Durchbrechung der Mauer des Schweigens um die Cuban Five

Aili Labañino Cardoso ist die Tochter eines der wegen ihrer Unterwanderung antikubanischer Terrorgruppen in Miami noch in den USA inhaftierten Cuban Five. Die Männer, die in ihrem Heimatland als die fünf Helden bekannt sind, waren in der Lage, die Behörden in Kuba vor den Terroranschlägen der skrupellosen Auswanderergruppen zu warnen, trotz des Widerwillens der US-Administrationen, ihnen beizustehen. Die Fünf wurden am 12. September 1998 verhaftet, der Spionage und anderer politisch motivierter Vergehen angeklagt und einem sehr fehlerhaften Prozess ausgesetzt. Er fand in der von antikommunistischen Gruppen in Miami vergifteten antikubanischen Atmosphäre statt. Berufungen wurden abgelehnt, und über das Unrecht wurde ein Medien-Blackout beibehalten.

Zwei der Fünf haben ihre langen Strafen verbüßt und sind zu ihren Familien zurückgekehrt. Antonio Guerrero, Gerardo Hernández und Ramón Labañino verbleiben in von einander getrennten US-Gefängnissen. Die CFMEU und die MUA sponserten kürzlich mit Unterstützung der "Australia Cuba Friendship Society" [australischen Kuba-Freundschaft-Gesellschaft] eine Tour von Aili Labañino, der Tochter von Ramón, durch sechs australische Städte, um die Aufmerksamkeit für den Fall der Cuban Five zu wecken und dabei zu helfen, eine starke internationale Solidarität aufzubauen. In Adelaide sprach sie mit Bob Briton vom Guardian.

Bob Briton: Wie war es für Sie, einen Vater zu haben, der unter so ungerechten Umständen in Haft gehalten wird? Wie war es für Sie, mit dem Verlust des Kontaktes aufzuwachsen?

Aili Labañino Cardoso: Über die Hälfte meines Lebens und auch die meiner Schwestern, wurde in diesem Kampf um die Rückkehr meines Vaters verbracht. Wir sind stolz darauf zu wissen, dass sie das, was sie taten, nicht nur für ihre Familien, sondern für die Familien aller Kubaner getan haben. Auf jeden Fall ist es sehr schmerzlich, sie nicht bei sich zu haben, zum Beispiel bei Geburtstagsparties, am Valentinstag, am Vatertag und auch, dass wir auf US-Visa warten mussen, um sie im Gefängnis besuchen zu können. Unsere Erfahrungen während des Aufwachsens wurde vom Gefängnis geprägt.

BB: Wie haben Sie die Solidarität vom kubanischen Volk mit den Cuban Five gespürt?

ALC: Von Anfang an waren unsere politischen Führer sowie das kubanische Volk die maßgeblichen Protagonisten in dieser Kampagne für die Freiheit der Cuban Five. Man kann über ganz Kuba verteilt Poster von den Cuban Five und verschiedene Aktivitäten zu deren Unterstützung sehen. Es gibt einen Slogan unter den Pionieren [die Jugendorganisation für sehr junge Kubaner] der heißt: "Wir wollen sein wie Ché". Jetzt fügen sie diesem Satz hinzu: "Wir wollen sein wie die Fünf". Dieser Kampf wird in Kuba sehr mitfühlend geführt, denn die Fünf werden als Familienmitglieder aller Kubaner betrachtet.

BB: Wie wichtig ist die internationale Solidarität in dem Fall gewesen?

ALC: In der Tat ist die internationale Solidarität in diesem Kampf unerlässlich. Kubas Bemühungen erreichen die Welt durch die Bemühungen unserer Freunde in der Welt. Wenn die Massenmedien in den USA in der Lage waren, eine Mauer des Schweigens um dieses Unrecht zu errichten, so konnte die internationale Solidarität Türen über alternative Medien öffnen, um den Fall bekannt werden zu lassen. Als Fidel zum ersten Mal über diese Angelegenheit vor einer Versammlung sprach, sagte er unter anderem eines: "Sie werden zurück kommen, doch erst, wenn jeder auf der Welt den Fall kennt."

BB: Hat die Freilassung von zwei der Helden die Leute in Kuba ermutigt?

ALC: Unglücklicherweise sind sie, während wir uns freuen, dass sie frei sind, ja nur deshalb frei, weil sie ihre gesamte Strafe verbüßt haben. Daher werden wir mit den Übrigen der Fünf nicht das Gleiche erleben wollen, im Fall von Antonio bis 2017 zu warten, im Fall meines Vaters bis 2024 und im Fall von Gerardo sehen wir, dass er eine Strafe von zweimal lebenslänglich und 15 Jahren hat, ihm ist kein Entlassungsdatum vorgegeben. Auf jeden Fall ist es für die Familien, für das ganze kubanische Volk und für alle unsere Freunde ein Grund zur Freude, dass zwei von ihnen schon frei sind. Doch René und danach Fernando haben beide gesagt, dass sie sich nie frei fühlen werden, solange die drei anderen im Gefängnis bleiben. Daher werden wir sie weiterhin die "Fünf" nennen, bis der Letzte von ihnen nach Kuba zurückgekehrt ist. René und Fernando leiten nun die nationale und international Kampagne für die anderen Drei.

BB: Sie erwähnten die Pioniere, aber wie hat Kubas Jugend reagiert?

ALC: Die Tatsache, dass die Jugend stolz auf das ist, was die Fünf tun und dass sie Teil dieses Kampfes sein will, ist eine große Unterstützung für uns. In jeder Universität in Kuba gibt es Komitees zur Unterstützung der Fünf. In unseren Universitäten gibt es nicht nur Kubaner, es gibt eine große Anzahl von ausländischen Studenten, die an der Seite ihrer kubanischen Kommilitonen studieren. Das hat den Vorteil, dass sie, wenn die internationalen Studenten nach Hause zurückkehren, die Botschaft über die Cuban Five mit in ihre jeweiligen Länder nehmen.
Ich studierte Ingenieurwissenschaften an einer Universität in Kuba. An dieser Universität gibt es ein Projekt, das sich "das Haus der Fünf" nennt, sodass jeden Monat jede Fakultät Aktivitäten zur Unterstützung der Fünf unternimmt. Als ich an der Universität war, nahm ich an diesen Aktivitäten teil, und es ist sehr schön zu sehen, wie junge Menschen für diese Sache zusammenkommen. Wir sind die Zukunft, aber wir ziehen immer die Erfahrung unserer Vorgänger in Betracht.
Unsere Organistion der kommunistischen Jugend, die sich "Junge Kommunistische Liga" nennt, ist sehr aktiv dabei. Als die Cuban Five jünger waren, waren sie Mitglieder der "Jungen Kommunistischen Liga", und heute sind ihre Söhne, Töchter, Nichten und Neffen auch Mitglieder. Wir sind sehr stolz darauf, am Kongress der Jugend teilzunehmen, der nächstes Jahr in Kuba stattfindet. Natürlich erheben wir auf allen nationalen und internationalen Kongressen, die in Kuba stattfinden, unsere Stimme für die Fünf. Unsere Herausforderung ist es, die Jugend anderer Länder zu erreichen, um ihr die Botschaft der Cuban Five mitzuteilen.

BB: Wie war Ihr Empfang in Australien und wie würden Sie den Kenntnisstand des australischen Volkes über Dinge wie die Fünf und die Blockade beurteilen (die US-geführte Blockade von wirtschaftlichem, wissenschaftlichen, kulturellen und diplomatischem Austausch mit Kuba)?

ALC: Zu allererst möchte ich meinen Dank an die australischen Gewerkschaften richten. Sie waren diejenigen, die meine Tour durch sechs australische Städte finanzierten. Unglücklicherweise ist, wie in vielen anderen Ländern der Welt, nicht viel über den Fall der Fünf bekannt. Aber das ist nicht der Fehler der Australier oder Freunde Kubas, die hier wohnen. Wir sind überzeugt, dass die Gewerkschaften und andere, die den Fall kennen, sehr hart daran arbeiten.
Das Hauptproblem ist, dass die Massenmedien den Fall totschweigen. Darum müssen wir an jede Tür klopfen, an die wir können, um jedem Menschen die Botschaft zu überbringen. Ich kann euch sagen, dass die Freunde, die wir hier gefunden haben, ehrlich sind. Die Dinge, die sie sich vorgenommen haben, z.B. Briefe und Postkarten an die Obama-Administration zu schicken, werden erledigt.
Die Leute, die wir getroffen haben, haben Väter, Ehepartner, Söhne und Töchter, und ich weiß, sie ertrügen ungern diese Art von Situation, unter der ich leide. Gerardo sagt in einem Brief an die internationale Solidaritätsbewegung: "Solange auch nur eine einzige Person für meine Sache und die meiner Brüder kämpft, werden wir in diesen Gefängnisen stark bleiben." Indem ich hier in Australien die Menschen von dem Fall wissen lasse, als Tochter und Mitglied der Familie eines der Fünf, mache ich einen weiteren Schritt voran in Richtung des Tages, an dem sie nach Kuba zurückkehren. Das ist es, warum wir sagen könne, dass es ein Erfolg sei, wenn wir nur einen Menschen von dem Fall wissen lassen.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: The Guardian of Australia vom 22. August 2014)

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