Radiointerview mit Saul Landau

Vom 6. April 2009

Radiointerview

(Übersetzung nach Gehör.)

Sprecher: Guten Abend und willkommen beim Sender "Espejos de Aztlán".
Seit über 10 Jahren werden fünf kubanische Männer in verschiedenen U.S.-Bundesgefängnissen festgehalten. Sie wurden 1998 in Miami verhaftet und später wegen mehrfacher Anklagen verurteilt, einschließlich der Verschwörung zu Spionage und wegen Unterstützung von Mord, letzteres wegen angeblicher Beteiligung am Abschuss zweier aus Miami stammender Flugzeuge, die in den 1990ern an Überflügen des kubanischen Luftraums beteiligt waren. Sie werden in verschiedenen, über die USA verstreuten Gefängnissen inhaftiert gehalten.
Antonio Guerrero, Fernando González, Ramón Labañino, René González warten zurzeit auf die Entscheidung über die Anhörung ihres Falles vor dem Supreme Court. Ihre Klage konzentriert sich darauf, dass es unmöglich gewesen sei, in Miami, einem Ort, der seit fast 50 Jahren von den rechtsradikalen Exilkubanern beherrscht wird, ein faires Verfahren zu erhalten.
Saul Landau ist Filmemacher, Journalist und Autor, er wurde für sein Werk mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, dazu gehörten ein "Emmy" [amerikanischer Fernsehpreis] für "Paul Jacobs and the Nuclear Gang" 1980 und der "Edgar Allen Poe Award" ebenfalls 1980 für "Assassination on Embassy Row" [Attentat im Botschaftsviertel], was er mit John Dinges über die Ermordung des chilenischen Diplomaten Orlando Letelier schrieb. Landau erhielt auch den Letelier-Moffitt Human Rights Award [Menschenrechtspreis, genannt nach dem ermordeten Letelier und dessen bei dem Attentat ebenfalls ums Leben gekommener Assistentin Ronni Moffitt, Anm. d. Ü.] sowie für seinen lebenslangen Beitrag für die Menschenrechte, der von dem Institut für politische Studien in Washington D.C. verliehen wird. - Landau ist jetzt Professor an diesem Institut. - (1)
Landau nahm am vergangenen Wochenende an einer Veranstaltung an der Universität von New Mexico in Albuquerque, New Mexico, teil, auf der Nelson Valdéz, Mitglied einer kubanisch-amerikanischen Solidaritätsgruppe mit Kuba, den Fall der Cuban Five vorstellte und wo es auch um den aus den USA kommenden und gegen Kuba gerichteten Terrorismus ging, ein Erbe aus der kubanischen Revolution, die am 1. Januar dieses Jahres 50 Jahre alt geworden ist.
Wir haben die Gelegenheit ergriffen, um mit ihm über seinen neuen Film zu sprechen, "Will the real Terrorists, please, stand up", in dem es eine Chronologie über den Fall der Cuban Five gibt, der den Nordamerikanern wenig bekannt ist, der aber immer mehr internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Landau: Ich mache den Film mit Jack Willis, mit dem ich 1978-79, glaube ich, den Film, "Paul Jacobs and the Nuclear Gang" gemacht habe, der uns einen "Emmy" eingebracht hat, und nachdem wir 1988 den Fernsehfilm, "The Uncompromising Revolution with Fidel Castro" (2) [Die kompromisslose Revolution], eine politische Dokumentation gemacht haben, haben wir uns jetzt entschlossen, den Leuten von den Cuban Five zu erzählen, und dessen Titel lautet "Will the real Terrorists, please, stand up", und die Definition von Terrorismus im Kampf der USA gegen den Terrorismus, die den Terrorismus auf ihrem eigenen Grund und Boden regelrecht hätscheln und ermutigen, solange es um gegen Kuba gerichtete Gewalttaten geht.
Und das ist natürlich der Beweggrund für die Cuban Five, denn die Kubaner waren die Opfer des Terrorismus, nicht erst seit 1959, 1960, ' 61 und so fort, sondern auch in den letzten Jahren, als sie anfingen, den Tourismus auszubauen und ihre Wirtschaft, denn sie hatten wirtschaftliche Schwierigkeiten und mussten etwas tun, und sie schlugen den Weg über den Tourismus ein. Und die Anti-Castro-Exilkubaner in Miami beschlossen, dem Tourismus ein Ende zu setzen - durch Sprengstoffanschläge auf Hotels, Restaurants, Bars und andere Orte, wo sich Touristen aufhalten könnten. Das setzte die Touristen tödlichen Gefahren aus, wenn sie Orte aufsuchten, die schon [als Anschlagsziele] auf dem Plan standen.
Und da das FBI nichts unternahm, um diese Leute davon abzuhalten, Sprengstoff nach Kuba zu schicken und dort Anschläge zu verüben, schickten die Kubaner ihre eigenen Leute, um die Gruppen zu infiltrieren, die die tödlichen Anschläge verübten und planten. Diese Gruppen hießen "Brothers to the Rescue", die Flüge über Kuba unternahmen, um, weiß Gott, was, über Kuba abwerfen zu wollen, Alpha 66 und Commando F4, paramilitärische Gruppen, die sich der Gewalt verschrieben und vorgenommen haben, das Castro-Regime zu stürzen. Die sie unterwandernden Männer waren "Spione", Agenten des kubanischen Geheimdienstes, aber sie waren nicht an U.S.-Staatsgeheimnissen interessiert, ihre "Spionage" galt ausschließlich der eigenen Sicherheit, nämlich Schaden vom eigenen Land abzuwenden. Und ironischerweise teilten sie die herausgefundenen Informationen der U.S.-Regierung mit, sie schickten ihre Informationen nach Havanna, und Havanna informierte wiederum das U.S.-Justizministerium und das FBI. (3) Sie teilten ihnen mit, wo sie sich aufhielten, welche Schiffe mit Sprengstoff den Miami River 'runterfuhren und wo sich große Waffen- und Sprengstofflager befanden.
Zuerst machte sich das FBI diese Informationen durchaus zunutze, und sie stöberten einige Lager mit hochexplosiven Materialien und Waffen auf, aber dann richtete sich das FBI "überraschenderweise" gegen die wertvollen Informationsquellen zum Terrorismus und verhafteten sie. Zuerst wurden sie wirklich nur wegen geringer Vergehen angeklagt, denn, ich meine, sie hatten tatsächlich als nichtregistrierte Agenten gegen den "Foreign Registration Act" verstoßen, Vergehen, die gewöhnlich nur mit bis zu 18-monatiger Haft bestraft werden. Aber einige Zeit nach ihrer Verhaftung steigerten sich die Anklagen, sie wurden angeklagt, Verschwörung zu Spionage begangen und Hilfestellung zum Mord gegeben zu haben, was ihnen danach vor Gericht bis zu lebenslängliche Strafen und andere lange Strafen einbrachte. Die Gerichtsverhandlung wurde in Miami abgehalten, von dem wir gerne als die "Independent Guantanamo's Republic of Miami" sprechen, wo die Regeln für einen fairen Prozess "etwas" anders als im Rest des Landes sind. Und die Regierung führte in diesem Fall einen erbärmlichen und lächerlichen Prozess. Und fast alle Juristen, die den Prozess beobachteten, ob sie nun Fidel Castro und die Revolution mögen oder nicht, stimmten darin überein, dass die Staatsanwaltschaft kaum Beweismaterial lieferte. Aber die Geschworenen wagten sie nicht freizusprechen - selbstverständlich eingeschüchtert, weil sie fürchteten, ihre Jobs zu verlieren, dass ihnen ihre Häuser abgebrannt würden oder Schlimmeres - sprachen sie binnen Kurzem trotz fehlender Beweise seitens der Staatsanwaltschaft aller Anklagen schuldig, und die Richterin, ebenfalls verängstigt, gab ihnen dann die jeweiligen Höchststrafen. Und darum geht es grundsätzlich bei dem Prozess. Seitdem geht der Fall von Berufung zu Berufung und liegt jetzt dem Supreme Court vor aufgrund der Argumente für einen Gerichtsortswechsel, da sie [in Miami] unmöglich ein faires Verfahren erhalten konnten, ...

Sprecher: womit sie vor 4 Jahren mit dem Urteil in Atlanta gewonnen hatten, was wurde daraus?

Landau: Das Drei-Richtergremium hatte damals entschieden, dass die Sache mit dem Gerichtsortswechsel in der Tat stichhaltig sei, aber das gesamte Gremium des Gerichts hatte dann, nachdem die Regierung in Berufung gegangen war, zugunsten der Staatsanwaltschaft geurteilt. Daher ging es wieder zurück, und die Berufung wurde wieder abgelehnt, und jetzt geht die Sache vor den Supreme Court, der hoffentlich so urteilen wird, dass das Argument des Gerichtsortswechsels rechtsgültig war, und sie werden entweder freigelassen oder bekommen einen neuen Prozess.

Sprecher: Also, sie sprachen von der "Guantanamo's Republic of Miami", erzählen Sie unseren Hörern doch noch ein Bisschen mehr über das, was Sie damit meinen.

Landau: Gut, 1959, als die kubanische Revolution gewonnen hatte und im Januar des selben Jahres die Macht ergriff, begann der große Exodus der antirevolutionären Kubaner, der selbstverständlich und unmittelbar von den sehr reichen und mächtigen Anhängern Batistas, des gestürzten Diktators, angeführt wurde. Und innerhalb von ein paar Jahren schufen sie sich eine Machtbasis, nicht nur eine wirtschaftliche Machtbasis mit dem schrecklich vielen Geld, das sie Kuba, als sie das Land am Abend der Revolution verließen, gestohlen hatten, das sie dann für sich und ihre Familien nutzen konnten, sondern auch eine politische Machtbasis, von wo aus sie sich eine Reihe von Machtvorteilen verschaffen konnten und natürlich insbesondere über Institutionen, die in engerem Sinne mit Kuba zu tun hatten. Zum Beispiel wurde ein Schulbuch, auf dem ein lächelndes Kind in einer kubanischen Schule zu sehen ist, aus der Schule genommen, weil diese Gruppen beschlossen hatten, dass kein Kind [ihres Einflussbereiches] je ein lächelndes Kind zu sehen bekommen solle, das unter dem "totalitären Regime auf der kommunistischen Insel" lebt. Auf diese Art gingen sie vor. Während, als "The Miami Herald", die führende Zeitung von Miami, es wagte, der führenden "Cuban American National Foundation" genannten Gruppe zu widersprechen, eine Riesenkampagne gestartet wurde wie "Der Herald sagt nicht die Wahrheit!", die Behälter aus denen die Zeitungen, auf der Straße verkauft wurden, wurden mit Exkrementen beschmiert, an die Busse wurde "Traut dem Herald nicht" gepinselt, die Autoren und Herausgeber von Miami Herald erhielten Todesdrohungen per Telefon, und schockierenderweise lenkte der Miami Herald ein, gab nach und sagte: "O.k., wir tun das nie wieder!" Also, das ist die Art zu handeln, auf die ich mich beziehe, wenn ich von "Guantanomo's Republic of Miami" spreche. Sie haben dort jetzt eine Basis von fast einer Million Kubanern in der Region von Miami.

Sprecher: Oh, würden Sie sagen, dass dort ein hoher Prozentsatz glaubt, was Sie sagen und Sie unterstützen würde, wenn sie nicht so eingeschüchtert wären?

Landau: Ja, glauben Sie mir, ein hoher Prozentsatz der Leute ist eingeschüchtert und glaubt, dass es besser wäre, mit Kuba in einen Dialog zu treten, aber sie werden nicht nur eingeschüchtert, wenn sie es nur vorschlagen, sondern auch in die Luft gesprengt, denn dem Journalisten Emilio Milian, der das bekundet hatte, wurden durch eine Autobombe beide Beine weggesprengt, Max Lesnik, ein Rundfunkkommentator und Herausgeber einer Illustrierten erhielt Bombendrohungen und sein Büro wurde zerbombt, das Leben von Francis Aruca, einem Reiseanbieter, der Rundreisen und Charterflüge von Miami nach Kuba vertreibt, wurde auch mehrfach bedroht, er war ebenfalls Rundfunkkommentator, und diese Beispiele ließen sich endlos weiter fortführen.
Es gibt Kubaner, die in den Everglades Truppenübungen mit schweren Geschützen veranstalten und verkünden, dass sie für eine Invasion in Kuba trainieren, und die Regierung der Vereinigten Staaten rührt nicht daran, auch wenn diese Waffen illegal sind. Und auf diese Fakten sollte sich die Aufmerksamkeit richten, daher kann man keinen fairen Prozess erhalten, wenn Kuba an einer zu verhandelnden Sache in irgendeiner Weise beteiligt ist und man hat auch nicht das Recht auf freie Rede, wenn es um Kuba geht. Ich meine, nur als Beispiel, ich könnte in Kuba in einem Bus aufstehen oder mich auf einen öffentlichen Platz hinstellen und sagen, "Fidel Castro ist nicht gut, er taugt zu nichts", dann würde jemand nur sagen: "Er ist ein Dummkopf!" oder so etwas, aber wenn ich mich in Miami auf einen belebten Platz stellte und sagte: "Lang lebe Fidel und die Revolution!" wäre ich innerhalb von 30 Sekunden erschossen, erwürgt oder erschlagen.

Sprecher: Ich möchte auf das Thema des von den USA ausgehenden Terrorismus' gegen Kuba und in Kuba zurückkommen. Und ich möchte unseren Hörern sagen, dass wir mit Saul Landau sprechen. Er ist der Produzent des kommenden Films, "Will the Real Terrorists, please, stand up!" [Wollen die wahren Terroristen bitte aufstehen"] und wir sprechen über Themen, die mit dem Fall der fünf kubanischen Gefangenen in den Vereinigten Staaten in Verbindung stehen, und wir wollen unseren Hörern ebenfalls etwas verdeutlichen, was mir zum ersten Mal klar wurde, als ich das Buch "Assassination in the Embassy Row" fand, das von anderen in den späten '70ern für die Morde Verantwortlichen handelt und von einer sehr ähnlichen Situation mit Exilkubanern berichtet, die an dem erfolgreichen Mordanschlag auf den ehemaligen chilenischen UN-Botschafter und dessen Assistentin beteiligt waren, die hier Politik studierte, einem Studium, dem sie ja auch seit langem nahe stehen.
Also, zuerst möchte Sie bitten, uns eine Idee davon zu vermitteln, inwieweit die Kubaner auf der Insel von diesen Aktivitäten betroffen sind und wie es kommt, dass sie - ob diese Aktionen jetzt von Miami oder New Jersey oder von sonstwo ausgehen - von der Regierung der Vereinigten Staaten geduldet und zugelassen werden.

Landau: Also, gut, das Buch "Assassination in the Embassy Row", schrieb ich mit Koautor John Dinges, John war damals Korrespondent der Washington Post in Santiago de Chile, und Orlando Letelier war der frühere Botschafter von Chile in den Vereinigten Staaten, und er wurde dann als Verteidigungsminister am Tag des Putsches verhaftet, am 11. September - einem bemerkenswerten Datum - von 1973.
John war zu mir in das Institut für Politische Studien gekommen, wo er mit mir zusammen arbeitete und sagte, dass er [Letelier] in die Luft gesprengt worden sei. Die ursprünglich eigentlich verantwortliche Person, die dabei ihre Hand am Drücker hatte und den Knopf drückte, war ein Mann namens Vergilio oder Vergil Paz, der Mitglied einer im Norden von New Jersey ansässigen kubanisch-nationalistischen Bewegung war. Das ist eine ideologisch faschistische Gruppe, aber die Ideologie, war es nicht, die im Leben dieser Leute eine große Rolle spielte. Wissen sie, das FBI, mit dem ich sogar manchmal kooperativ zusammen arbeitete und dem ich manchmal, während meiner Jahre der Ermittlungen, entgegen arbeitete, teilte mir einen wirklich wahren Sachverhalt mit, als ich dabei war, die verschiedenen ideologischen Aspekte während der Verfolgung der Killer zu analysieren, sagte der FBI-Agent zu mir "Sie brauchen keine weitere Ideologie, töten ist töten, es ist die Killerideologie." Und mir ging quasi eine ganze Lichterkette auf, ich hatte eine sprichwörtliche Erleuchtung, worum es in unserem Land ging. O.k., offensichtlich ist es so, Virgilio Paz war ein Killer und seine Komplizen José Dionisio Suarez und Guillelmo Novo, diese Kerle sind Killer. Und sie haben eine ideologische Fassade, und diese Fassade ist sehr nützlich, denn es erlaubt den politischen Machthabern, eine gesamte Bevölkerung einzuschüchtern. Diese Kerle sind gut für die Einschüchterung. Wenn sie dich anschauen und sagen, "Du hast hier einen hübschen Laden, und Du weißt, dass Du dafür zahlen musst, sonst könnten Dir schlimme Sachen zustoßen," .[? unverständlich]. Und das ist es, was sie sind: Killer. Und das sind die Leute, mit denen die Kubaner umgehen müssen. Als Luis Posada Carriles und Orlando Bosch, 2 kubanische Exilanten, in Venezuela erfolgreich ihre Komplotte zur Sprengung des kubanischen Flugzeuges mit 73 Passagieren und Flugpersonal an Bord schmiedeten, nannten sie es einen Kriegs- oder Befreiungsakt und was sie einem sonst noch für Schrott um die Ohren hauen, wenn es sich um Massenmord und einen Akt von internationalem Terrorismus handelt. Beide gehen frei in Miami spazieren. Gut, Bosch geht nicht mehr spazieren, er ist nicht mehr dazu in der Lage, aber keiner von beiden wird im Ernst von der U.S.-Regierung belästigt. Mein Gott, diese Kerle sind Massenmörder, [? unverständlich] aber sie brauchen nur zu sagen, ich bin nicht das, was ihr von mir denkt. Und wenn man an Guantanamo denkt, an Elektroschocks, "water boarding", Folter und so weiter.
Also, die Regierung der Vereinigten Staaten geht sehr selektiv vor, wenn es um seinen Krieg gegen den Terrorismus geht und braucht nur die Terroristen aufs Korn zu nehmen, die sie nicht mögen, weil sie eine negative Einstellung zu den Vereinigten Staaten haben könnten. Sie hat nichts anderes getan, als den Terrorismus gegen Kuba zu kultivieren und mit den Terroristen zu kooperieren, die Kuba angegriffen haben. Und das ist Doppelmoral, sind die zwei Gesichter, der Politik der Vereinigten Staaten.
Und das ist übrigens der Grund, warum sie ihre Glaubwürdigkeit in der Welt verloren haben, wenn sie über ihren Kampf gegen den Terrorismus sprechen und zulassen, dass Luis Posada mit einer "Einwanderungsbetrugsklage" davon kommt, während gleichzeitig die Leitungen darüber heißlaufen, was bereits als Information freigegeben worden ist, dass nämlich er und Orlando Bosch für das Flugzeugattentat verantwortlich waren.

Sprecher: Das bezieht sich auf das Herunterholen des kubanischen Zivilflugzeuges 1976, das von Barbados gestartet war, das unter anderem die kubanische Jugendfechtmannschaft an Bord hatte.
Sie sind seit 1961 nach Kuba gereist und haben dort gearbeitet. Geben Sie uns bitte einen Eindruck davon, welchen Einfluss diese Terroranschläge auf die kubanische Bevölkerung hatten sowohl wirtschaftlich als auch psychologisch gesehen.

Landau: Oh, wie es jetzt alle Amerikaner seit "9/11" kennen, Terrorismus terrorisiert eben. Wenn jemand so etwas Schreckliches macht, wie ein ganzes Flugzeug in die Luft zu sprengen, ob er nun selbst an Bord geht oder nur einen Agenten schickt, der dort den Sprengstoff hinterlegt, ist das so schrecklich, dass es einen noch lange zittern lässt, dass man auch danach noch sehr verängstigt und verunsichert ist. Abgesehen davon haben alle, die ihr Leben verloren haben, in der Regel Verwandte. Die meisten Passagiere an Bord waren Kubaner, auch das Bordpersonal und alle haben Verwandte. Und als nächstes beginnt man, sich zu fragen, "He, wer von uns wird der nächste sein?", vor allem, wenn man erfährt, dass sie es wagen, einen so schlimmen Terroranschlag auf ein Zivilflugzeug zu verüben und dann ungestraft davon kommen können. "Mein Gott, was werden sie als nächstes anstellen?" Das stelle ich mir vor, und so haben es mir auch kubanische Freunde erzählt, dass sie solche Vorstellungen haben.
Daher muss jede Regierung mit vernünftigen Leuten auf diese Situation reagieren, und sie dürfen es nicht zulassen, dass solche Dinge passieren. Und die Vereinigten Staaten gewähren Terroristen Unterschlupf. Wie Präsident Bush es sagte: "Wenn jemand einem Terrroristen Unterschlupf gewährt, macht er sich des Terrorismus schuldig." Er sagte es, aber möglicherweise wusste er nicht, was das Wort "harbor" [beherbergen, Unterschlupf gewähren] bedeutet, (Landau lacht: "Wer weiß, wer ihm diesen herausragenden Satz eingegeben hat?") denn sonst hätte er konsequenterweise den Justizminister dazu aufrufen müssen, die Terroristen Luis Posada Carriles und Orlando Bosch und all die anderen, die da noch sind, die Terroranschläge begehen, zu verhaften und vor Gericht zu stellen. Aber das geschah eben nicht. Doch es sollte geschehen. Dies ist die Beweisführung: Immerhin verübten die Vereinigten Staaten Tausende von Anschlägen gegen Kuba, das ist dokumentiert in freigegebenen Akten und Reports, zwischen 1959 und 1963 wurden über 3.000 Anschläge auf Kuba verübt. Ich meine, die CIA beobachtet die Gruppe der Exilkubaner, gibt ihnen schwere Maschinengewehre, Kanonen, Sprengstoff. Sie kommen an die kubanische Küste, sie schießen auf die Leute und töten sie. Sie zerstören Gebäude, sie versuchen Raffinerien und Zuckermühlen zu zerstören und Zuckerrohrfelder abzubrennen. Das passierte manchmal zwei, drei bis fünf Mal am Tag und hat bis jetzt eigentlich noch nicht aufgehört. Und die CIA hat diese Leute angeworben und sie dafür bezahlt. Sie gab ihnen die Schiffe, den Sprengstoff und die Gewehre. Danach ist es logisch, dass die CIA nicht sagt, " O.k., wir lassen euch durch unseren Gegenspieler, das FBI, verhaften." Und das war's, was passierte. Es gibt ein spanisches Sprichwort, das besagt: "Wenn du Krähen züchtest, dann kommen sie zu dir zurück und hacken dir die Augen aus." Jeder von ihnen sollte im Gefängnis sein, aber keiner von ihnen ist im Gefängnis, weder der Mörder von Letelier noch von Ronni Moffit. Wenn jetzt also die Regierung der Vereinigten Staaten einen Krieg gegen Terrorismus führt, kämpft sie nur gegen bestimmte Terroristen, daher fragen wir jetzt in dem Film: "Will sich jetzt bitte der wahre Terrorist erheben," damit wir ihn identifizieren können? Denn das Kriterium der US-Regierung ist, jemand sollte möglichst ein Araber sein, um als Terrorist qualifiziert werden zu können und der Definition eines Terroristen zu entsprechen. Er braucht niemanden in die Luft gesprengt oder getötet zu haben, aber er sollte nur jene anderen Merkmale zu seiner Identifizierung haben.

Sprecher: Sie hören gerade den Sender "Espejos de Aztlán", und wir sind froh, heute Abend den Autor und Filmemacher Saul Landau und damit jemanden hier zu Gast zu haben, der eine langjährige enge Beziehung zu Kuba und dem kubanischen Volk hat, fast schon so lang, wie die Kubanische Revolution existiert. Und wir sprechen über den von den USA angelockten oder den in ihr ansässigen Terrorismus, der gegen Kuba gerichtet ist und über den Fall der fünf kubanischen Gefangenen, die in den Vereinigten Staaten inhaftiert sind. Und wir sprechen jetzt darüber, dass der Fall vor den Supreme Court gegangen ist. Würden Sie bitte etwas über den voraussichtlichen Ausgang des noch anhängigen Verfahrens sagen und worum es in dem Urteil geht und wie das für diese fünf Männer ausgehen könnte?

Landau: Als ewiger Optimist erhoffe ich von der Zukunft, dass die Obersten Richter, Thomas, Scalia, Alito abdanken und dass sie durch vernünftige, sorgfältig arbeitende, aufmerksame und liberalere Richter ersetzt werden, dann würde der Fall mit der Freisprechung der Cuban Five enden. (4)
Der Optimist in mir, wissen Sie, wird jedoch vom Pessimisten in mir relativiert, und ich komme langsam in das Alter, in dem sich beide einander annähern und der Pessimist dem Optimisten letztendlich Recht gibt, wenn der sagt: "Sieh, dies ist die bestmögliche aller Welten, in der wir leben." Und der Pessimist sagt: "Ich fürchte, dass Du Recht hast." Also, gut, wir werden sehen. Ich weiß nicht, wie sich der Supreme Court entscheiden wird, man kann in diesem Klima nur voraussagen, was vor 120 Jahren Mr. Dooley gesagt hat, "Der Oberste Gerichtshof richtet sich nach den Wahlerfolgen." (5)
Und lassen Sie uns hoffen, das trifft auf diesen Gerichtshof zu und natürlich auf diese fünf armen Kerle, die schon über 10 Jahre im Gefängnis verbracht haben, davon viel Zeit in Isolationshaft, unter wirklich ziemlich harten Bedingungen.
Unsere Bevölkerung sollte diesen Fall kennen, denn sie [die Fünf] müssen leiden, symbolisch gesehen die Strafe abbüßen, die das State Department und der U.S.-Geheimdienstapparat während der vergangenen 50 Jahre Fidel Castro zugedacht hat. Doch Fidel Castro entkam dieser Bestrafung, und so haben diese fünf Männer, symbolisch oder metaphorisch gesehen, seine Strafe auf sich nehmen müssen.
Daher geht es in dem Film über 50 Jahre kubanischer Beziehungen, und wir fragen in dem Film, "Was hat Kuba den Vereinigten Staaten angetan, dass es 50 Jahre lang, 5 Jahrzehnte lang eine solche Strafe verdient?" Und wenn die Leute versuchen möchten, diese Frage zu beantworten, könnten wir eine interessante Diskussion erleben. Und ich hoffe, dieser Film wird diese Diskussion eröffnen.
Einer der Leute, die wir darin interviewen, ist Antonio Veciana, ich nenne ihn einen Terroristen im Ruhestand, den die CIA für die Ermordung Fidel Castros anwarb. Er hat es, wie wir wissen, natürlich nicht getan. Und Veciana erzählte uns vor der Kamera, dass er mehrere Versuche unternahm, Fidel Castro zu töten und warum sie schief gingen. Und er gibt auch zum ersten Mal zu, dass er es war, der das Abbrennen des großen kubanischen Kaufhauses "Encanto" anordnete, das best ausgestattetste [? unverständlich], das größte Kaufhaus in ganz Lateinamerika. Also, wir haben den Film schon soweit fertig, aber wir hoffen, noch Geld für dessen Finanzierung zu bekommen, so dass wir ihn ganz fertig stellen können. Ich hoffe, dass wir es bekommen und ihn die Leute auf der Leinwand, auf dem Fernsehschirm oder auf beidem sehen können.

Sprecher: Wir haben jetzt nur noch wenige Minuten, um auf das zu kommen, was Sie heute Nachmittag bei der Vorstellung mit Nelson Valdéz angesprochen haben. Sie fanden es seltsam, dass dort einige Leute ein Script für die Zukunft des Landes [Kubas? Nicht ganz verständlich] geschrieben hätten. Was sehen sie als die Hauptpunkte bei der Erblast der fünfzigjährigen kubanischen Revolution an?

Landau: Gut, wenn Sie meine Metapher eines Schauspiels mit 3 Akten benutzen, dann könnte man sagen, dass der erste und zweite Akt der kubanischen Revolution ein wirklicher Erfolg waren. Es gelang ihnen, eine von den USA unterstützte Diktatur, eine Militärdiktatur, zu stürzen und sie durch eine Regierung zu ersetzen, die seine Bevölkerung gesund und gebildet machte und die soziale Ideen von sozialer Gerechtigkeit verbreitete und diesen Souveränität und Unabhängigkeit hinzufügte, und die Kubaner spielten Hauptrollen in der Welt, sehr ungewöhnlich für ein kleines Land der Dritten Welt mit wenig eigenen Rohstoffen. Kubaner haben ihre Namen in anderen Ländern als die von Helden hinterlassen wie in Pakistan, als sie der dortigen Bevölkerung nach einem Erdbeben halfen, in Honduras, wo sie den Menschen nach einem schrecklichen Sturm halfen, in der ganzen Welt haben kubanische Ärzte Menschen das Augenlicht gerettet und konnten Müttern bei schweren Geburten helfen, kubanische Wissenschaftler gewannen Anerkennung für ihre Entwicklungen in der Biomedizin, im biologischen Anbau, und das gilt auch für die Chirurgie, für kubanische Künstler, Filmemacher, Athleten - welches Drittweltland kann das vorweisen. Und schließlich die Rolle des kubanischen Militärs, es half Südafrika in Angola und Namibia, seine Unabhängigkeit zu gewinnen. Das sind große Errungenschaften, und sie machen seine Bevölkerung stolz. Und nachdem ich das alles genannt habe, ist meine Antwort auf die Frage nach dem Text für die Zukunft [3. Akt des Schauspiels] die: Niemand kann bis jetzt sagen, wie es weiter geht, denn er ist noch nicht geschrieben.

Sprecher: Saul Landau, es war uns ein Vergnügen, Sie hier bei "Espejos de Aztlán" zu haben, und wir hoffen, Sie bald wieder hier in New Mexico wiederzusehen.

Landau: Danke.

(1) Saul Landau ist U.S.-Autor, Dokumentarfilmemacher, dessen wissenschaftliche Arbeit sich größtenteils auf Lateinamerika konzentrierte. Jetzt ist er Professor einer U.S.-Universität, zuvor war er der Direktor von "Digital Media Programs" und "Hugh O. Bounty Chair of Applied Interdisciplinary Knowledge" an der Polytechnischen Universität in Pomona, Kalifornien, weitere Angaben über sein umfangreiches Schaffen, s. http://en.wikipedia.org/wiki/Saul_Landau

(2) The Uncompromising Revolution (1988),
s. http://roundworldproductions.com/Site/The_Uncompromising_Revolution.html
Angaben zu Landaus Koautor, den investigativen Journalisten und ebenfalls mehrfach preisgekrönten Jack Willis, s.: http://www.linktv.org/programs/hotwillis
(3) Genauer Verlauf der Informationsübermittlung s.: Geheime Mission von Gabriel Garcia Marquez von März 1998, Vgl.: "DIE ANDERSARTIGE HALTUNG", Worte des Präsidenten der Republik Kuba Fidel Castro Ruz, auf der Antimperialistischen Tribüne "José Martí", 20. Mai 2005,
http://www.cuba.cu/gobierno/discursos/2005/ale/f200505a.html Danach schickte die U.S.-Regierung das FBI im Juni 1998 nach Havanna, und Havanna übergab ihm umfangreiches Beweismaterial.

(4) Mitglieder des derzeitigen Obersten Gerichts der Vereinigten Staaten, U.S. Supreme Court Justices: Chief Justice: John Roberts, Associated Justices: Samuel Alito, Stephen Breyer, Ruth Bader Ginsburg, Anthony Kennedy, Antonin Scalia, David Hackett Souter, John Paul Stevens, Clarence Thomas,
s. http://www4.law.cornell.edu/supct/justices/fullcourt.html

(5) O.g. Zitat von "Mr. Dooley" pseudonym für Finley Peter Dunne: "No matter whether the country follows the flag or not, the Supreme Court follows the election returns." [Ganz gleich, ob das Land seiner Flagge folgt oder nicht, der Oberste Gerichtshof folgt dem Wahlerfolg.] vgl.: Finley Peter Dunne (July 10, 1867-April 24, 1936) ff. s.: http://en.wikipedia.org/wiki/Finley_Peter_Dunne

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)

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