Ein erfundener Mord II
Der PlanRicardo Alarcón de Quesada
Der Anklagepunkt Nr. 3, der im Mai 1999, knapp acht Monate nach seiner Inhaftierung, gegen Gerardo Hernández Nordelo hinzugefügt wurde, basiert auf einer falschen - mehr als falschen, ja, auf einer absurden Prämisse, nämlich der erlogenen Existenz eines Plans der kubanischen Regierung, US-Flugzeuge über internationalem Gewässer angreifen zu wollen. Dies kommt einer Behauptung gleich, Kuba habe eine militärische Konfrontation mit seinem mächtigen Nachbarn gewollt. Kann irgend jemand glauben, dass das in der Absicht eines Landes gelegen habe, das nie irgend ein Land angegriffen hatte und dies ausgerechnet in dem Augenblick, als es gerade durch die ärgste Wirtschaftskrise seiner Geschichte ging? Was hätte es von einem Krieg mit den Vereinigten Staaten gehabt?
Das erste Problem bei etwas so fieberhaft Erfundenem ist, dass es jede Menge Dokumentationen darüber gibt, die das genaue Gegenteil beweisen. Abgesehen von der öffentlichen Beschuldigung protestierte Kuba mit diplomatischen Noten gegen jede Verletzung seines Territoriums. Diese Noten waren in Washington für dessen Gegenmaßnahmen zur Verhütung von Wiederholungen solcher Aktionen erforderlich. Gleichzeitig pflegten wir diskrete Kontakte mit dem US-Außenministerium und dem Weißen Haus auf höchster Ebene, bei denen wir jeweils unsere Sorge zum Ausdruck brachten und ihre Hilfe zur Vermeidung einer Konfrontation beantragten. Präsident Fidel Castro war persönlich an diesen Bemühungen beteiligt. Bill Clinton versprach daraufhin, die Provokationen würden sich nicht wiederholen. In Beantwortung unserer diplomatischen Noten informierte uns das State Department darüber, dass es ein Verfahren zur Entziehung der Fluglizenz von José Basulto, dem Leiter der provokanten Gruppe, eingeleitet hätte, und sie baten um zusätzliche Information, die sie erhielten und dann formell-schriftlich bestätigten. Übrigens trieb Herr Basulto seine Dummheit soweit, dass er öffentlich erklärte, Kubas Wirtschaft liege so sehr am Boden, dass es keine Mittel habe, seine Grenzen zu schützen, und er kündigte an, seine Provokationen fortzusetzen. Der 24. Februar 1996 war ein lauwarmer sonniger Tag, ein vergnüglicher Samstag, an dem niemand eine Tragödie vorhersah. Am Malecón sahen viele einem Schnellbootwettkampf zu. Andere waren mit der Vorbereitung der vorletzten Karnevalsparade beschäftigt. Viele andere machten sich zum Stadion auf, um sich an dem entscheidenden Baseball-Spiel zu erfreuen, bei dem das Team der Hauptstadt auf seinen Hauptgegner treffen sollte. An der Universität feierten wir gerade den 40. Jahrestag der Gründung des Revolutionären Direktorats der FEU (Bündnis der Universitätsstudenten) und am Nachmittag feierten alte Kämpfer und Studenten den Tag gemeinsam an der Küste. Tausende von Einwohnern Havannas beteiligten sich an diesen unterschiedlichen Aktivitäten, ohne irgendeine Ahnung davon zu haben, dass irgendwo über der See irgendjemand plante, über die Stadt zu fliegen, um die dümmliche Hypothese von unserer Hilflosigkeit zu bestätigen. Andere, auf der anderen Seite der Straße von Florida, wussten, was geschehen könnte. Laut der Informationen die Washington später der Delegation der Internationalen Luftfahrtorganisation (ICAO) übergab, die den Zwischenfall untersuchte, hatte das Außenministerium einen Offiziellen aufgefordert, in ständigem Kontakt mit dem Flughafen Opalocka zu bleiben bis die fatalen Flüge begonnen hätten. Später als der Ausschuss für Transportsicherheit die Angelegenheit diskutierte - weil er endlich Basulto die Fluglizenz entzog - bezeugte ein Beamter mit dem Namen Houlihan, der im Kontrollzentrum von Kalifornien verantwortlich für die Beobachtung der US-Radarschirme war, dass er einige Wochen und am Tag vor dem 24. Februar von Washington aufgefordert worden sei, sorgfältig die Flüge von Basulto am 24. Februar zu überwachen, da es zu einem Zwischenfall kommen könne. Einige wussten, was geschehen könnte, aber sie verhinderten es nicht - wie es ihre Pflicht war - noch warnten sie Kuba. Ja, es gab einen Plan, aber es war nicht der Plan der kubanischen Regierung und schon gar nicht der von Gerardo Hernández Nordelo. Gerardo war sicherlich, wie viele Fans der "Industriales" [der Baseballmannschaft von Kubas Hauptstadt], gespannt, ob seine Mannschaft gewinnen würde. Er wusste, wie alle anderen in Kuba, nichts von der bevorstehenden Provokation aus der Luft. Er konnte nicht geahnt haben, dass das, was andere planten, so ernste Konsequenzen für ihn haben würde. Er wusste nichts von dem, was an diesem Tag geschehen würde. Er hätte sich nicht vorstellen können, dass dieser schöne frühe Frühlingsnachmittag Jahre später zu einer infamen Verleumdung führen würde, die ihn durch eine wahrhaftige Hölle treiben. Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db) (Quelle: antiterroristas.cu)
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