Kubanischer Agent: US-Taliban-Austausch - ein Präzedenzfall

A.P.-Artikel von Andrea Rodríguez

Havanna, 2. Juni 2014

Der Austausch von fünf Taliban-Gefangenen in Guantanamo gegen einen in Afghanistan gefangen gehaltenen Soldaten der U.S.-Armee könne ein Präzedenzfall für einen ähnlichen Austausch sein, sagte ein kubanischer Geheimagent am Montag, der Jahre der Inhaftierung in den Vereinigten Staaten verbracht hat.
Fernando González, der im Februar auf die Insel zurückgekehrt war, nach dem er mehr als 15 Jahren in den Vereinigten Staaten hinter Gittern gesessen hatte, sagte der "Deal" zur Gewährleistung der Freilassung des Feldwebels Bowe Bergdahl weise eine klare Parallele zu den Fällen des US-Subunternehmers Alan Gross und den drei noch in den Vereinigten Staaten inhaftierten kubanischen Agenten auf.
"Es ist offensichtlich, dass es nur einer Sache bedarf, nämlich der Bereitschaft aufseiten der US-Regierung, damit dieser Tauschhandel oder Austausch zustande kommt," sagte González in seiner ersten Pressekonferenz in Havanna. "Das stellt diese jüngste Entwicklung klar."
Die Diplomaten in der US-Interessenvertretung in Havanna gaben dazu keinen unmittelbaren Kommentar. In der Vergangenheit sagten U.S.-Beamte, sie hielten die Fälle von Gross und den Agenten für nicht vergleichbar.
Gross wurde 2009 in Kuba verhaftet, während er daran arbeitete, ein schwer auffindbares Netzwerk für die kleine jüdische Gemeinde als Bestandteil einer US-Regierungsentwicklungsvereinbarung einzurichten. Er sagte, seine Aktionen stellten keine Bedrohung für den kubanischen Staat dar. Havanna betrachtet solche Programme jedoch als einen Affront auf seine Souveränität, und er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Havanna hat wiederholt gesagt, es wolle sich mit Washington zusammensetzen, um das Schicksal von Gross und den drei Mitgliedern der so genannten Cuban Five, die noch immer in den Gefängnissen der Vereinigten Staaten sind, zu verhandeln. Die Agenten wurden 1998 verhaftet und wegen mehrerer Anklagen, darunter Spionage, verurteilt, obwohl Kuba behauptet, sie hätten nur militante Exilgruppen beobachtet, die der Terroranschläge auf die Insel beschuldigt werden.
"Auf dieser Seite steht einem Austausch nichts im Weg," sagte González. "Auf dieser Seite haben wir transparent und mit Klarheit unsere Absicht gezeigt, diese Situation zu lösen, und aus humanitärer Besorgnis sollte das auf beiden Seiten in Betracht gezogen werden."
Gross ein 55-jähriger geborener Maryländer leidet unter mehreren Gesundheitsproblemen. Sein US-Verteidiger sagte im April, Gross wolle innerhalb des nächsten Jahres nach Hause zurückkehren, ob lebendig oder tot.
René González, der nicht mit Fernando González verwandt ist, war der erste der kubanischen Agenten, der frei kam und 2013 nach Kuba zurückkehrte. Antonio Guerrero ist der nächste und soll 2017 entlassen werden.
Die Fälle von Gross und den Cuban Five ist der größte Knackpunkt für die Feinde des Kalten Krieges Havanna und Washington, die seit mehr als fünf Jahrzehnten keine formalen Beziehungen unterhalten.
Bergdahl wurde am Wochenende nach fünf Jahren Gefangenschaft bei den Taliban entlassen, was in Washington eine Debatte darüber auslöste, ob der Austausch andere Amerikaner einem größeren Risiko aussetzen könnte, als Verhandlungsobjekt gefangen genommen zu werden.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Realcuba’s Blog vom 2. Juni 2014)

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