Madrid, 28. Januar 2016
Der als Operationsleiter des Agentennetzwerks von fünf Kubanern, die 1998 verhaftet wurden, angesehene erklärt, noch der selbe Revolutionär wie zum Zeitpunkt seiner Verhaftung vor 20 Jahren gewesen zu sein.
"Sie möchten uns mit der Umarmung des Bären zerstören." Der, seit er 15 war, militante 50-jährige Gerardo Hernández ist nicht nur immer noch Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas (PCC), noch sind seine Absichten, die er gegenüber den Vereinigten Staaten äußert, rein rhetorisch.
Als der als Operationsleiter des Netzwerks von fünf kubanischen Agenten angesehene, die 1998 vom FBI verhaftet wurden - von denen jeder mit dem Orden der Insel des Helden der Republik ausgezeichnet wurde - und die gemäß der am 17. Dezember 2014 verkündeten bilateralen Entspannung freigelassen wurden, hat Hernández Zugang zu Raúl Castro und den Ranghöchsten der Partei. Er erklärt sich als ein Revolutionär mit den selben Überzeugungen, die ihn vor fast 20 Jahren dazu bewogen, eine gefährliche Mission anzunehmen, nämlich die gewalttätigsten Anti-Castro-Gruppen in Florida zu infiltrieren und über deren Aktivitäten zu berichten.
Seine Freilassung nach 16 Jahren war eine Hauptforderung des kubanischen Regimes für die Eröffnung des Prozesses in Richtung diplomatischer Normalisierung. Hernández’ Fall war der komplexeste und sein von einem Bundesgerichtshof verhängtes Strafurteil das härteste: zwei Mal Lebenslänglich nach Anklagen auf Spionage, der Verschwörung, Mord begehen zu wollen und der Dokumentenfälschung. Vor ein paar Tagen reiste er nach Spanien, um für die Solidarität seiner Unterstützer dort zu danken und um Gran Canaria zu besuchen, wo seine 2009 verstorbene Mutter geboren worden war. Hernández glaubt, dass die neue U.S.-Politik, die des Austausches auf touristischem, diplomatischem, kommerziellem und sportlichem Gebiet, einer "Bärenumarmung" gleiche, denn ihr Ziel sei, das System von innen her zu unterminieren.
"Wir haben Gründe, sehr vorsichtig zu sein. Die USA haben mein Land immer als ihren Hinterhof betrachtet, und es gibt mächtige Interessen, die jetzt eine Gelegenheit sehen, das zu erreichen, was sie ein halbes Jahrhundert lang mit anderen Mitteln nicht erreichen konnten," sagte er während eines Interviews in der Kubanischen Botschaft in Madrid. "Viele Leute möchten eine wirkliche Annäherung, doch einflussreiche Kongressmitglieder und die Administration selbst haben ihre Absichten gegenüber Kuba nicht aufgegeben. Und das Ziel war immer, die Revolution zu zerstören. Sie rechnen damit, dass es jetzt mit einer Bärenumarmung funktioniert." Hernández’ Biographie weist keine ideologischen Risse auf: Er war ein angesehenes Mitglied der Vereinigung Junger Kommunisten (UJC), nahm (1989) an der Kampfautragsmission 54 in Angola teil und Mitte der Neunziger führte er das so genannte Wespen-Spionagenetz in den USA an.
Im Gegensatz zu denen, die den Verdacht hegen, dass es noch unaufgedeckte Verpflichtungen gibt, beharrt er darauf, dass die Verhandlungen zwischen den USA und Kuba ohne Vorbedingungen oder heikle Angelegenheiten begonnen wurden, ohne dass die kubanische Regierung der Förderung der politischen Öffnung der Insel im Austausch für die Aufhebung von Sanktionen zugestimmt hätte. "Ich weiß nicht, was sie sich dabei denken, aber ich versichere Ihnen, dass dieser Prozess auf der Voraussetzung begonnen wurde, dass die Erörterungen auf der Basis von Gleichberechtigung geführt würden, ohne Vorbedingungen mit Respekt und Souveränität." Im Januar 2015 wurde seine einzige Tochter geboren, die aus der Entfernung aus dem Gefängnis gezeugt worden war, weil es seiner Ehefrau verwehrt war, ihn zu besuchen. Die unterstützte Befruchtung war während der geheimen Gespräche vor der offiziellen Bekanntgabe 2014 genehmigt worden.
Der frühere Geheimdienstoffizier misstraut Washington. "Es gibt Zuweisungen, große Geldsummen, öffentlich oder auch nicht, bereitgestellt für die Subversion in Kuba, aber welche Veränderungen es auch immer geben mag, sie werden nach den Wünschen der Kubaner sein." Er glaubt nicht an Mehrparteiensysteme, weil diese "unserer eigenen Geschichte widersprechen. Martí sprach von der Partei der kubanischen Nation. Ich habe keine Kristallkugel, um die Zukunft und die Veränderungen und den Konsens, der in unserer Bevölkerung existieren mag, vorherzusehen. Die Umstände verändern sich, wie es unsere Realität tut, aber zurzeit möchte die breite Mehrheit der Kubaner, dass unser System sozialistisch bleibt." Es folgt das Interview mit diesem unerschütterlichen Revolutionär.
Frage: Können Sie die öffentliche Unterstützung der Revolution quantifizieren?
Antwort: Ich könnte nicht sagen, ob es 1970 90% waren und jetzt 77% sind. Ich glaube nicht, dass irgendjemand diese Zahlen hat, aber sie können versichert sein, dass die Revolution ohne den Rückhalt der Mehrheit des Volkes nicht überdauern könnte.
F: Also müssten Sie das Volk befragen, um diese Mehrheit bestätigen zu können, richtig?
A: Das ist bereits geschehen. Einer der Prozesse der Volksbefragung war die Diskussion der Richtlinien (der Dokumente des 6. Parteikongresses 2011). Millionen von Meinungen wurden darüber gesammelt, wohin Kuba nach Meinung des Volkes gehen sollte und welche Modifikationen vorgenommen werden sollten.
F: Ist es möglich, die politische Beteiligung von Sektoren außerhalb der Partei einzubeziehen?
A: Unser Wahlsystem garantiert diese Möglichkeit. Es gibt Fälle, in denen nichtorganisierte Personen auf Gemeindeebene vorgeschlagen wurden. Nicht Parteimitglied zu sein, ist keine Ausgrenzung.
F: Aber Menschen verweigern sich, weil sie glauben, dass sie doch nichts machen können.
A: Es wäre unlogisch von einer Regierung, die einen Krieg unternahm, um die Revolution zu gewinnen, die Opposition zu ermutigen.
F: Sie schlagen vor, den Sozialismus zu verbessern? Welchen Sozialismus meinen Sie?
A: Ich bestehe darauf, dass er den Namen Kubas enthalten muss, weil wir schon den Fehler gemacht haben, andere Orte zu kopieren, und das hat nicht gut funktioniert. Er muss alle Mechanismen enthalten, solange sie dem Wohl der Mehrheit dienen und diese sie unterstützt.
F: Und der Staat besitzt die Produktionsmittel?
A: Unsere Revolution hat keine Pläne, sie zu privatisieren. Das verstieße gegen die fundamentalen Prinzipien des Sozialismus’.
F: Auch soziale Ungleichheiten, die durch Privatisierung von Dienstleistungen entstehen, verstoßen gegen den Sozialismus, nicht wahr?
A: Es gibt Risiken. Das Wichtige ist, den Menschen gleiche Möglichkeiten zu geben. Blinde Gleichmacherei führt zu nichts. Wenn ein Mensch durch seine Arbeit Geld macht, ohne jemanden auszubeuten, ist das in Ordnung.
F: Es scheint, dass die kubanische Jugend außerhalb der Ideologie lebt.
A: Sie (die USA) berufen sich auf den Generationenwechsel unserer historischen Führung: dass junge Kubaner eine andere Mentalität und nicht das gleiche Engagement für die Revolution hätten. Das ist ihre Hoffnung. Und wir müssen uns darauf vorbereiten.
Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db) aus der von Walter Lippmann herausgegebenen englischen Version von
"CubaNews"
(Quelle:
El País vom 28. Januar 2016)