CounterPunch, 8. Februar 2016
Kuba, der Krieg und Ana Belén MontesVon W. T. Whitney
Die U.S.-Regierung hat Ana Belén Montes vor fast 15 Jahren inhaftiert. Jetzt nimmt eine internationale Kampagne mit Komitee-Aktivisten in Lateinamerika, Europa, Kanada und den Vereinigten Staaten zu ihren Gunsten Fahrt auf. Vom FBI zwei Wochen nach dem 11. September 2001 verhaftet und wegen Verschwörung zu Spionage für Kuba angeklagt vermied die ranghohe Analystin für den U.S. Militärgeheimdienst eine Todesstrafe wegen Hochverrats, indem sie sich schuldig bekannte und alles dem U.S. Justizministerium offenbarte.
Ana Belén Montes erhielt kein Geld. Die frühere Spezialistin für kubanische und lateinamerikanische Angelegenheiten verbüßt eine 25-jährige Strafe. Es zirkulieren drei Petitionen, die hier, hier und hier zugängig sind, eine bittet um ihre Freilassung, zwei um humane Behandlung. Die Verteidiger klagen das Gefängnis in Texas an, Montes werde von der allgemeinen Gefängnispopulation isoliert und ihr würden Besuche, Telefonanrufe und E-Mails vorenthalten. Anwälte befinden sich unter Beschuss. Dokumente, die sich auf ihr Gerichtsverfahren beziehen sowie auf Presseberichte von damals, stellen sie als eine U.S.-Bürgerin dar, die sich in einem U.S.-Krieg auf die falsche Seite geschlagen habe. Regierungsbeamte verachten sie wahrscheinlich als eine der Ihren, die sie betrogen hatte. Vielleicht führte die Herkunft ihrer puertoricanischen Familie zu dem Verdacht, sie sympathisiere mit Kuba und dessen mit Puertorico geteiltem antikolonialen Kampf. Wahr oder nicht wahr, jedenfalls steht ihr Schicksal für ein Warnsignal an die Puertoricaner. Während der U.S.-Krieg gegen Kuba andauert, wird sich die U.S.-Regierung wahrscheinlich sowohl gegen die Erleichterung ihrer Gefängnisbedingungen als auch gegen ihre Freilassung sträuben. Für die neue Solidaritätsbewegung auf ihrer Seite ist sie eine Heldin, aber eigentlich ist sie eine Sonderart von Heldin, eine Kriegsgefangene, die ihrer Sache treu bleibt. Denn es gab einen Krieg. Während die U.S.-Regierung nach dem fehlgeschlagenen Schweinebuchtunternehmen 1961 vor einer militärischen Invasion zurückschreckte, war kriegsähnliche Aggression bis in die 1990er die Norm. Ein um das andere Mal führten Agenten der U.S.-Regierung oder ihre Stellvertreter Sabotageakte, rücksichtloses bewaffnetes Vorgehen im kubanischen Hinterland aus wie mikrobiologische Kriegsführung, Bombenattentate auf touristische Einrichtungen und sonstige Terroranschläge auf der ganzen Insel. So würden Wenige leugnen, dass das Bombenattentat auf ein vollbesetztes kubanisches Passagierflugzeug 1976 eine Kriegshandlung war. Die zur Entziehung der Kubaner ihrer Lebensmittel der für ihr Überleben wichtigen Dienste eingerichtete U.S.-Wirtschaftsblockade verursachte zusätzlichen Stress. Die U.S.-Regierung glaubte, Verelendung führte die Kubaner dazu, ihre Regierung zu stürzen. Die Aggressoren innerhalb der George W. Bush-Administration hielten schon eine Ersatzregierung in der Hinterhand. Und trotz der kürzlichen Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen gibt es immer noch Krieg. Die U.S.-Wirtschaftsblockade bleibt, Konterrevolutionäre innerhalb Kubas genießen U.S.-Unterstützung und Geldspenden, kubanisches Land in Guantánamo wird immer noch besetzt gehalten, das Überleben des "Cuban Adjustment Act"’s von 1966 bezeugt den unsterblichen Kalten Krieg, und Ana Belén Montes, die Partei ergriff, ist eine Gefangene dieses Krieges. Die offizielle Kriegsrhetorik über Kuba bestimmte Montes’ Staatsanwaltschaft und Verfahren. Nach Überprüfung der Spionageaktivitäten Kubas berichtete ein Reporter der New York Times z.B. 2003 die Meinung einiger US-Offizieller: "Mr. Castros kommunistische Regierung bleibt eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Amerikas." Der Angestellte des State Departments Otto Reich behauptete: "Diese Aktivitäten beweisen, dass es sich um ein feindliches Land handelt." Ein Journalist des Wall Street Journals zitierte 2002 Berichte des State Departments, in denen versichert wird: "Kuba besitzt zumindest einige Biowaffentechnologie, und es wird befürchtet, dass Kuba diese Wissenschaft Schurkenstaaten zur Verfügung stellen könnte." Kürzlich bezeichnete man Ana Montes als "eine der schädlichsten Spione der US-Geschichte. Ihre Beteiligung an der Gestaltung der US-Außenpolitik gegenüber Kuba verursachte großen Schaden an der nationalen Sicherheit der USA." Das bezog sich auf einen Bericht des State Departments, den sie 1998 verfasste, und in dem sie die Behauptung, Kuba sei eine militärische Bedrohung der Vereinigten Staaten, zurückwies. Montes wird beschuldigt, sie habe Kubas angebliche chemischen und biologischen Fähigkeiten verschleiert. Durch die Übermittlung von Geheimnissen an die kubanische Regierung wurde Ana Montes, die sich bereits auf einem Kriegsschauplatz befand und schon Kämpferin war, zu einer Soldatin auf Kubas Seite. Jetzt im Gefängnis unter solchen Umständen, ist sie jemand, für den Solidarität von einer anderen Größenordnung ist als für andere politische Gefangene. Was eigentlich nötig sein könnte ist, sich dem selben Krieg anzuschließen wie sie und sich auf die selbe Seite zu stellen. Dieses Vorgehen funktionierte bei der Sicherstellung der Entlassung der antiterroristischen Gefangenen Cuban Five. Für Montes allerdings befindet sich keine kubanische Regierung in den Kampflinien wie bei den Cuban Five. Kämpfer in einer ungleichen Schlacht können sich die Ermutigung bei Montes selbst holen. Sie sagte zu ihrem Richter: "Ich gehorche meinem Gewissen mehr als dem Gesetz ... Ich fühlte mich moralisch verpflichtet, der Insel dabei zu helfen, sich gegen unsere Bemühungen, ihr unsere Werte und unser politisches System aufzuzwingen, zu verteidigen." In einem Interview 2015 klang sie wie ein standhafter gefangener Soldat: "Wenn ich bereue, verleugne ich mich selbst ... Das wäre nicht im Rahmen meiner Logik. Ich kannte immer die möglichen Konsequenzen meines Tuns." "Was für mich wichtig ist," beharrt sie, "ist, dass es eine Kubanische Revolution gibt ... Notwendig ist, dass es immer eine Kubanische Revolution gibt ... sie (die Kubaner) müssen auf ihre Revolution aufpassen. Das habe ich versucht." Klar, die Solidarität mit Ana Belen Montes und dabei effektiv zu sein, verlangt eine Menge, besonders in Zeiten des Krieges. Montes selbst ging freiwillig in den Krieg auf die gleiche Weise wie es die Landsleute taten, die sich 1936 im Spanischen Bürgerkrieg auf die Seite der Republikaner schlugen. Diese Art von Engagement ist es, die Montes jetzt braucht. Mag sein, dass es auf dem Weg ist. W.T. Whitney Jr. ist ein pensionierter Kinderarzt und politischer Journalist aus Maine. Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db) (Quelle: CounterPunch vom 8. Februar 2016
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