Counterpunch, Wochenendausgabe, 11.-13. Mai 2012

Befreit Kuba! Brennt das Reisebüro nieder!!

Die Macho-Gewalt der kubanischen Exilanten

Von Saul Landau

Du kannst durchaus gegen das Anti-Castro-Gewaltdogma sein, doch eine derartige Meinungsverschiedenheit könnte tödlich für dich sein oder dein Geschäft könnte abgefackelt werden, wie es mit der Flugreiseagenturgesellschaft am 25. April geschah. Einige Exilkubaner nehmen die Meinungsfreiheit anscheinend so ernst, dass sie diejenigen bestrafen, die sie auf "unangemessene" Weise nutzen.
Miami wurde über mehr als fünf Jahrzehnte Zeuge zahlloser Zwischenfälle, bei denen diejenigen, die ihre eigene Ansicht darüber, wie man Kuba die Freiheit bringen könnte, als so einwandfrei und unverrückbar ansehen, dass jeder, der ihre Doktrin anficht, eine Bombe, eine Kugel oder Brandbeschleuniger verdiene.
Ironischerweise üben diese Extremisten ihre Macho-Gewalt nicht in Kuba aus. Sie suchen sich sicherere Orte. Orlando Bosch und sein Kollege Luis Posada Carriles sagten, sie versuchten, Kuba dadurch zu befreien, dass sie 1976 einen Bombenanschlag auf ein kubanisches Zivilflugzeug über Barbados ausheckten. Wenn man an die Befreiung Kubas glaubt, ist einem nach ihrer Logik erlaubt, alle 73 Passagiere an Bord zu töten. Wie dies geholfen hat, Kuba zu befreien - also, das ist bekannt.
Wenn man für die Freiheit Kubas kämpft - oder behauptet, es zu tun - dann erhält man die Lizenz Gottes zur Zerstörung oder Einschüchterung auch innerhalb der Vereinigten Staaten oder überall sonst. Tatsächlich fanden in Miami Hunderte von Bombenanschlägen, Schießereien und Brandstiftungen statt - all' dieses Chaos wurde im Namen der glorreichen Sache, der Befreiung Kubas, angerichtet, obwohl bisher eigentlich niemand erklärt hat, wie Feuer und Schießereien in Miami helfen, Kuba zu befreien.
Stattdessen war die Mehrzahl dieser "Befreiungs"-Gewalttaten auf Zivilisten in den Vereinigten Staaten gerichtet.
Haben die Tötungen in New York und Los Angeles und die Bombenanschläge sowie die Abfackelung eines Kinos in New York (wo mein Film "Fidel" 1970 uraufgeführt werden sollte), weil sie den Film, den sie nicht einmal gesehen hatten, nicht mochten, geholfen, Kuba zu befreien? Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre nahm ein Kampfflieger Kurs auf "Marazul Travel" - eine Agentur, die legale Reisen nach Kuba anbot. Es schlugen drei Molotowcocktails in die Marazul-Büros ein. Nach Kuba zu reisen, das wurde gemäß der Religion des "Kampfes zur Befreiung Kubas" zu einer Sünde.
Seit den 1960er bis in die 1980er Jahre konnte man sich bei einem "Wegbomb"-Spiel eher Miami vorstellen als ein Videospiel über Aliens im Weltraum. Und diese Gleichsetzung, dass "Gewalt gegen Menschen, die damit, dass Gewaltanwendung in den Vereinigten Staaten Kuba befreien werde, nicht einverstanden sind," besteht weiterhin.
Am 25. April 2012, über fünfzig Jahre, nachdem die kubanischen Revolutionäre die Macht ergriffen hatten, brannten die von Gott legitimierten Terroristen die Büros einer Fluglinienchartergesellschaft nieder, angeblich weil sie Pilger nach Kuba flogen. Wie solche Aktionen ihre Sache der Freiheit für Kuba voranbringen, bleibt ein logisches Mysterium - oder waren sie vielleicht ein Vorwand für tiefgründigere Motive.
Den Zielen der Gewalt waren zwei Eigenschaften gemeinsam: 1) sie handelten dem Diktat des extremistischen Flügels der Exilanten zuwider, die von jedem verlangen, sich ihren Ansichten zu unterwerfen oder die Konsequenzen zu tragen, 2) sie hatten keine Chance, sich zu verteidigen.
Der letzte "Sünder", der die "selbstgesalbten" Brandstifter geärgert hat, war die Besitzerin von Airlines Broker Co. Vivian Mannerud, die zu Miamis Kanal 10 sagte: "Es ist nicht nur verbrannt. Es ist pulverisiert." Sie starrte auf die Asche dessen, was einst ihre Charter-Firma beherbergte. "Ich habe noch nie gesehen, dass ein Feuer Dinge pulverisiert. Ich habe so etwas nur auf Bildern nach der Atombombe in Hiroschima gesehen."
Fahnder mit Hunden, die auf den Geruch von Brandbeschleunigern dressiert sind, fanden heraus, dass das Feuer "vorsätzlich" gelegt worden war. Also, die Brandstifter erledigten einen professionellen Job, wie es ihre Vorgänger taten, die Bombenleger und Heckenschützen bei ihren zahllosen Morden und Körperverletzungen in Miami, New York, San Juan und Washington, DC - natürlich immer nur, um Kuba zu befreien.
Im März hatte die Erzdiözese von Miami, die schon 1998 während eines vorherigen Papstbesuches (Johannes Paul II) in Kuba Bombendrohungen erhalten hatte, einen Vertrag mit Manneruds Firma geschlossen, einige Hundert der Gläubigen von Südflorida auf die Insel zu bringen. War das das Motiv? Oder hing es mit der Sünde ihres Vaters zusammen, der die Charter-Firma 1982 gegründet hatte und in einem Verfahren gegen Eduardo Arocena von der "Kubanischen Nationalistischen Bewegung" und seinem "Aktionsarm" "Omega 7" ausgesagt hatte. Die Jury verurteilte Arocena.
Wäre das Netzwerk der Cuban Five in Miami geblieben, hätte es die Gruppe, die Manneruds Firma abgefackelt hat, vielleicht unterwandert und der Polizei einen Tipp von der Gaunerei gegeben. Aber diese Antiterroristen bleiben in Bundesgewahrsam, während die Brandstifter durch Miamis Straßen schlendern, wie Luís Posada Carriles, der in einer Bank von Coral Gables seine Gemälde ausstellt.
Die "Patrioten" haben keinen Plan, "Kuba zu befreien", sie haben nur Rhetorik wie "bringt Freiheit zurück nach Kuba" (gab es vor der Revolution nicht in Kuba), und "beseitigt die Diktatur" (die einige von ihnen unter Batista unterstützten). Aber Jahrzehnte der Gewalt in den Vereinigten Staaten, haben diesem Land geschadet, aber keinen Einfluss auf Kuba. Ironischerweise streiten die machohaften Verbrecher ihre Taten ab, werden aber nichtsdestotrotz dafür geehrt und nehmen die Ehrung an.
Sie können nicht erklären, wie die Zerstörung einer Reiseagentur in Coral Gables helfen soll, Kuba zu befreien. "Das Geld, das die Besucher in Kuba ausgeben, hilft den Castros." Als ob das Ausbomben von Reiseagenturen das Reisen verhindert!
Kommen wir von der wenig überzeugenden Rhetorik zu niederen Motiven. Bestreiten die Gewalttäter ihren Lebensunterhalt durch Gewalt? Erhielten die Nachbarn der Charter-Firma nach dem Brand vom 25. April noch Besuche? "Heh, Sie haben einen hübschen Laden hier ..." Man kennt den Dialog der Sopranos.(1) Nur exilkubanische Kriminelle bereiten ihr Notlager mit "patriotischer" Rhetorik. Ich bin trotzdem sicher, dass gewählte Vertreter aus der Umgebung Miamis gegen diesen Terrorakt sind, trotz ihres ohrenbetäubenden Schweigens.

Saul Landaus "WILL THE REAL TERRORIST PLEASE STAND UP" [Möge der wahre Terrorist bitte aufstehen] und sein "FIDEL" werden vom Cinema Libre Studio vertrieben. Er ist Mitarbeiter am Institut für Politische Studien.

(1) Wikipedia: Die Sopranos ist eine US-amerikanische Fernsehserie, die vom Leben einer fiktiven italo-amerikanischen Mafiafamilie in New Jersey handelt.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: CounterPunch vom 12. Mai 2012)

Zurück