Der ehemalige kubanische Außenminister über Bedrohungen durch militante Exilanten, und warum Obama die Fünf befreien sollte
Eingesperrt in den USA wegen Verschwörung, Spionage begehen zu wollen, sagen die kubanischen Geheimdienstagenten, sie hätten in Wahrheit gewalttätige rechtsradikale kubanische Exilgruppen beobachtet und nicht gegen die Vereinigten Staaten spioniert. Ricardo Alarcón, Kubas früherer Außenminister und bis zu diesem Frühjahr Präsident der Kubanischen Nationalversammlung, war immer einer der lautstärksten Unterstützer der Cuban Five. Alarcón ist aus Havanna mit uns verbunden, um die Treffen zwischen kubanischen Beamten und dem FBI in Kuba und die von militanten Exilanten ausgehende Bedrohung zu diskutieren. "Wenn Präsident Obama wirklich an einem positiveren Ansehen der US-Politik im Ausland interessiert ist, wenn er daran interessiert ist, die Beziehungen zu Lateinamerika zu verbessern, sollte er besser darauf hören, was viele Regierungen aus Lateinamerika ihm gesagt haben: ’Befreien Sie einfach die Fünf’," sagt Alarcón.
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Amy Goodman: Hier ist Democracy Now! democracynow.org. Der Bericht über Krieg und Frieden mit Democray Now! Exklusiv. Ricardo Alarcón: Gut, es waren tatsächlich mehrere Treffen. René bezog sich auf das, das im Juli 1998 in Havanna stattfand, nach einigen privaten Austauschen zwischen den beiden Ländern, die beiden Regierungen, einschließlich Präsident Clinton und dem sehr bekannten Schriftsteller García Márquez, der als Vermittler zwischen uns und ihnen diente. Sie kamen hierher und bekamen eine Menge Informationen - Aufzeichnungen, Videos, Details von Terroranschlägen und die Adressen, Telefonnummern, alles - es war so viel, dass das FBI am Ende Kuba dankte und sagte, dass es einige Zeit brauchen würden, diese Informationen aufzuarbeiten und sie kämen dann wieder auf uns zu. Sie kamen niemals zu uns zurück. Sie gingen gegen die Fünf vor, ganz klar, um die Terroristen zu beschützen. Das ist das Wesentliche an diesem Prozess, diesem Verfahren. Amy Goodman: Ricrdo Alarcón, also die Informationen, die Sie, die kubanische Regierung 1998 dem FBI übergaben, nutzte es, um René und die anderen Mitglieder der Cuban Five aufzustöbern? Ricardo Alarcón: Nein, nein, das glaube ich nicht. Was passiert ist, ist folgendes. Laut Anklageschrift wusste das FBI bereits von den Aktivitäten der Fünf, nämlich das, was sie taten. Und das ist ein sehr interessanter Punkt. Sie wussten, was die Fünf taten, und sie unternahmen nichts gegen sie - aus einem sehr einfachen Grund: Was sie taten, war nicht gegen ihre Interessen gerichtet, nicht gegen die wahren Interessen der Vereigten Staaten. Die Fünf bedrohten nicht ihre Sicherheit. Sie stellten keinerlei Gefahr oder Schaden für Ihr Volk und Ihre Gesellschaft dar. Was passierte ist, denken Sie daran, dass der Kerl, nachdem er die Informationen bekommen hatte, sagte, er brauche einige Zeit, um die Informationen aufzuarbeiten. Ich bin sicher, dass das allererste, was sie machten war, Kontakt mit dem lokalen FBI in Miami aufzunehmen, um die Informationen abzuchecken, um die Sache aufzuarbeiten. Und als sie das wussten, versuchten sie - sie versuchten, gegen die Fünf vorzugehen, um die Aufmerksamkeit abzulenken, um eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Regierungen zu verhindern, und das war der Beginn der Geschichte. Die Person, der FBI-Agent oder Offizier in Miami zu der Zeit [Sonderagent Hector Pesquera, Anm. d. Ü.], hat öffentlich zugegeben, dass es sehr schwer für ihn gewesen sei, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, gegen die Fünf vorzugehen, vermutlich weil einige Leute in Washington sich daran erinnerten, dass sie genau über diese Terrorakte mit den Kubanern sprachen. Es gibt ein ausgezeichnetes Buch, das kürzlich in Kanada von Professor Stephen Kimber veröffentlicht wurde "What Lies Across the Water" [Was jenseits des Wassers liegt]. Darin ist eine sehr gut dokumentierte Beschreibung jener Tage und dessen, was passierte. Und ich glaube, das es sehr nützlich ist, um die Frage zu beantworten, die Sie mir stellten. Amy Goodman: Kuba übergab auch Video- und Audiobänder mit Aufnahmen von Luís Posada Carriles, wie er über seine Terrorkampagne spricht, und auch Aufnahmen seiner Komplizen. Gaben Sie diese dem FBI als Teil der Beweise, dass diese Kampagne gegen Kuba gerichtet war? Ricardo Alarcón: Ja. Und mehr als das, in genau diesen Tagen, am 12. und 13. Juli 1998 erschien auf der Titelseite der New York Times wie Luís Posada Carriles von einigen US-Journalisten interviewt wurde, und dort hat er spontan gestanden. Er sagte, er sei für jeden Terrorakt verantwortlich, der in jenen Tagen in Havanna geschah. Darüber hinaus sagte er, wer ihn dafür bezahlte. Und er nannte die "Cuban American National Foundation" und Mr. Mas Canosa zu der Zeit. All’ das auf der Titelseite der New York Times. Amy Goodman: Welches Anliegen haben Sie an Präsident Obama, Ricardo Alarcón?
Ricardo Alarcón: Ich glaube, das ist ganz einfach. Der Fall kann sehr leicht gelöst werden, einfach mit einem Federstrich kann er die Entlassung der vier Brüder, die immer noch im Gefängnis sitzen, anordnen. Er kann das tun. Er weiß das genau. Er hat ... das ist nicht so schwierig Amy. Sie sind seit 15 Jahren im Gefängnis. Gegen sie gibt es neben geringfügigeren Verstößen gegen die Passgesetze zwei Hauptanklagen. Verschwörung, Spionage begehen zu wollen, was laut einem einstimmigen Urteil des Berufungsgerichts von Atlanta falsch, verfassungswidrig und ungesetzlich gewesen sei, die Urteile die gegen Drei der Fünf ergingen ... das ist der Grund dafür, dass eine Neubemessung des Strafmaßes angeordnet wurde. Und das ist der Grund, aus dem Antonio und Ramón aus den Hochsicherheits-Gefängnissen kamen und jetzt in Gefängnissen geringerer Sicherheitsstufe und ohne lebenslange Strafen sind. Die andere Anklage, wieder Verschwörung aber jetzt, Mord begehen zu wollen. Präsident Obama braucht nur zu lesen, was das US-Büro der Staatsanwaltschaft im Mai 2001 schrieb, indem es zugab, dass es unmöglich sei, diese Anklage zu beweisen, und darum bat, diese Anklage zu modifizieren, um zu verhindern, das mit dieser Anschuldigung der Prozess verloren geht. Es gibt zwei Argumente: Ein Bundesberufungsgericht sagt, es gebe keine Spionage, und das US-Büro der Staatsanwaltschaft, das zugibt, dass es die andere Anschuldigung, das andere angebliche Verbrechen nicht beweisen könne. Und diese vier Menschen sitzen seit 15 Jahren im Gefängnis wegen zweier Anklagen, von denen die Staatsanwälte in einem Fall und ein Berufungsgericht im anderen zugegeben hat, sie seien unbegründet. Amy Goodman: Welche Botschaft, René González, haben Sie an das [US]-amerikanische Volk und seine Regierung, insbesondere Präsident Obama?
René González: Ich würde mit dem [US]-amerikanischen Volk beginnen. Ich glaube - ich meine, ich bin dort geboren. Ich habe dort Familienangehörige, gute Menschen, Menschen, die nicht ... natürlich haben sie nicht meine politischen Ansichten, aber sie unterstützten mich immer, seit ich verhaftet wurde. Sie unterstützten meine Frau. Sie unterstützten meine Töchter. Und sie sind gute [US]-Amerikaner, ich mag eine Menge [US]-Amerikaner, die ich traf. Ich traf gute Menschen überall. Ich traf gute Beamte im Gefängnis, professionelle Leute, die anständig waren. Ich traf gute Menschen, die im Gefängnis waren, aber es waren keine schlechten Menschen. Und ich würde zu all’ diesen Leuten, dem [US]-amerikanischen Volk sagen, dass wir mehr Gemeinsames als Trennendes haben, dass wir als Nachbarn zusammenleben sollten, Beziehungen zueinander haben, durch die Dinge, die uns zu menschlichen Wesen machen, durch die Dinge, die uns als Volk vereinen und dass die beiden Länder schon zu lange durch die Politik getrennt werden. Amy Goodman: Ich möchte Sie nach der Hinterlassenschaft des preisgekrönten Journalisten, Filmemachers, Autoren und Professor Saul Landau befragen. Er ist letzten Monat im Alter von 77 Jahren verstorben. Saul machte mehr als 45 Filme, schrieb 14 Bücher, viele davon über Kuba. Sein Letzter Film "Will the Real Terrorist Please Stand Up?" [Möge der wahre Terrorist bitte aufstehen] handelt von der Unterstützung von gewalttätigen Anti-Castro-Terroristen durch die USA. Saul war letztes Jahr bei Democracy Now und sagte:
Saul Landau: Ich ging 1960 nach Kuba als ich noch Student war, weil ich neugierig war. Ich war neugierig zu sehen, wie ein so unfügsamer Kerl wie Fidel Castro und seine anderen Revolutionäre zurechtkamen. Ich glaubte nicht, dass sie es könnten, und ich fuhr hin - ich ging nach Kuba, um es herauszubekommen. Und ich traf Leute meines Alters, die Ministerien leiteten und nachts nur drei Stunden schliefen und eine Menge mehr Hirn gebrauchten als ich. Und ich gebrauchte es. Ich war beeindruckt, Leute dabei zu beobachten, wie sie Geschichte schrieben. Und ich glaube, wie viele Leute, die damals dorthin gingen, dieser Ort ist wirklich anders, dass sie eine andere Art von Revolution machten, und sie wird Auswirkungen haben. Und ich glaube, sie hatte Auswirkungen auf die Welt. Aber das war, als ich zum erstenmal dort war. Und sehr bald begann ich mit der Arbeit dafür, die Vereinigten Staaten daran zu hindern, in Kuba einzufallen. Amy Goodman: Und das war Saul Landau. Und natürlich ist sein letzter Film "Will the Real Terrorist Please Stand Up?" über die Cuban Five. Könnten Sie beide die Bedeutung von Saul Landaus’ Werk kommentieren? René González: Gut; ich möchte sagen, dass Landau, Saul Landau ist ... er war einer der besten des [US]-amerikanischen Volkes. Er war ehrlich. Er war mutig. Und ich glaube, dass wir ihn sehr vermissen werden. Wir leben ... wir leben in einer schwierigen Welt, in schwierigen Zeiten, und ich glaube, dass wir eine Menge Saul Landaus brauchen. Amy Goodman: Ricardo Alarcón könnten Sie das kommentieren? Ricardo Alarcón: Saul und ich waren sehr enge Freunde seit unserer Studienzeit, als er zum erstenmal in den frühen 60ern nach Havanna kam. Und ich lernte, ihn zu respektieren und zu bewundern. Und ich glaube, dass seine Zustimmung es demonstriert - die Qualität der Tugenden, die es im [US]-amerikanischen Volk gibt, der Liebe und Solidarität, und auch wie ein menschliches Wesen ehrlich in seiner intellektuellen Arbeit sein kann, das ist es, was Saul in seinem gesamten Leben getan hat, nicht nur für Kuba. Er machte eine exzellente Berichterstattung über die Kubanische Revolution, und man bedenke auch, was er bezüglich des Mordes an Letelier tat angesichts des Risikos durch diese Terroristen. Nebenbei, dieselben Kerle, die in Miami viele Dinge gegen uns unternahmen, waren auch die, die Orlando Letelier ermordeten, und vor allen Leuten im Gerichtssaal wandte sich Mr. Novo Sampol an Saul und sagte: "Du bist der nächste." Und nichts passierte. Mr. Novo Sampol arbeitet immer noch an Terrorakten und ist immer noch Sicherheitschef bei der "Cuban American National Foundation". Saul Landau wird immer das beste Beispiel dafür sein, dass man kann - das wir können - dass es möglich ist, eine andere Beziehung zwischen den USA und dem Rest der Welt zu haben, dass es im besten Interesse des [US]-amerikanischen Volkes liegt, nicht vorzugeben, der Weltpolizist zu sein, nicht andere zu dominieren, sondern im Einklang mit den Werten, die das beste [US]-Amerika repräsentieren, zu leben. Und Saul war sicher ein Superbeispiel dafür. Amy Goodman: Das war Ricardo Alarcon, der bis zum vergangenen Frühjahr Präsident der Kubanischen Nationalversammlung war. Er traf René González. Sie sprachen aus Havanna, Kuba. Sie können auf unsere Website gehen, um sich das ausführliche Interview mit dem verstorbenen Filmemacher Saul Landau anzusehen. Er starb am 9. September an Krebs. Sie können auch alle unsere Sendungen über die Cuban Five in den Jahren ansehen. Deutsch: ¡Basta Ya! (db) (Quelle: Democracy Now vom 24. Oktober 2013)
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