Kuba, die Vereinigten Staaten und der Menschenhandel

Von Salim Lamrani

19. Juli 2014

Quelle: aporrea

Die Vereinigten Staaten haben Kuba wieder auf die Liste der Länder gesetzt, die in den Menschenhandel verwickelt sind. Internationale Einrichtungen widersprechen dieser Sicht Washingtons allerdings.
Das U.S.-Außenministerium hat Kuba wieder in seinen Report von 2014 über den Menschenhandel in der Welt eingeschlossen, indem es das Land in die schlimmste Kategorie einordnete. Laut Washington sind auf der Insel "Heranwachsende und Kinder Opfer sexuellen Handelsverkehrs und werden zur Arbeit gezwungen". "Kinderprostitution und Sexualtourismus sind in Kuba Realität, und es gab Beschuldigungen wegen erzwungener Arbeit während der Missionen Kubas in Übersee." Washington erkennt jedoch den Mangel an Nachweisbarkeit seiner Information an.
"Einige Kubaner, die an diesen Arbeitsmissionen teilnehmen, erklärten, dass ihre Anwesenheit ganz freiwillig sei und dass die Stelle im Vergleich zu den Jobs in Kuba gut bezahlt werde. Andere versicherten, dass die kubanischen Behörden sie gezwungen hätten, daran teilzunehmen, indem sie ihnen die Pässe abgenommen und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt hätten. Einige aus dem Gesundheitsdienst, die an diesen Missionen teilgenommen hatten, konnten davon durch U.S.-Einreisevisa profitieren, und einige Einwanderungserleichterungen zur Einreise in die Vereinigten Staaten mit ihren Pässen weisen darauf hin, dass zumindest einige aus den Gesundheitsberufen ihre Pässe behalten. Die Berichte über von kubanischen Behörden auferlegten Nötigungen spiegeln eine nicht einheitliche Regierungspolitik wieder. Es mag sein, dass uns Information zu der Sache fehlt."
Andere Themen des Reports beziehen sich auf das "Cuban Medical Professional Parole Program (CMPP)". Tatsächlich bereitete Washington seit 2008 eine Politik vor, mit der sie der Insel ihr Humankapital rauben könnte, indem es deren medizinischen Personal half, in die Vereinigten Staaten auszureisen. Dieses Programm richtet sich vor allem auf 30.000 kubanische Ärzte und andere Angehörige des Gesundheitspersonals, die im Rahmen der großen humanitären Kampagne in 60 Ländern der Dritten Welt arbeiten, um die Vergessenen auf dem Planeten zu heilen.
So stellt der Report von 2014 trotz des Mangels an verlässlicher Information fest, dass die "kubanische Regierung nicht einmal den Mindeststandards entspricht, den Menschenhandel zu beseitigen und keine Anstrengung unternimmt, ihn aufzuhalten."

Die Sicht von UNICEF

Die schwerste Anschuldigung bezieht sich auf Kinderprostitution. Doch UNICEF, der "United Nations Children’s Fund", teilt diese Sicht nicht und lobt im Gegenteil die Fortschritte Kubas für den Schutz seiner Kinder. Laut dieser UN-Organisation "ist Kuba das beste Beispiel für den Schutz von Kindern."
Juan José Ortiz, der UNICEF-Repräsentant in Havanna erklärte, dass "es in Kuba keine Unterernährung gibt, aufgrund seines politischen Willens, diese zu ’beseitigen’. Hier gibt es keine Straßenkinder. In Kuba haben Kinder Priorität und daher leiden sie nicht unter den Mangelerscheinungen der Millionen von Kindern in Lateinamerika, die durch Arbeit oder durch Netzwerke der Prostitution ausgebeutet werden."
Ortiz hat in dieser Angelegenheit auch folgende Erfahrung:
Es gibt Millionen von Kindern, die täglich ausgebeutet werden, nie zur Schule gegangen sind, Millionen von Kindern, die nicht einmal eine Identität haben, sie existieren nicht, weil sie nicht registriert worden sind.
Seit mehr als 50 Jahren ist Kuba ein Beispiel für die Verteidigung und Förderung der Kinderrechte gewesen. Die politische Öffentlichkeitsarbeit für Kinder hat seit vielen Jahren Priorität.
Daher hat es etwas wahrlich Herausragendes in der Welt der Entwicklungsländer erreicht.
Es ist damit demonstriert worden, dass es, trotz der internationalen Krise, der Erschwernis durch den Einfluss der Blockade [Handelssanktionen] auf die Entwicklung der Kinder, trotz dieser Situation das einzige Land ist, dass die Rechte der Kinder vollkommen garantieren und ein um so höheres Niveau der menschlichen Entwicklung erreichen kann.
Kuba ist ein Beispiel für die Welt, wie man arbeiten muss, um die Rechte der Kinder und ihre Entwicklung zu garantieren. Das kubanische Volk genießt diesen Schatz und mag ihn übersehen. Kinder und Heranwachsende sind im Vergleich zum Rest der Welt privilegiert.
20 000 Kinder werden (heute) sterben, die meisten Todesfälle könnten verhindert werden. Es ist kriminell, Kinder sterben zu lassen, wenn wir die Ressourcen besitzen, sie zu retten. Wenn die Frage der Kindheit, bei der die Kinder die Opfer sind, auf Weltniveau eine Priorität wäre, könnten die Probleme wie im Fall von Kuba für lange Zeit gelöst werden.
Kuba war immer ein Beispiel auf dem Gebiet der sozialen Entwicklung mit einem Niveau der Gleichberechtigung ähnlich der der Ausgebildesten des Landes.
Die Arbeit mit Delinquenten in Kuba (ein anderes Thema und weitere Herausforderung für Lateinamerika und die Karibik) ist exemplarisch. Hier gibt es keine Gitterstäbe für Kinder. Das System arbeitet mit der Rehabilitation der verlorenen jungen Leute [...]. Auf die gleiche Weise werden behinderte Kinder behandelt und das sogar zu Hause, wenn sie nicht bewegt werden können. Das ist ein außerordentlicher Vorteil. Es ist das einzige Land, das ich kenne, in dem wir den Internationalen Tag des Kindertanzes feiern können.
Der Repräsentant von UNICEF unterstrich auch das Folgende: "Während meiner Arbeit musste ich in allen Ländern Kinder beerdigen, in Kuba allerdings verbringe ich meine Zeit damit, mit ihnen zu spielen.
Ich zögere nicht, die Insel als ’Paradies für Kinder’ in Lateinamerika zu bezeichnen." Er erinnert daran, dass laut UNICEF Kuba das einzige Land in Lateinamerika und der Dritten Welt sei, das die Unterernährung von Kindern beseitigt hat.

Die Antwort Havannas

Die Behörden in Havanna verurteilen seit 2003 die Aufnahme Kubas in die schwarze Liste der Länder, die in Menschenhandel verwickelt sind, und bezeichnen den Report als "manipulativ und einseitig".
"Das State Department entschied einmal mehr, Kuba in seinem jährlichen Report in die schlimmste Kategorie der Länder aufzunehmen, die ’nicht den minimalen Standard erfüllen, um den Menschenhandel zu beseitigen, und nicht die geringsten Schritte für dieses Ziel einleiten’, und ignoriert die Anerkennung und das Prestige, das unser Land für die außerordentliche Leistung beim Schutz von Kindern, Jugendlichen und Frauen, erworben hat.
Kuba hat die Vereinigten Staaten nicht zu einer Beurteilung aufgefordert noch braucht es die Vorschläge der Regierung eines der Länder in der Welt mit der längsten Geschichte von Kinder- und Frauenhandel. Die Vereinigten Staaten haben nicht das moralische Recht, Kuba zu beurteilen oder ’Pläne’ irgendwelcher Art vorzuschlagen, wenn geschätzt wird, dass die Zahl der gehandelten US-Bürger im Land etwa 200 000 beträgt, wenn Ausbeutung der Arbeit eine Form von ausgedehntestem Menschenhandel ist und sich 85% der Gerichtsverfahren mit diesem Thema befassen. Das korrespondiert mit den Fällen sexueller Ausbeutung und damit, dass die mehr als 300 000 Kinder der Millionen, die hier Heim verlassen müssen, einer Art von Ausbeutung ausgesetzt sind.
Die Aufnahme in diese Liste aus armseligen politischen Gründen als auch die Beschreibung Kubas als einen Staat, der den internationalen Terrorismus unterstützt, hat das Ziel, die Blockadepolitik, die ernsthaft unsere Kinder, Jugendlichen, Frauen und unser ganzes Volk trifft, zu rechtfertigen."
Washington gibt den fragilen Charakter seines Reports zu und UNICEF weist die Anschuldigungen gegen Kuba zurück. Auch die Verwicklung der Vereinigten Staaten in den Menschenhandel und die Ausbeutung von Kindern seit 12 Jahren [oder ist hier unter 12 Jahren gemeint? Anm. d. Ü.] beschädigt ihre moralische Autorität und versetzt ihrer Glaubwürdigkeit einen ernsthaften Schlag.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Realcuba’s Blog vom 19. Juli 2014)

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