Die fünf Kubaner - wenn fünf minus zwei gleich fünf ist.

Von Javier Farje (einschließlich der Fotos)

Latin American Bureau (UK), 2. Juli 2014

"Zwei der Cuban Five - René González und Fernando González - sind zurück in Kuba, aber ihre Gedanken sind immer noch bei ihren inhaftierten Landsleuten," schreibt der Lab-Herausgeber Javier Farje aus Havanna.
Die ältere Dame kam auf uns zu und fragte schüchtern, während sie auf den Mann mit dem Schnurrbart zeigte, der gerade mit uns sprach: "Ist das Fernando?" "Ja, er ist’s", sagten wir ihr. Ihr Gesicht erhellte sich. Sie rannte auf eine Gruppe pensionierter Frauen zu, die sich in diesem Zentralpark von Havanna jeden Morgen zu ihrer täglichen Gymnastik treffen, und versicherte sie dessen, was wir ihr gesagt hatten: "Ja, es ist Fernando, " sagte sie, ihre Stimme zitterte vor Rührung. Unverzüglich unterbrachen sie ihre morgendliche Routine, wendeten sich uns zu und begannen, in die Hände zu klatschen und einen Slogan zu singen, den ich zunächst nicht verstand.
Eine Gruppe von Schulkindern war auch im Park und hatte dort Sportunterricht. Sobald der Lehrer das Händeklatschen bemerkte, drehte er sich ebenfalls zu uns um und sah, was gerade geschah. Er sagte den Kindern: "Kinder, das ist Fernando." Einer nach dem anderen, sowohl von den alten Leuten als auch den Kindern, kam auf Fernando zu, und sie begannen ihn zu umarmen und zu küssen.
Wo wir auch gingen, die Leute erkannten, "es ist Fernando." Der Mann, von dem wir sprechen, ist kein Filmstar, berühmter Sänger, bekannter Maler oder ein politischer Führer. Fernando González Llort verbrachte nach Anklagen wegen Spionage 15 Jahre in einem U.S.-Gefängnis. [...]
Seit seiner Entlassung und Rückkehr nach Kuba ist Fernando als Held gefeiert worden. Wo er auch hingeht, wenn er Eröffnungen von Rumfabriken besucht und Konferenzen gibt, wird er von einem Bewacher begleitet. Und doch, bei all seinem Rang, sehnt er sich nach einem normalen Leben. Er ist sich der Verantwortung einer gefeierten Persönlichkeit bewusst und muss alle Kubaner grüßen, insbesondere, weil für die Cuban Five die wichtigste internationale politische Kampagne des Landes der letzten 16 Jahre geführt wird. Aber es gibt auch den Privatmann: "Es ist schwer, sich dem anzupassen," sagt er mir, "aber ich habe meine Familie, Freunde und andere, das hilft." Er ist nach Übersee eingeladen worden, um dort über seine Erfahrungen zur sprechen, doch er lehnte ab: "Ich brauche jetzt Kuba, eine Menge von Kuba", sagt er.
Fernando reflektiert das gesamte Gerichtsverfahren, die geschwärzten Aussagen der "Zeugen", die nicht einmal seine Anwälte lesen durften, die anfängliche Isolationshaft in einem Gefängnis in Florida und die Kameraden, die er zurückgelassen hat. Obwohl Fernando und René frei sind, wurden die Cuban Five nicht die Cuban Three. Und Fernando und René erzählen mir, dass sie auch nicht frei sind, solange Ramón, Antonio und Gerardo noch im Gefängnis sitzen.
Die Kampagne in Kuba ist unnachgiebig. In den kürzlichen Versuchen, die Beziehungen zwischen Kuba und den USA zu verbessern, bleiben die Cuban Five ein Reizthema in einer sonst positiveren Atmosphäre mit der Einführung einer Migrationsreform durch Kuba und die Erleichterung von Restriktionen bei der Überweisung von Geldbeträgen und bei Reisen von US- und cubano-amerikanischen Bürgern auf die Insel.
René ist entspannter. Nach allem ist er schon etwas länger zurück. Obwohl er erst 2013 für immer nach Kuba zurückkam, war er schon 2011 nach Havanna gereist, als er die Erlaubnis bekam, seinen sterbenden Bruder zu besuchen. Er bekommt immer noch die zahlreichen Begrüßungen und Umarmungen, aber er hat gelernt, mit dem Schicksal fertig zu werden.
Die Verwandten der verbliebenen Drei haben mit Fernando und René einen Bund geschlossen, da sie die einzige Verbindung zu ihren inhaftierten Lieben sind. Sie genießen den Trost von Menschenrechtsorganisationen, die normalerweise Kuba kritisch gegenüber stehen, und die gegen die Art sind, wie die USA den Fall politisiert haben und Kubaner hinter Gitter brachten, die nichts weiter getan haben, als das, was [US]-Amerikaner ununterbrochen tun: ins Ausland zu gehen, um die Gefahren von Terroranschlägen einzuschätzen.
Obwohl Fernando die ersten Monate in Freiheit genießt, seien seine Gedanken, wie er mir erzählte, auf der anderen Seite des Meeres in den USA, wo die verbliebenen Drei immer noch im Gefängnis schmachten. Er schüttelt Hände, küsst alte Damen, ermuntert Kinder zum Lernen, lächelt die Leute an und arrangiert sich mit dem Leben im Rampenlicht. Er ist zurück auf kubanischem Boden, aber ein Teil von ihm ist noch nicht gelandet, noch nicht.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Latin American Bureau vom 2. Juli 2014)

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