Ein erfundener Mord IV
Gekidnapptes BildmaterialRicardo Alarcón de Quesada
Die Frage nach von den US-Satelliten aufgezeichneten Bildern der Ereignisse vom 24. Februar 1996, den Bildern, die von der "International Civil Aviation Organization (ICAO)" [Internationale Luftfahrtbehörde, Anm. d.Ü.] für den Bericht an den UN-Sicherheitsrat angefordert worden waren, wurde beim Prozess in Miami wieder aktuell. Die genaue Ortsbestimmung des Zwischenfalls war für Gerardo irrelevant, weil er völlig außerhalb dieser Aktion gestanden hatte, wo auch immer sie geschehen sein mochte. Es war jedoch für die Sache des Gerichts entscheidend, da es nur zur Rechtsprechung befugt war, wenn der bedauerliche Vorfall außerhalb kubanischen Territoriums stattgefunden hätte.
In Miami wurde die Sache mit den widersprüchlichen Daten wieder aufgegriffen. Es war ein Expertenzeuge für die Regierung, ein pensionierter Luftfahrtbeamter, der die Sache beim Namen nannte, vielleicht weil er glaubte, es könne die Diskussion klären, fragte er einfach: "Warum sehen wir uns nicht unsere Satellitenbilder an?" Die Verteidigung griff die Idee sofort auf, eignete sie sich an und legte der Richterin einen Antrag vor, die Regierung anzuweisen, das Bildmaterial vorzulegen. Die Staatsanwaltschaft verweigerte sich diesem Antrag hartnäckig. Nun ging es in dem Disput nicht mehr um den Ort des Zwischenfalls in der Luft, sondern um den Aufenthaltsort des Bildmaterials, das die Angelegenheit vermutlich klären könnte. Das Gericht ergriff die Seite der Regierung und gab der Petition nicht statt. Seit damals ist beachtlicher Aufwand betrieben worden, um das so berühmte wie verschwundene Bildmaterial aufzufinden. Das "Center for Human Rights and Constitutional Law" [Zentrum für Menschenrechte und Verfassungsrecht, Anm. d. Ü.], eine respektable private Institution, hat zahllose Versuche gestartet, um es zu erlangen - bis heute allesamt vergeblich. Gestützt auf den "Freedom of Information Act" (FOIA) [Gesetz zur Freiheit der Information] hat das Zentrum wiederholt Anfragen an die offiziellen Stellen gerichtet, die die US-Satelliten verwalten. Alle haben es abgelehnt, den Anfragen nachzukommen. Das Zentrum hat auch juristische Mittel ergriffen und wartet zurzeit auf das Urteil des Berufungsgerichts von Kalifornien. Ein ähnlicher Anspruch ist Teil des Habeas-Corpus-Antrags, der im Namen von Gerardo Hernández Nordelo eingereicht wurde. Wie der Leser sicherlich schon erraten hat, hat die Staatsanwaltschaft in ihrer Antwort bereits eine Freigabe der Bilder abgelehnt. Die Regierung der Vereinigten Staaten lehnt beharrlich die Freigabe der Bilder ab, die von ihren eigenen Satelliten aufgenommen wurden. Offensichtlich sind die einzigen Menschen, die sie [die Bilder] prüfen dürfen, die US-Autoritäten, die gleichzeitig die Aufgabe übernommen haben, irgendjemanden sonst daran zu hindern, sie zu sehen. Weder der CIAO, noch dem UN-Sicherheitsrat, noch dem Bundesgericht, noch der US-Zivilgesellschaft wurde erlaubt, sie zu sehen. Nur der Regierung. Niemandem sonst. Mehr als 16 Jahre sind vergangen, seit sie hermetisch weggeschlossen wurden. Die Satelliten-Bilder wurden ganz einfach gekidnappt, sind verschwunden. Wie kann man ein solches Vorgehen erklären? Welche andere Erklärung könnte es angesichts der Tatsache geben, dass diejenigen in der US-Regierung, die die Bilder gesehen haben - die einzigen, die sich in dieser privilegierten Position befinden - wissen, dass sie beweisen, dass der Zwischenfall auf kubanischem Territorium stattfand? Das ist der einzige Weg zu erklären, dass die Bilder ebenfalls verurteilt werden mussten, in Isolationshaft genommen werden und in einem bodenlosen Loch versinken. Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db) (Quelle: antiterroristas.cu , vom 1. Oktober 2012)
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