Toronto Star

USA zeigen Kuba wegen Gefangener und deren Familien die kalte Schulter

Die Schicksale der inhaftierten "Cuban Five" bilden das Herzstück der Feindseligkeit zwischen Washington und Havanna. Die Kubanerin Adriana Pérez hat ihren inhaftierten Ehemann seit den 1990ern nicht mehr gesehen.

Von Oakland Ross, Feuilletonist, veröffentlicht am Samstag, dem 27. April 2013

Sie ist 43 Jahre alt, kinderlos und lebt in Kuba, während ihr Ehemann seit einem Vierteljahrhundert [es sind doch "nur" fast 15 Jahre, Anm. d. Ü.] in einem US-Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert ist, nachdem er 14 Jahre einer niederschmetternden Strafe - von zweimal lebenslänglich und 15 Jahren - verbüßt hat.
Also, wie stehen die Aussichten dafür, dass Adriana Pérez und ihr Ehemann jemals ein gemeinsames Kind haben werden?
Zurzeit sehen die Chancen dafür äußerst gering aus.
Oder wie es Pérez neulich ausdrückte: "Es ist ein weiteres unserer Rechte, das verletzt worden ist."
In diesem Fall, das Recht, Kinder zu bekommen.
Eine ernsthafte, eher zierliche Frau von dunklem beachtlichem Äußeren mit einer Krone aus welligem schwarzen Haar, so erschien die kubanische Aktivistin in der vergangenen Woche in der Stadt, um vor einer Versammlung von um die 160 hauptsächlich linksorientierten Leuten aus Toronto zu sprechen. Sie versammelten sich in der "United Steelworker Hall" in der "25 Cecil St.", um eine Geschichte amerikanischer Hartherzigkeit und Doppelmoral anzuhören, zumindest aus der Darstellung eines ihrer Opfer.
Perez' Ehemann gehört zu einer Gruppe verurteilter Männer, die weithin als die Cuban Five bekannt sind, Männer, die in Kuba seit Langem als Nationalhelden gelten, deren Bilder über Plakatwände, Poster, Fernsehbildschirme und Autostoßstangen verteilt sind.
In den Vereinigten Staaten werden die selben Personen aber als ausländische Spione verteufelt, als Kriminelle, die gegen das Gesetz verstießen und es reichlich verdient haben, hinter Gittern zu sein.
Betrachten wir die eigentliche Beschaffenheit der Beziehungen zwischen Kuba und den USA in den frühen Jahren des dritten Jahrtausends: eine Geschichte von fünf verurteilten Kubanern - plus einem Yankee-Gefangenen.
Der Gringo in dieser Geschichte ist ein 63jähriger [US]-Amerikaner mit Namen Alan Gross, der zurzeit in einem kubanischen Gefängnis einsitzt.
Fügt man das zusammen, ist das, was man bekommt, möglicherweise das Haupthindernis für einen Fortschritt von etwas, das vielleicht die bizarrste gestörte Beziehung der Welt ist, ein Zustand bitterer Feindschaft, die gegenseitig seit mehr als 50 Jahren immer wieder aufflammt, und Washington und Havanna auf dem in mancher Beziehung letztem Schlachtfeld des Kalten Krieges auffrisst.
Der Kalte Krieg ist natürlich vorbei - und die ideologische Unstimmigkeit hat nichts mehr mit der halsstarrigen Antipathie, die die US-Kuba-Beziehung dominiert, zu tun.
Sogar die Experten scheinen ratlos vor der bemerkenswerten und anscheinend unlogischen Beharrlichkeit der Auseinandersetzung.
"Es gibt keine Erklärung", sagt Larry Birns, der Direktor des Council of Hemispheric Affairs [Rat für Angelegenheiten der Hemisphäre], einer in Washington ansässigen Denkfabrik. "Dies ist der endlose Krieg - der Krieg gegen Kuba."
In mancher Beziehung kann dieser Krieg jetzt auf einen Konflikt mit Gefangenen reduziert werden - fünf Kubaner und ein [US]-Amerikaner.
Ein Krieg, in dem die Kubaner fürchten, dass die Zeit langsam verstreicht.
"Die eigentliche Angst ist, dass die Vereinigten Staaten die Aussichten der Familien, Kinder zu haben, zerstören," sagt Birns, "Die Unmöglichkeit, Kinder zu haben, betrifft alle von ihnen." [Außer Adriana betrifft es nur Fernandos Ehefrau Rosa Aurora Freijanes.]
Es ist Adriana Pérez ins Gesicht geschrieben, während sie um die Welt reist und für Unterstützung für ihren Ehemann und seine vier Kameraden die Werbetrommel rührt.
Tatsächlich mögen ihre Hoffnungen auf Kinder bereits hypothetisch sein.

[Es folgen eine kurze - nicht immer korrekte - Geschichte der Cuban Five und einige Spekulationen darüber, wie die Geschichte unter dem neuen US-Außenminister John Kerry weitergehen könnte.]

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

Quelle: Toronto Star vom 27. April 2013

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