CounterPunch, 3. Dezember 2013 Eine Reise zum 9. Internationalen Kolloquium für die Befreiung der Cuban Five Obama gib mir fünfVon Linda Evans, Diana Block und Amanda Bloom
Am 12. November reisten wir Drei 12 Stunden lang mit einem Bus von Havanna nach Holguin, dem Ort des 9. Kolloquiums für die Freiheit der Fünf. Holguin liegt am östlichen Ende von Kuba, 137 km nordwestlich von Guantánamo. Unser Bus mit dem Spitznamen "Granma" war Teil einer ganzen Flotte, die Delegierte aus aller Welt zum Kolloquium brachte, das vom ICAP (Kubanisches Institut für Völkerfreundschaft) organisiert wurde. Ziel des Kolloquiums war es, die vereinte internationale Strategie zur Befreiung der fünf Männer aus US-Gefängnissen, in denen sie seit fünfzehn Jahren sitzen, zu stärken.
[Im Folgenden werden kurz die Gründe der Mission der Fünf beschrieben, Anm. d. Ü.] Wie viele der 272 Delegierten aus 51 Ländern brachten wir Drei unsere eigenen besonderen Erfahrungen im Kampf gegen den US-Imperialismus mit zum Kolloquium. Linda ist eine frühere politische Gefangene, die 16 Jahre in einem Bundesgefängnis abgesessen hat, bevor ihre Strafe von Präsident Clinton 2001 umgewandelt wurde, und wir hatten alle an der Kampagne für ihre Entlassung teilgenommen. Wir Drei waren auch intensiv an der Kampagne für die Begnadigung von elf puertoricanischen Gefangenen beteiligt, deren Strafen 1999 von Clinton umgewandelt wurden. Diese Geschichte hilft uns zu verstehen, dass jetzt ein kritischer Zeitpunkt ist, um die Freiheit der Fünf zu erreichen, und zwar mittels politischem Druck direkt auf Präsident Obama. Obama hat die verfassungsgemäße Macht, die Fünf zu entlassen und die moralische und juristische Pflicht, dies zu tun, weil sie unschuldig sind. Wir hoffen, dass unsere Erfahrungen mit früheren Kampagnen von Nutzen sein werden. Wir waren auch sehr aufgeregt, weil wir wussten, dass René González, einer der Fünf, schließlich erlaubt worden war, im Mai 2013 nach Kuba zurückzukehren, und dass er zum erstenmal an dem Kolloquium in Holguin teilnehmen würde. [...] René und seine Frau Olga Salanueva erhielten einen überwältigenden und liebevollen Empfang von den Einwohnern Holguins und den Delegierten. Renés starke, sichtbare Präsenz bestätigte den Refrain "Si Se Puede!" [Ja, es kann vollbracht werden!] - der immer wieder während des Kolloquiums skandiert wurde. Renés schonungslose Beschreibung der Verbrechen der Vereinigten Staaten gegen das kubanische Volk machte klar, dass seine Jahre im Gefängnis nur sein Verständnis von der destruktiven Natur des US-Systems geschärft hatten. "Die Verhaftung der Fünf war ein schamloser Akt, ein Akt der Rache, der die Macht des Imperiums widerspiegelt, Menschen leiden zu lassen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern." Er beschrieb, wie die Fünf in den ersten Jahren vorsätzlich von ihren Familien getrennt und den Desinformationen der US-Medien und des juristischen Systems ausgesetzt wurden. Trotzdem verloren die Fünf nie die Zuversicht, dass ihre Familien, das kubanische Volk und schließlich die ganze Welt die Wahrheit erfahren und ihre Bemühungen zur Verteidigung Kubas gegen Terrorismus und Aggression unterstützen würden. Da Renés Strafe die kürzeste war, wurde er zuerst entlassen. "Ich habe immer davon geträumt, dass wir alle gleichzeitig entlassen werden," erklärte er. Da sein Traum nicht in Erfüllung ging, wird ein Teil von ihm im Gefängnis bei seinen Kameraden bleiben. Die Arbeit für deren Freiheit ist jetzt der Mittelpunkt seines Lebens, und Olga bestätigt, dass er nächtelang an einigen Aspekten der Kampagne arbeitet. Wie Ramón in seiner Botschaft an das Kolloquium schreibt: "Wir wurden als Fünf geboren und wir werden immer Fünf bleiben!" Die Organisatoren des Kolloquiums hatten wohl verstanden, dass Kampagnen in erster Linie nicht in Konferenzsälen entwickelt werden. Viele Sitzungen des Kolloquiums wurden in Holguins Universitäten mit Studenten und Lehrern abgehalten, in Nachbarschaftsverbänden, den CDRs [Komitees zur Verteidigung der Revolution], und in nahegelegenen Gemeinden, in denen die Delegierten Gelegenheit hatten, mit den Einwohnern zu sprechen, zu essen, zu singen und zu tanzen. Ein Höhepunkt für uns Drei war der Besuch der Gemeinde von Rafael Freyre, benannt nach einem Mann, der 1953 starb, nachdem er inhaftiert und gefoltert worden war, und der zuvor mit seinen Kameraden zur gleichen Zeit des historischen Angriffs auf die Moncada Kaserne die Kaserne von Bayamo angegriffen hatte. In einem Treffen in der Stadthalle hörten wir Studenten zu, die Gedichte, Erklärungen und Lieder über die Fünf vortrugen. Ein Mädchen erzählte, dass ihre Klasse jeden fünften des Monats einen Baum pflanze. Ein Mitglied der Frauenvereinigung beschrieb einen Mantel den Frauen der Gemeinde gemeinsam genäht und mit Botschaften der Fünf bestickt hatten. Es war überwältigend real zu sehen, dass sie zu den Millionen von Kubanern gehören, die alle Details über die Fünf kennen und liebevoll über ihre Sorgen um die Fünf und deren Familien sprechen. In der Stadthalle von Freyre erzählte eine cubano-amerikanische Delegierte, dass ihre Familie vor 55 Jahren nach Key West, Florida, ausgewandert sei. Mit der Zeit habe sie von den vielen Ungerechtigkeiten des Lebens in den USA erfahren und sei aktives Mitglied in der José-Martí-Gesellschaft in Miami geworden, die zu einer wirksamen Kraft gegen die Ansichten von Miamis rechtsradikalen, kubanischen Organisationen wurde. Dann wurde Linda der Versammlung als Symbol für den Slogan "Si Se Puede" vorgestellt, weil Clinton erfolgreich dazu gebracht wurde, Linda als auch elf puertoricanische politische Gefangene zu entlassen. Es kam Hoffnung auf, Obama könnte genötigt werden, mit den Fünfen das gleiche zu tun. In einer bewegenden Ansprache machte Linda klar, dass die Kubanische Revolution schon in ihren jungen Jahren geholfen habe, sie in ihrer anti-imperialistischen Arbeit zu inspirieren. In den Jahren nach ihrer Entlassung habe sie weiter für die Freiheit politischer Gefangener in den USA gearbeitet und auch für die Menschenrechte von Inhaftierten und früheren Gefangenen. Die Bedingungen in den USA machten die Arbeit für politische Gefangene zu einer Herausforderung. Einige von ihnen seien seit Jahrzehnten im Gefängnis. Jetzt, wo sie zum erstenmal in Kuba sei, begreife sie wie wichtig die organisierte, massive Unterstützung des kubanischen Volks beim Aufbau der Kampagne für die Freiheit der Fünf sei. Eine der leitenden Frauen, die die Gemeinde auf dem 8. Kongress der CDRs repräsentiert hatte, gab Linda einen Gedenkanstecker des Kongresses. Sie hatte den Anstecker jeden Tag getragen und vertraute ihn Linda an, damit diese ihn mit nach Washington DC nehme, um das Volk der Gemeinde Rafael Freyre und dessen Forderung nach Freiheit für die Fünf zu repräsentieren. Von den leitenden Frauen, die die Stadthalle zur Verfügung stellten, zu den Müttern, Frauen, Töchtern und Nichten der Fünf, waren wir immer wieder beeindruckt von der kraftvollen, zentralen Rolle der kubanischen Frauen im Kampf dafür, die Fünf nach Hause zu holen. Mirta Rodríguez, Antonius Mutter, war gerade von einer anstrengenden Reise zu einem Besuch ihres Sohnes im Gefängnis von Marianna zurückgekehrt. Sie beschrieb, wie geistesstark er sei und dass er ihr gesagt habe, er wisse, dass sie alles was sie könnten für ihre Freiheit täten. "Er kann geduldig sein," sagte sie, aber nach fünfzehn Jahren könne sie das nicht mehr. Ihre Empörung über die fortgesetzte Inhaftierung und ihr Aufruf, die Effektivität der Kampagne zu steigern, wurde von den anderen Familiemitgliedern leidenschaftlich wiederholt. [Im Folgenden gehen die Autorinnen auf die Abschlusserklärung und die für das nächste Jahr geplanten Aktionen ein, (s. unsere Übersetzung vom 1. Dezember) Anm. d. Ü.] In seiner Abschlussrede vor Tausenden von Einwohnern Holguins, die sich am Che-Guevara-Monument versammelt hatten, drückte René seine Zuversicht für das Wachsen der Solidarität in aller Welt aus. Er beschrieb, wie die Isolation, die die US-Regierung den Fünfen anfangs auferlegte, unwirksam wurde. "Schritt für Schritt, Brief für Brief, wurde die internationale Solidarität zu unserem stärksten Werkzeug. Die Briefe, zuerst tröpfchenweise dann wie Ströme, wurden unser Schutzwall." Er bemerkte, dass Gerardo zu einer "Jury der Millionen" aufgerufen hatte, um dem korrupten Urteil der Jury von Miami, die sie verurteilt hatte, entgegen zu treten. "Jetzt hat sich diese Hoffnung auf Millionen in Kuba und jene in aller Welt, die sich zusammentaten, um Freiheit zu fordern, ausgedehnt." Wir wissen aus langer, harter Erfahrung, dass es keine leichten oder sicheren Siege gibt, wenn es darum geht, in den Vereinigten Staaten für Gerechtigkeit zu kämpfen. Gemeinsam mit vielen anderen politischen Gefangenen wie Mumia Abu-Jamal, Leonard Peltier, Oscar Lopez, Lynne Stewart, Hugo "Yogi" Pinell und die Gefangenen von Guantánamo bleiben sie trotz langjähriger Bemühungen, sie zu befreien, gefangen in US-Gefängnissen. Aber unsere Reise zum 9. Kolloquium hat unseren Glauben in die Fähigkeit vereinter Menschen, für Gerechtigkeit zu kämpfen, neu belebt. Die Freiheit für die Cuban Five wird den Kampf für die Freiheit aller stärken. Venceremos Linda Evans ist eine frühere politische Gefangene und Gründdungs- und aktives Mitglied von "All of Us or None" [Alle oder keiner], einer Basisorganisation, die für die Rechte von früheren und derzeitigen Gefangenen kämpft. Diana Block ist Autorin von "Arm the Spirit - A Woman's Journey Underground and Back" [Bewaffne den Geist - Die Reise einer Frau in den Untergrund und zurück] und Gründungs- und aktives Mitglied der Kalifornischen Koalition für inhaftierte Frauen. Amanda Bloom ist Aktivistin für soziale Gerechtigkeit und Medizinisch-Technische-Assistentin am Gesundheitszentrum für eingeborene Amerikaner [Indianer, Anm. d. Ü.] in Oakland, Kalifornien. Deutsch: ¡Basta Ya! (db) (Quelle: CounterPunch vom 3. Dezember 2013)
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