Frühere "Cuban-Five"-Gefangene lehren Solidarität und unterrichten über KubaVon W.T. Whitney, Jr.People’s World, 12. April 2016
Gerardo Hernández beantwortete einen Anruf erst spät. Diesmal erreichte er Carlos Alberto Cremata in Kuba, den Direktor von La Colmenita [Das Bienenkörbchen], einer weitgereisten Kinder-Theatergruppe. Carlos Alberto hatte Gerardo 2012 im Gefängnis in Kalifornien angerufen, um eine Nachricht von den Kindern zu überbringen, die gerade die Niagara-Fälle sehen konnten. "Gerardo, Du wirst bald nach Hause kommen," hatten sie gesagt. Das war angesichts von Gerardos zweimal lebenslänglichem Strafurteil keine geringe Vorhersage.
Carlos Albertos Vater, Carlos Cremata Trujillo war Laienschauspieler gewesen, er hatte für die "Cubana Airlines" gearbeitet. Er starb bei dem Terroranschlag vor Barbados, der ein vollbesetztes Flugzeug der "Cubana Airlines" vom Himmel geholt hatte. Der CIA-Angestellte und derzeitige US-Einwohner Luis Posada Carriles hatte die Sabotage [gemeinsam mit Orlando Bosch Ávila, Anm. d. Übersetzers] geplant. Als Hernández und vier andere kubanische Agenten 1998 in Florida verhaftet wurden, hatten sie für die Verhütung genau solcher Anschläge gearbeitet. Die "Cuban Five", als die sie bekannt wurden, kamen am 17. Dezember 2014 frei. Jetzt sind sie ständig auf Tour, um sich für die weltweite Solidarität in ihrer Sache zu bedanken und darüber zu sprechen, was die Kubanische Revolution heute in einer von Krisen geschüttelten Welt bedeutet. Während Hernández in Kanada war, waren seine "Cuban Five"-Kameraden auch unterwegs. Ramón Labañino war in Uruguay und Argentinien, und Antonio Guerrero war in Venezuela. Hernández trat unterdessen in Montreal, bei den Niagara Fällen, in Fort Erie, Ottawa, Toronto und Vancouver auf. Die Gewerkschaft der Stahlarbeiter (USW) übernahmen die Patenschaft für seine Kanada-Tour, und in Montreal besuchte er ihre nationale Klausurtagung. Hernández teilte dort seinen 200 Zuhörern mit, dass "Vorstellungen aus Übersee versuchen, den Kapitalismus von vor der Revolution von 1959 wie ein Paradies aus Meer und Stränden aussehen zu lassen, [doch] dies ist nicht zutreffend. Es war ein System, das sein eigenes Volk tötete und folterte." Er erinnerte an das frühere U.S.-Beharren darauf, dass Verhandlungen mit Kuba unmöglich seien. Dennoch, merkte er an, fanden Verhandlungen statt. Und "Kuba hat kein einziges Prinzip widerrufen... Dies ist ein gewaltiger Sieg für unsere Führungspersönlichkeiten und unser Volk." Ramón Labañino besuchte am 9. April eine regionale Solidaritätskonferenz in Buenos Aires. Hinsichtlich politischer Veränderungen in Lateinamerika bemerkte er, dass "wir in einer komplizierten Zeit leben. Es findet ein großer Angriff auf weitverbreitete und progressive Projekte statt, die aus schwachen Strömungen hervorgehen." Er rief auf zur Vereinigung "der verschiedenen linken Kräfte und sozialen und Volksbewegungen im Widerstand gegen die Offensive des rechten Flügels, die von der nordamerikanischen Regierung gestützt wird." Labañino hatte sich zuvor mit argentinischen Intellektuellen und Künstlern getroffen, darunter Stella Calloni, Vicente Batista und der Nobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel. Er sei gekommen, um seiner Wertschätzung und Solidarität Ausdruck zu verleihen, sagte Ramón. Es wurde an Pérez Esquivels Briefe an Obama erinnert, in denen er Freiheit für die Fünf gefordert hatte. Ramón merkte auch an: "Wahre Nobelpreisträger würden uns nie im Stich lassen. In der Tat wussten wir, dass die Revolution niemals ihre Söhne im Stich ließe. Fidel ließ die Granma (das Schiff) wenden, um einen Kameraden aufzufischen, der in den offenen Ozean gefallen war. Und wir wussten, dass die Granma auch für uns wenden würde, und heute sind wir frei." Ramón Labañinos Frau Elizabeth Palmeiro, die ihn in Argentinien begleitete, erzählte Mitgliedern der Kommunistischen Partei Argentiniens von der Qual ihres Mannes, getrennt von seinen Töchtern gewesen zu sein. "Aber mit Unterstützung des Volkes und der Leader Kubas und der Rückenstärkung für uns konnten wir jeden Tag aufstehen und weiter machen," erklärte sie. In Uruguay besuchten Ramón Labañino und Elizabeth Palmeiro den früheren uruguayischen Präsidenten José Mujica in seinem Heim und nahmen an weiteren Treffen teil. Der jetzige Senator hatte die US-Regierung mehrfach dazu aufgerufen, die Cuban Five zu entlassen. Inzwischen hatte Antonio Guerrero in Venezuela an einem Treffen des "Netzwerks Künstler und Intellektuelle in Verteidigung der Menschlichkeit" teilgenommen. Am 9. April warnte er vor den neuen Kommunikationssystemen, die vom "Imperium" betrieben würden, und den Massenmedien, die die "Geschichte verfälschen und die Urteilsfähigkeit der jungen Leute zerstören." Er rief dazu auf, "den Frieden zu bewahren und die Bolivarianische Revolution, eine friedliche Revolution, zu beschützen." Fernando González und René González, die anderen beiden der Cuban Five, strecken ebenfalls der weltweiten Bewegung, die sie als Gefangene unterstützt hatte (und heute Kuba unterstützt), die Hand aus. Fernando arbeitet als Vizepräsident des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft. Und seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis 2011 reiste René im Namen Kubas und des Friedens durch die Welt. Im Angesicht dieser Bemühungen haben vielleicht aufmerksame Gefängnisangestellte beobachtet, dass die Cuban Five in Gefangenschaft die Gefängniszellen in Schulen umgewandelt hatten. Mit Worten, Kunst und ihrem Beispiel lehrten die Fünf die ganze Welt aus dem Gefängnis heraus Solidarität. Die Gefängniserfahrung wurde für diese kubanischen Revolutionäre zum Futter, um jetzt ihre Lehre in die hintersten Ecken der Welt zu tragen. Deutsch: Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning (Quelle: People's World vom 12. April 2016)
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