigt war. Aber jetzt, wo der Kalte Krieg vorbei ist, und jede Möglichkeit für den Beginn neuer Beziehungen zwischen den USA und Kuba besteht, wird es unverantwortlich und kontraproduktiv. Es ist sicher an der Zeit, eine Überprüfung all' dieser Fälle durchzuführen und dann diesen Männern zu erlauben, zu ihren Familien zurückzukehren. Einer, René González, wurde bereits aus dem Gefängnis entlassen um weitere drei Jahre seiner Bewährung abzuleisten, aber gleichzeitig wird ihm unglaublicherweise nicht erlaubt, nach Kuba zurückzukehren, um bei seiner Frau zu sein, die er all' die Jahre nicht gesehen hat. Das, nämlich seine Rückkehr nach Kuba zu erlauben, sollte vielleicht der erste Schritt in dem Prozess sein.
Und das geht, wenn die USA anfangen, sich im Fall der Cuban Five zu bewegen, ohne zu sagen, Kuba sollte Alan Gross entlassen, damit der zu seiner Familie zurückkehren kann.
Es sollte angemerkt werden, dass Alan Gross selbst vorgeschlagen hat, es sollte etwas Gegenseitiges in diesen Fällen geben. "Angesichts des kürzlichen Austauschs des israelischen Soldaten Gilad Shalit gegen 1000 palästinensische Gefangene, war es Gross klar, dass er sich wünschte, die Vereinigten Staaten und Kuba sollten eine ähnliche Geste für ihn und die Cuban Five machen," erklärte Rabbi Davis Shneyer, der Gross in Havanna besucht hatte. [31]

Salim Lamrani, Dr. für Iberische und Lateinamerikanische Studien der Pariser Sorbonne-Universität, ist Außerordentlicher Professor an der Sorbonne und der "Est Marne-la- Vallée Universität". Er ist französischer Journalist und spezialisiert auf die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten. Er hat kürzlich das Buch "Etat de siege. Les sanctions economiques des Etats-Unis contre Cuba" [Belagerter Staat. Die wirtschaftlichen Sanktionen der Vereinigten Staaten gegen Kuba] mit einem Vorwort von Wayne Smith veröffentlicht.

Wayne S. Smith, jetzt Direktor des Kubaprojekts am Zentrum für Internationale Politik, war von 1979 bis 1982 Leiter der US-Interessenvertretung in Havanna und ist Autor von "The Closest of Enemies" (New York: W.W. Norton, 1987).

Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Realcuba's Blog vom 17. Januar 2012)

Fußnoten

[1] Jeff Franks, <>, Reuter, October 24, 2010.

[2] Phillip J. Crowley, <>, op. cit.; Saul Landau, <>, Counterpunch, July 30, 2010.
http://www.counterpunch.org/landau07302010.html (site consulted on February 18, 2011).
[3] Ibid.

[4] Phillip J. Crowley, <>, op. cit

[5] Paul Haven, <>, The Associated Press, October 18, 2010

[6] Anthony Broadle, <>, Reuters, October 24, 2010.

[7] Juan O. Tamayo, <>, El Nuevo Herald, February 5, 2011.

[8] Andrea Rodríguez, <>, The Associated Press, December 2, 2010.

[9] Jewish Telegraphic Agency, <>, February 6, 2011.

[10] Andrea Rodrígues, <>, The Associated Press, December 2, 2010.

[11] Jeffrey Goldberg, <> The Atlantic, December 7, 2010.
http://www.theatlantic.com/international/archive/2010/09/castro-no-one-has-been-slandered-more-than-tthe-jews/62566/ (site consulted on February 18, 2011).

[12] The Associated Press, <>; Juan O. Tamayo, <>, El Nuevo Herald, December 6, 2010.

[13] Comunidad Hebrea de Cuba, <>
.http://www.chcuba.org/espanol/ayuda/quienes.htm (site consulted on February 18, 2011).
[14] Arturo López-Levy, <>, August 2010.
http://www.thewashintonnote.com/archives/2010/08freeing_alan_gr/ (site consulted on February 18, 2011).

[15] Wayne S. Smith, <>, Center for International Policy, March 2011.
http://ciponline.org/pressroom/articles/030411_Smith_Intelligence_Brief_Gross.htm(site consulted on March 13, 2011).

[16] Paul Haven, <>, The Associated Press, February 19, 2010.

[17] Andrea Rodriguez, <>, The Associated Press, December 11, 2010.

[18] Ley de protección de la independencia nacional y la economía de Cuba (LEY N°. 88), Artículo 11.
[19] U.S. Code, Title 22, Chapter 11, Subchapter II, § 611, iii <>, § 618, a, 1 <>.

[20] Code Penal, Partie legislative, Livre, Titre Ier, Chapitre I, Section 3, Article 411-8.

[21] William Booth, <>, The Associated Press, February 4, 2011.

[22] Paul Haven <>, The Associated Press, February 4, 2011.

[23] Ginger Thompson, <>, The New York Times, October 24, 2010.

[24] Cuban Democracy Act, Titulo XVII, Artículo 1705, 1992.

[25] Along the Malecon, <>, October 25, 2010.
http://alongthemalecon.blogspot.com/2010/10/exclusive-q-with-usaid.html (site consulted on October 26, 2010); Tracey Eaton, <>, El Nuevo Herald, December 3, 2010.

[26] Ibid.

[27] Ibid.

[28] Jessica Gresko, <>, The Associated Press, October 26, 2010.

[29] Anthony Boadle, <>, op. cit. ; Jeff Frank, <>, Reuters, October 24, 2010.

[30]Anthony Boadle, <>, op. cit EFE, <>, February 8, 2011.

[31] Agence France Presse, <> November 8, 2011.

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