Irma González, die Tochter von René, sprach in London

Barbican Hall, London 7. März 2014

Liebe Freunde,

das erstemal, das ich nach London kam, war im Jahr 2007, ich war noch sehr jung und kämpfte bereits sehr hart, um Aufmerksamkeit für diesen Fall zu erregen. Aber ich war noch ein Kind, als ich die Nacht der Verhaftung meines Vaters erlebte, die Schikanen in Miami und die absurde Strafe, die ihm vom Gericht auferlegt wurde. Die Jahre verstrichen und entscheidende Ereignisse geschahen in meiner Familie, gute und schlechte, aber ein Gedanke war immer in meinem Kopf, der Wunsch nach der Anwesenheit meines Vaters.
Ich machte mein Examen und widmete diesen Augenblick ihm, ich heiratete, und das wichtigste Bild der Feier, war das, auf dem ich am Telefon mit ihm sprach, ich bekam ein wundervolles Baby und nannte es nach seinem Großvater, der es nur wenige Monate nach der Geburt besuchen konnte. Und dann starben mein Onkel und mein Großvater, und wir trauerten und wussten, dass mein Vater einsam mit seinem Schmerz und seinem Gram kämpfte.
Heute bin ich 29 und wieder kämpfe ich in dieser Stadt für die Freiheit derjenigen, die ihr als die "Miami Five" kennt, der einzige Unterschied ist, dass die Zeit verstrichen ist, graue Haare sprießen auf ihren Gesichtern und Köpfen, und nachdem sie die gesamte Zeit ihrer extremen Strafen verbüßt hatten, kehrten mein Vater und Fernando nach Hause zurück. Aber sie sind nicht frei, und wir, ihre Verwandten sind nicht erleichtert. Ihre drei Brüder, oder, wie ich sie nenne, meine drei Onkel sind immer noch im Gefängnis.
Antonios Mutter Mirtha, die auch hier ist, geht jeden Tag zu Bett und fragt sich, ob sie es bis 2017 schafft zu erleben, dass ihr Sohn das Bundesgefängnis von Marianna verlässt. Ramóns Ehefrau Elizabeth, die auch hier ist, muss auf ihn warten, bis er noch einmal die Zeit verbüßt hat, die mein Vater im Gefängnis war, und Gerardos Ehefrau Adriana würde diesen Tag nie erleben.
Meine Realität war die Realität von sechs anderen Kindern, und wir können nicht aufgeben, bis deren Väter auch zu Hause sind. Zum Glück sind wir nicht allein, das sagte ich, bevor ich hier her kam, als ich noch sehr jung war, und seit dem haben wir die Unterstützung von vielen von euch bekommen. Diese Veranstaltung beweist, wie viel Mühe und Liebe ihr in unserem Namen investiert habt.
Es ist wirklich beschämend, dass meinem Vater ein Visum verweigert wurde, um euch zu begrüßen. Es mag angeberisch von mir erscheinen, aber ihr wärt erstaunt über die Ehre, den Mut, die Stärke und Freundlichkeit eines Mannes, der, obwohl er so lange Zeit unter unerträglichen Taten gegen sich und seine Familie leiden musste, fähig zu einem ungezwungenen Lächeln ist und sich um die Sache von irgendjemanden kümmern kann, der es verdient. Dieser Mann hat nicht begonnen, seine Freiheit zu genießen, er schläft nicht genug, er nimmt sich nicht die Zeit, die Dinge und die Menschen, die er liebt und am meisten vermisste, zu genießen, und wir verstehen ihn, machen uns aber Sorgen. Er ist immer noch hinter Gittern, und er benimmt sich so, bis seine Brüder entlassen werden. Er wird nicht aufhören zu arbeiten und über Wege nachzudenken, die es ermöglichen. Aber ich möchte mich nicht mehr um ihn sorgen, ich möchte seine Traurigkeit beenden, die auf meinen Schultern lastet, seit ich sechs Jahre alt bin, und mein Vater die Heimat verlassen musste, um den Terrorismus zu beenden. Ich wünsche mir, dass unsere fünf Familien endlich einen Augenblick für uns haben, an dem wir nicht auf die Anwesenheit von drei ihrer wichtigsten Mitglieder hoffen müssen.
Ich wünsche mir glückliche Familien, es war schon zuviel, heute wollte ich nicht traurig sein, heute dachte ich nicht, ich müsste mir die Anwesenheit meines Vaters wünschen, heute sollte er hier sein, um die Solidarität und Wärme zu erleben, die ich fühle, seit ich in jenem Jahr so viele von euch traf. Aber es scheint, dass es immer noch Menschen gibt, die wollen, dass er noch mehr für das einzige Verbrechen, Menschenleben zu retten, zahlt.
Mein einziger Trost ist, dass vielleicht sehr bald, aufgrund der Mühen von Menschen, die dieses Konzert und diese Kommission ermöglichten, sich die, die auch hier sitzen sich ihnen nach diesem Abend anschließen. Mein Vater wird die Möglichkeit haben, euch zu danken, so wie er mich gebeten hat, es in seinem Namen zu tun, aber dann persönlich und, am wichtigsten, an der Seite seiner vier Brüder Ramón, Gerardo, Fernando und Tony.

Vielen Dank

Irmita González Salanueva

Deutsch: ¡Basta Ya! (db)

(Quelle: Realcuba’s Blog vom 13. März 2014)

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