Von David Montgomery, 6. Juni 2014
Gerade rechtzeitig - und durch puren Zufall - sind in dieser Woche der wahren Feuerwerke zum Thema "Gefangenenaustausch" gleichzeitig Hunderte von Künstlern und Aktivisten aus 31 Ländern in der Stadt, um die Freilassung der 2001 in Miami wegen Spionage verurteilten Kubaner voranzutreiben.
Sie sind als die "Cuban Five" bekannt, obwohl nur noch drei von ihnen im Gefängnis verblieben sind. Ihre Freiheit zu gewinnen, ist eine Ehrensache für Kubaner und ein emotionaler Kreuzzug für viele Progressive in diesem Land. Der Schauspieler Danny Glover hatte Tränen in den Augen, als er sich an die Zuhörer in der "Calvary Baptist"- Kirche in Washington Chinatown, an einem der Veranstaltungsorte der bis Anfang nächster Woche stattfindenden Veranstaltungen, wandte.
"Dies wird unsere Aufgabe sein, wenn wir von hier weggehen," sagte Glover, während er eine Schirmmütze mit der Aufschrift "Cuba" trug. "Wir müssen von hier das Verständnis dafür mitnehmen, dass wir mehr tun müssen. Wir müssen mehr darüber reden, wir müssen uns mehr dafür engagieren."
Die Agenda der fünf Tage ist angefüllt mit Foren von Anwälten und Politikexperten und mit politischer Unterhaltung und kubanischer Kultur durchsetzt. Am Freitagnachmittag wurde der unvollendet gebliebene Dokumentarfilm des verstorbenen Washington-Filmemachers Saul Landau in der Kirche gezeigt. "Cuba Sexual Revolution" lautete der Titel des Films, an dem Landau arbeitete, als er in seinem letzten Jahr gegen den Krebs ankämpfte, nachdem er eine Karriere der Erforschung Kubas mit Filmen hinter sich hatte wie das intime Porträt, "Fidel" (1971) - in dem es eine Szene gibt, in der Castro sein olivgrünes Comandante-Hemd auszieht, um in einem schmuddeligen Pueblo-Hemd Baseball zu spielen und er mehrfach auf dem letzten Loch pfeifft - sowie der Film "Will the Real Terrorist Please Stand Up" (2010). Für sein neues Werk hatte Landau Mariela Castro, eine Verfechterin der Rechte für Lesben, Homosexuelle, Bisexuelle und Transsexuelle und Direktorin des kubanischen Zentrums für Sexuelle Aufklärung, interviewt. Sie ist die Tochter des Präsidenten Raúl Castro. Das Aktivisten-Rap-Duo "Dead Prez" trat am Freitagabend auf dem "Columbia Heights Education Campus" zusammen mit politischen Musikern auf. Sie kündigten ein neues Sammelalbum mit dem Titel, "Battle Cry for Cuba and Zimbabwe" [Schlachtruf für Kuba und Simbabwe, Anm. d. Ü.] an.
Es könnte die rechte Zeit für "Dead Prez" sein, ein altes Lied wieder aufzugreifen: "Globalization (Scene of the Crime)" [Globalisierung (Szene des Verbrechens) Anm. d. Ü.]:
Globalization really means the globalization of capital
You don’t hear people talking about the globalization of labor...
All they want is profits, it’s obvious in Africa
It’s obvious in Mexico, it’s obvious in Cuba
It’s obvious in Palestine, American invasion
Foreign occupation, covert operations
Oppressive domination, resiiiiiiist...
[Globalisierung bedeutet eigentlich Globalisierung des Kapitals.
Man hört Leute nicht von der Globalisierung der Arbeit sprechen...
Alles, was sie wollen, ist Profit: S’ist offensichtlich in Afrika
S’ist offensichtlich in Mexiko, s’ist offensichtlich in Kuba’
S’ist offensichtlich in Palästina, die amerikanische Invasion
Die ausländische Besatzung, verdeckte Operationen
Repressive Herrschaft! Setzt Euch zur Weeeeeehr...]
Eine Kundgebung vor dem Weißen Haus ist für Sonnabend angesetzt [und hat inzwischen mit über 500 Teilnehmern stattgefunden, Anm. d. Ü.], und Montag ist Lobby-Tag [ein Tag, an dem man Politikern den Fall vortragen kann, Anm. d. Ü,] auf dem Capitol Hill.
Inzwischen versuchen alle versammelten Künstler und Aktivisten, zu analysieren, was der Handel mit dem gefangenen Soldaten Bowe Bergdahl gegen fünf gefangene Taliban für die Kubaner im Gefängnis bedeuten könnte. Könnten die verbliebenen drei gegen Alan Gross ausgetauscht werden, den US-Unternehmer aus Potomac, der seit 2009 in Kuba einsitzt? Er wurde angeklagt wegen "Aktionen gegen die Integrität des Staates" für die Verteilung von Kommunikationsgeräten an die jüdische Gemeinde in Kuba. Sowohl Stephen Kimber, der Autor eines kürzlich erschienenen Buches über die Cuban Five, als auch andere Kommentatoren sagten, der Bergdahl-Handel habe gezeigt, dass ein solcher Deal möglich sei.
Aber könnte die folgende heftige Gegenreaktion gegen den Bergdahl-Handel einen solchen Austausch weniger durchführbar machen? Im State Department hat eine Sprecherin zu Reportern gesagt, die Position der Administration gegen einen Handel für die Kubaner habe sich nicht geändert.
Die Cuban Five wurden 2001 wegen der Weitergabe von nichtgeheimem Material an die kubanische Regierung verurteilt. Zusätzlich wurde einer von ihnen, Gerardo Hernández, verurteilt wegen Verschwörung, Mord begehen zu wollen, in Zusammenhang mit dem Abschuss von unbewaffneten zivilen Flugzeugen, die von Mitgliedern der Exilgruppe "Brothers to the Rescue" geflogen wurden. Hernández wurde zu lebenslänglich verurteilt [zweimal plus 15 Jahre, Anm. d. Ü.]. Antonio Guerrero und Ramón Labañino bleiben ebenfalls im Gefängnis. Fernando González und René González wurden, nachdem sie das meiste oder alles ihrer Strafe verbüßt hatten, entlassen. Bei mehreren Gelegenheiten während des Berufungsverfahrens hatte zumindest eine Richterin in Frage gestellt, ob die Beweise gegen Hernández zwingend gewesen seien und ob die Fünf in Miami ein faires Verfahren erhalten hätten im Sog der Aufruhr um Elián González, den Flüchtlingsjungen, der aus dem Meer gerettet wurde und zu seinem Vater nach Kuba gebracht wurde. Die kubanische Regierung sagt, die Agenten hätten versucht, Terroranschläge gegen Kuba aufzudecken.
Martin Garbus, der Anwalt für einen der Kubaner, enthüllte seine neusten Argumente, die für eine Aufhebung der Strafen sprechen. Seitdem es vor einigen Jahren aufgedeckt wurde, dass einige Reporter, die über den Fall schrieben oder im Radio oder Fernsehen über den Fall berichteten, auch von der US-Regierung bezahlt wurden, sagte Garbus, habe er Informationen über das Ausmaß der Zahlungen der Regierung gesammelt. Ende letzten Jahres hat er in einem Bundesgericht in Florida Papiere eingereicht, in denen behauptet wird, die Zahlungen hätten eine Berichterstattung gefördert, die die Juroren gegen ein faires Urteil beeinflusst hätten.
"Unterschätzen Sie nicht, wie viel die Cuban Five den Kubanern bedeuten," sagte Ramón Cabaña, der Chef der Kubanischen Interessenvertretung in Washington.
"Es ist kein Thema der Elite, keine offizielle Sache. Es ist etwas aus der tiefsten Seele unserer Gesellschaft," sagte Cabañas in einem Interview. "Sie sind unsere Helden. Wir haben die Informationen, die sie sammelten, Ihren Behörden mitgeteilt. Welchen Grund gibt es, sie hier ins Gefängnis zu stecken?"
Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)
(Quelle:
Washington Post vom 6. Juni 2014)