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"Capitol Hill Cubans" hat man mich gebeten, zu meinem neulich in
Washington Post veröffentlichten Kommentar, in dem ich frage, warum die Vereinigten Staaten die Cuban Five ins Gefängnis steckten, da doch ihr Ziel vor allem darin bestanden hatte, Terroranschläge auf ihr Heimatland zu verhindern, Stellung zu beziehen.
Nach deren "Kommentar" zu der Erlaubnis seitens der "Post", das, was sie die "Verteidigung" der Fünf nennen, darzustellen, merken sie dazu kurzerhand an: "Während Prof. Kimber zwar das Recht hat, seine eigene Meinung zu vertreten, hat er aber nicht das Recht auf seine eigenen Fakten."
Na gut! Dann lasst uns die Fakten mit einander vergleichen.
"Capitol Hill Cubans" wird von Mauricio Claver-Carone herausgegeben. Er ist auch Mitbegründer und Direktor von etwas, das sich das "U.S.-Cuba Democracy Political Action Committee" nennt. Es ist "das größte politische Komitee für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten." Laut einem Bericht von 2007 in "The Miami Herald" sammelte das "U.S.-Cuba Democracy PAC" für seine "Lobbyarbeit [zwischen 2003 und 2007] 1,5 Millionen $, das meiste davon in Südflorida, um den Kongress dazu zu bewegen, die Sanktionen gegenüber Kuba aufrechtzuerhalten." Laut dem "Centre for Responsive Politics" [Zentrum für Verantwortliche Politik, Anm. d. Ü.] zweigte Claver Carone’s PAC 2012 über 400.000 $ für Politker ab, die "eine Schlüsselrolle in den Komitees des Kongresses in Angelegenheiten der Beziehung zu Kuba innehaben oder ihre Unterstützung für den Kampf um Menschenrechte in Kuba gezeigt haben." Dazu gehören solche Lichtgestalten wie der Liebling der kubanisch-amerikanischen Teaparty und Möchtegern Präsident Ted Cruz (15.000 $) und einflussreiche Führer der Republikaner wie der Sprecher des Weißen Hauses John Boehner (10.000 $) und der Führer der Minderheiten im Senat Mitch McConnell (10.000 $).
Mauricio Claver-Carone ist klar, dass er in dem Spiel um die Aufrechterhaltung einer amerikanischen Hard-Liner-Politik gegenüber allem, was mit Kuba in Verbindung steht, seine eigene Haut retten muss.
Claver-Carone führt seinen Angriff auf meinen Kommentar mit der Erklärung, dass meine Kompetenz bei der Darstellung meiner Sicht in der "Post" -.man wechsele das Metier - "in starkem Kontrast zu den Bossen der fünf Spione in Havanna steht, die abweichende Meinungen mit Folter, Einkerkerung und möglicherweise sogar mit Tod bestrafen, deren jüngstes Opfer möglicherweise der berühmte Castro-Regimekritiker Oswaldo Paya gewesen sein könnte."
Er erwähnt natürlich nicht, wie selten es vorkommt, dass eine abweichende Meinung zur kubanisch-amerikanischen Politik - vor allem eine "Verteidigung" der Fünf - Schlagzeilen in der "Post" machen kann.
Stattdessen fährt er mit bester Schulhof-Beschimpfungsmanier - "Wie du mir, so ich dir" - fort, indem er mich dazu aufruft, "verteidigen Sie doch die zahllosen unschuldigen Kubaner, die zu Opfern der Willkür des Castro-Regimes und dessen unterjochender Rechtsprechung geworden sind."
Entschuldigung! Ich dachte, wir sprachen von den Cuban Five. Ich jedenfalls sehr wohl.
Ich bin kein Verteidiger der kubanischen Regierung. Ich bin ein Journalist, der Einblick in einen bestimmten Spionage- und Mordfall genommen hat, der Kuba und Kubaner betrifft und sich in den Vereinigten Staaten ereignete. Ich weiß nicht genug über den Fall Paya oder die "zahllosen" anderen im Allgemeinen, auf die er sich bezieht, um dazu eine fundierte Meinung anzubieten. Aber ich verbrachte sehr wohl drei Jahre damit über 20.000 Seiten von Mitschriften und Beweisaufnahmen im Prozess gegen die Cuban Five zu lesen und mit Interviews von dessen Beteiligten auf beiden Seiten der Straße von Florida. Hat Claver-Carone das auch gemacht?
Lasst uns einige von Claver-Carones "Fakten" näher betrachten:
"Prof. Kimber behauptet absurderweise, die so genannten Cuban Five würden auf der Insel als ‚Nationalhelden’ verehrt. Wie er sicherlich weiß, ist Kuba eine totalitäre Diktatur, wo alle Kommunikationsmittel von den Castro-Brüdern kontrolliert werden. Daher, wenn die Cuban Five dauernd im nationalen Fernsehen und auf Plakaten im ganzen Land erscheinen, dann ist das nicht, weil sie von der kubanischen Bevölkerung verehrt werden - sondern vielmehr, weil die Diktatur dies erzwingt."
Wann war es das letzte Mal, dass Claver-Carone die Insel besuchte? Ich rate, angesichts seiner Argumente und seiner Unterstellungen, die Kubaner seien hirnlose, von Angst getriebene Automaten, dass es nicht gerade neulich war. Während meiner Reisen auf die Insel habe ich mit vielen der gewöhnlichen Kubaner gesprochen, die ihre Kritik über ihre Regierung und deren Politik offen äußern können, manchmal regelrecht ätzend.
Ich werde weder Claver-Carones Behauptung, dass die Medien in Kuba von der Regierung kontrolliert werden, nicht diskutieren noch die Behauptung, man könne daher argumentieren, die Plakate seien mehr eine Widerspiegelung der Politik der Regierung als der Wille der Bevölkerung.
Aber nach meinem Verständnis - wiederum nach Geprächen mit Kubanern in Taxis, Läden und Restaurants, auf der Straße - ist es so, dass die Sache der Fünf die übliche Politik übersteigt.
Einmal habe ich - als Test für meine Theorie ein Experiment durchgeführt - ein "Free the Five"-T-Shirt angezogen und einen fünf Kilometer langen Spaziergang durch verschiedene Viertel Havannas unternommen. Ich konnte mir die Zahl der erhobenen Daumen, Hochrufe für die Fünf und die Hände, die ich schüttelte, nicht merken. Das T-Shirt löste zahllose Gespräche aus, nicht alle drückten darin ihre Sympathie für die Regierung, doch alle die Unterstützung für die Sache der Fünf aus.
Wie ist es den Kubanern möglich - in dieser "totalitären Diktatur" - mit den Cuban Five, den "Spionen" der Regierung zu sympathisieren?
Die einfache Antwort darauf lautet, dass Terroristenbomben keine Ideologie haben.
Man denke an den Barkeeper in der "Bodeguita del Medio", der sein Gehör durch einen Bombenanschlag der Söldner verlor, die im Auftrag von Luis Posada Carriles in einer Terrorkampagne, von der sich Posada selbst brüstete, dass sie von der politisch mächtigen "Cuban American National Foundation" finanziert worden sei. Oder die Mütter von Kindern, die wie durch ein Wunder dem Zerrissenwerden von einer weiteren Bombe entkamen, die in der Nähe des Platzes eines Schachturniers für Schuljungen gelegt worden war,
Kann Claver-Carone nicht verstehen, warum Kubaner einer Gruppe von kubanischen "Regierungsspionen" dankbar sein könnten, die ihr eigenes Leben und ihre Zukunft riskierten, um Terroranschlagspläne gegen sie aufzudecken?
Das sollte nicht absurd für mich klingen?
"Prof. Kimber versucht auch, das Eindringen der Cuban Five in US-Militärbasen zu rechtfertigen, einschließlich das in das ’U.S. Southern and Central Command’ und das ’Fort Bragg", indem er behauptet, das Castro-Regime sei in berechtigter Sorge wegen einer US-Invasion gewesen."
Keine Absicht, in Kuba einzufallen? Es wäre hilfreich, wenn Claver-Carone tatsächliche Beweise für seine Behauptung lieferte. Denn es gibt reichliche Hinweise für die gegenteilige Annahme.
Realität ist, dass amerikanische Truppen allein im vorherigen Jahrzehnt in Haiti, Grenada und in Panama einfielen. Wie er wohl weiß, ist der Sturz des Castro-Regimes seit der Kubanischen Revolution auf der amerikanischen Agenda bzw. Wunschliste gewesen.
Als das US-Verteidigungsministerium 1995 Pläne ankündigte, das Hauptquartier des Southern Command von Panama nach Miami zu verlegen, formulierte der Miami Herald zugespitzt - neben den bereits geschehenen Beispielen wie Haiti und Panama - einen hoffentlichen "Sturz der kommunistischen Regierung in Kuba" als Teil der Szenarien, mit denen das neue Kommando sich auseinander setzen könnte.
Und es ist auch kein Geheimnis, dass einflussreiche Exilgruppen sich während der 1990er bei der US-Regierung dafür einsetzten, die Castro-Regierung zu stürzen.
Klingt für mich wie eine berechtigte Befürchtung.
"Prof. Kimber argumentiert dann, dass in Miami, der Heimat so vieler Exilkubaner, nicht von einer ’vernünftigen Jury’ gegen die Cuban Five verhandelt werden könnte. Aber er erwähnt nicht, dass unter den Geschworenen, die die Cuban Five verurteilten, kein einziger Exilkubaner war."
Wo soll ich anfangen? Es ist zwar wahr, dass kein Exilkubaner in der Jury saß, die die Fünf verurteilte, aber man muss kein Exilkubaner sein, um von der vergifteten antikubanischen Atmosphäre in Miami beeinflusst - oder gar eingeschüchtert - zu werden.
Wir könnten in den 1970ern beginnen, als das FBI Miami als "Terrorhauptstadt der Vereinigten Staaten" bezeichnete, dank seiner 100 Bombenanschläge und eines Mordes pro Woche, viele davon gegen Cubano-Amerikaner, die für nicht "sauber" genug in ihrer Opposition zu Fidel Castro gehalten wurden. Diese Sicht wurde von Andrés Nazario Sargen, dem Gründer von Alpha 66, akkurat auf den Punkt gebracht, als er erklärte: "Wenn ein [US]-amerikanischer Bürger... in irgendeiner Weise einer Person in Kuba hilft, macht es den Kubanern Hoffnung, was deren Bedürfnis, ihr Leben zu riskieren, um Fidel Castro zu stürzen, hinausschieben würde, was schädlich für unsere Sache wäre."
In den 1990ern hatte sich nicht viel verändert in Miami. Als 1994 Human Rights Watch einen Bericht über den Zustand der Redefreiheit in Miami herausgab - keinen guten - musste die Stadt neun Polizisten als Personenschutz aufbieten, um auf der Pressekonferenz die Vortragenden zu beschützen.
Eine der Angelegenheiten, die Human Rights Watch ansprach, war die Reaktion der Gemeinde auf eine Delegation moderater Exilanten, die kurz zuvor Kuba besucht hatten. Als die Moderaten zurück nach Miami kamen, wurden sie in spanischsprachigen Radio-Talk-Shows verbal angegriffen, auf der Straße gemieden, belästigenden Anrufen und Todesdrohungen ausgesetzt - "du wirst mit Fliegen im Mund im Miami River treiben" - ihre Geschäfte wurden boykottiert und einige sogar körperlich angegriffen.
Während der Monate vor der Auswahl der Geschworenen für das Verfahren gegen die Cuban Five wurden potentielle Juroren Zeuge des Spektakels militanter Einwohner Miamis, die verärgert der eigenen Regierung den Krieg erklärten wegen der Sache um Elián González, dem kubanischen Jungen, dessen Sorgerechtsfall zu ihrem berühmten Anti-Castro-Fall wurde. Nicht zu vergessen, ständig die Trommelschläge feindseliger Kolumnen und Kommentare in den lokalen Medien zu lesen und zu sehen, viele davon - wie herausgekommen ist - von der US-Regierung gekauft und bezahlt.
Kein Wunder also, dass die Staatsanwälte in einem anderen hochkarätigen Fall - das Verfahren gegen eine Gruppe von prominenten kubanischen Exilanten in Puerto Rico wegen der Planung, Fidel Castro zu ermorden - gegen den Antrag der Verteidigung, den Prozess nach Miami zu verlegen, eintraten. Die Staatsanwälte hatten besseres zu tun, als der Jury in Miami zu vertrauen.
"Während seiner Verteidigung erwähnt Prof. Kimber einem Moderator gegenüber angebliche Anschläge, die vermeintlich von den kubanischen Agenten aufgedeckt wurden. Es ist wichtig zu erwähnen, dass seine Quelle die Castro-Diktatur selbst ist."
Es ist wichtig zu erwähnen, dass meine Quellen für diese speziellen Anschläge auch die Transkripte des Verfahrens gegen die Cuban Five und die Seiten des Miami Herald umfassen.
"Schließlich, um alles noch schlimmer zu machen, behauptet Prof. Kimber unmissverständlich, dass der Chef des Ringes der Cuban Five, Gerardo Hernández, 1996 nichts vom Plan des Castro-Regimes gewusst habe, zwei zivile Cessna-Flugzeuge abzuschießen, die der humanitären Gruppe "Brothers to the Rescue" gehörten, was zum Mord an drei Amerikanern und einem US-Bürger führte. Er [Kimber] muss nichts von der Operacion Escorpion [Operation Skorpion] gehört haben, dem Decknamen, der von Hernández und dem Spionage Netzwerk für die Operation des Abschusses der beiden zivilen Flugzeuge benutzt wurde."
Sicherlich weiß ich über die Opercion Escorpion Bescheid, die ein Plan war, die "Konfrontation zwischen der kubanischen Regierung und den Brothers to the Rescue zu beenden".
Die Brüder haben über ein Jahr lang routinemäßig und in flagranter Weise illegal den kubanischen Luftraum verletzt, während die US-Regierung machtlos schien, sie im Zaum zu halten. Die kubanischen Geheimagenten hatten ebenfalls aufgedeckt, dass die Gruppe Raketen testete, die für einen Angriff auf Kuba genutzt werden könnten.
Am 24. Februar 1996 schoss die kubanische Regierung zwei Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" ab, wobei vier Menschen getötet wurden.
Die Frage ist nicht, was passiert ist, sondern ob Gerardo Hernández, ein einfacher illegaler Geheimdienstoffizier einer staatlichen Sicherheitsagentur, die sich selbst ihrer extremen Abschottung und Begrenzung des "notwendig zu wissen" rühmt, von den Plänen des kubanischen Militärs gewusst haben könnte.
Sicherlich "die Konfrontation zu beenden" ist mehrdeutig. Es könnte, wie selbst ein US-Berufungsrichter anerkannte, irgendetwas von, die Flugzeuge zu Landung zwingen und die Teilnehmer festzunehmen, oder sie abzuschießen bedeuten.
Der Rest der so genannten Beweise, die bezüglich des Abschusses während des Verfahrens vorgelegt wurden, ist ebenfalls mehrdeutig. Die Staatsanwälte machten großes Aufhebens um eine Botschaft aus Havanna in der Woche nach den Abschüssen, in der Hernández und seinen Agenten dafür gratuliert wird, dass sie "den Rechten in Miami einen harten Schlag versetzt hätten", dank ihrer Rolle in der, wie es in der Botschaft heißt, Operacion German.
Operacion German? Nicht Operacion Escorpion. Obwohl die Staatsanwälte sie als ein und dasselbe behandelten, ist das Wahrscheinlichste, dass die Opercion German sich auf Hernandez’ Erfolg in einer anderen Aufgabe bezieht: dem Agenten Juan Pablo Roque, dessen Deckname German war und der die Brothers to the Rescue unterwandert hatte, dabei zu helfen, nach Kuba zurückkehren.
Seine Rückkehr passierte ziemlich genau zu der Zeit der Abschüsse. Die Gratulationsbotschaft bezog sich auf die Tatsache, dass Fidel Castro Roque zwei Mal besuchte, "um Details der Operation auszutauschen. Wir haben der Rechten in Miami einen harten Schlag versetzt."
Angesichts dessen, dass Roque nach seiner Rückkehr von CNN interviewt wurde - wobei er seine früheren vertrauten Kollegen herabwürdigte und sogar die Handy-Nummer bekannt gab von dem FBI-Agenten, der ihn angeworben hatte, die Brüder auszuspionieren - scheint es viel wahrscheinlicher, dass das der "harte Schlag" war, auf den sich die Botschaft bezieht.
Das war das Problem mit vielen Beweisen in dem Verfahren. Es gab keine über jeden Zweifel erhabenen Beweise. Es sei denn, natürlich, man ist ein Mitglied einer Jury in Miami.
Also wenn Claver Catone behauptet, die Fünf "haben einen völlig rechtsstaatlichen Prozess bekommen und sind von einer Bundesjury für ihre Aktivitäten gegen die Vereinigten Staaten ordnungsgemäß verurteilt worden" sollten wir nicht so sicher sein.
Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb, db)
(Quelle:
Realcuba’s Blog vom 24. Oktober 2013)