Heroische Heimkunft der kubanischen Agenten führt zu Spekulationen über die zukünftige Politik

Von Nick Miroff, 18. Januar

Mexiko City - Seit ihrer Rückkehr im vergangenen Monat nach 16 Jahren in U.S.-Bundesgefängnissen treten drei der verbliebenen Mitglieder des Spionagerings, bekannt als "the Cuban Five" regelmäßig im staatlichen Fernsehen auf. Wo sie auch hingehen - sie besuchen Universitäten oder Freiluftkonzerte zu ihren Ehren - werden sie als "Helden der Republik" gefeiert.
Sie reden mit einer Zuversicht und Freimütigkeit, die bei kommunistischen Beamten ihrer Generation, die selten vom Text abweichen oder Emotionen zeigen, unüblich ist. Trotz ihrer Jahre hinter Gittern sind die Männer noch relativ jung, zumindest an den Standards der kubanischen Führungsriege gemessen.
Und mit jedem öffentlichen Auftreten fragen sich Kubaner und Kubabeobachter, welche Rolle die Fünf und insbesondere ihr Anführer Gerardo Hernández in der politischen Zukunft des Landes spielen könnte.
Obwohl mehrere von ihnen im Laufe von 20 Jahren keinen Fuß auf die Insel gesetzt hatten, hat Havannas unermüdliche internationale Kampagne zur Befreiung der Männer sie zu den bekanntesten Gesichtern der kubanischen Regierung nach den Castros gemacht. Eine Generation von Schulkindern ist damit aufgewachsen, sich ihre Namen und Biographien zu merken.
Hernández, 49, verbüßte zwei lebenslängliche Strafen zuzüglich 15 Jahren, als er im Rahmen eines Gefangenenaustausches für einen langjährig in Kuba inhaftierten CIA-Maulwurf befreit wurde, was auch den Anstoß für die Freilassung von Alan Gross, einem Subunternehmer der amerikanischen Regierung, gegeben hatte.
Ausgesandt von Havanna, um Anti-Castro-Gruppen in Miami zu infiltrieren, wurde Hernández wegen Verschwörung, Mord begehen zu wollen und Information weitergegeben zu haben, die Kuba 1996 dazu genutzt habe, zwei Zivilflugzeuge, die von der Exilgruppe "Brothers to the Rescue" betrieben wurden, abzuschießen, wobei vier [ihrer Piloten] getötet wurden.
"Wir haben von diesem Moment so lange geträumt," erzählte Hernández bald nach seiner Ankunft im kubanischen Fernsehen, während er seine Tränen unterdrückte. "Das Einzige, was uns aufrecht erhielt, war der Gedanke, nach Hause zu kommen, wieder bei dem kubanischen Volk zu sein."
Er sagte: "Es war die Sache wert."
Die Agenten haben noch nichts Genaues über ihre Pläne geäußert. Doch als die Obama-Administration zustimmte, sie zurückzuschicken, überließ sie Kuba möglicherweise mehr als nur eine Gruppe von Geheimdienstfunktionären.
"Wir wissen noch nicht, was sie tun werden, aber sie kehren mit gewaltigem Prestige zurück," sagte Aurelio Alonso, Mitglied einer kleinen zivilgesellschaftlichen Organisation "Cuba Posible" in Havanna, die allmähliche Reformen unterstützt. "Bis jetzt haben sie einen außerordentlichen Grad politischer Reife gezeigt." [...]
Zurzeit ist nur einer der Cuban Five, nämlich Fernando González, der letztes Jahr nach Verbüßung seiner Strafe zurückgekehrt ist, in einer öffentlichen Führungsposition als Vizepräsident des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft beschäftigt, das mit ausländischen Pro-Kuba-Gruppen zusammenarbeitet.
"Ich glaube, dass sie im kubanischen politischen System eine Glaubwürdigkeit besitzen, die ihresgleichen sucht," sagte Arturo López-Levy, ein früherer Analyst der kubanischen Regierung und jetziger Gastwissenschaftler an der Universität von New York.
Die revolutionären Empfehlungen der Agenten sind unanfechtbar. Als verdeckte Agenten in Miami waren sie nicht eine einzelne Einheit, sondern Bestandteil eines größeren Informationen sammelnden Netzwerks, das vom FBI zerschlagen wurde. Die Fünf sind die Einzigen, die sich geweigert haben, Informanten des FBIs zu werden, als ihnen lange Gefängnisstrafen drohten.
"Es ist sehr fraglich, ob es noch jemanden gibt, der der Revolution ein solches Opfer gebracht hat wie sie," sagte López-Levy. [...]
Doch die Fünf in Zukunft in führenden Positionen einzusetzen, könnte die Anti-Castro-Gruppen in den Vereinigten Staaten noch mehr aufbringen. "Wenn die kubanische Regierung wirklich freundschaftliche Beziehungen zu Washington haben will, glaube ich nicht, dass es weise von ihr wäre, wenn sie irgendetwas mit diesen Leuten zu tun hätte," sagte Frank Calzon, der Direktor des in Washington ansässigen "Center for a Free Cuba", das gegen Obamas Tauwetter mit Havanna ist.
Aber auf der anderen Seite könnten die Männer besser auf ein Engagement mit den Vereinigten Staaten vorbereitet sein als andere kubanische Beamte ihrer Generation.
Sie sprechen Englisch. Sie haben die meiste Zeit ihres Erwachsenenlebens in den Vereinigten Staaten verbracht. Und trotz der langen Gefangenschaft haben sie keine Ressentiments oder Feindseligkeit gezeigt und sich wiederholt bei den [US-]amerikanischen Unterstützern und Anwälten, die sich ihrer Sache angenommen hatten, bedankt.
Calzon betonte, dass die Agenten trotz der wiederholten Proteste der kubanischen Regierung gegen die Haftbedingungen bei ihrer Rückkehr in die Heimat gesund und gut ernährt ausgesehen hätten, ganz im Gegensatz zu dem Gefangenen Alan Gross, der zerbrechlich zurückgekommen sei und ihm mehrere Zähne nach der fünfjährigen Gefangenschaft in einem kubanischen Militärhospital gefehlt hätten.
Als Hernández’ Ehefrau ihn begrüßte, waren die Kubaner schockiert als sie sahen, dass sie offensichtlich schwanger war. Eheliche Besuche sind im Bundesgefängnissystem der USA nicht erlaubt. Aber als Bestandteil der heimlichen Verhandlungen im Vorfeld des Gefangenenaustauschs, erlaubten die [US-]amerikanischen Behörden dem Ehepaar eine Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung, oder wie Hernández im kubanischen Fernsehen scherzte mit Hilfe der "Fernbedienung".
Ihre Tochter Gema wurde am 6. Januar nur 19 Tage nach seiner Rückkehr geboren.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

Quelle: Washington Post vom 18. Januar 2015

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