Die Cuban Five - Wahrzeichen für die Überzeugungen ihres LandesÜber das Interview mit Arnold August auf dem Radiosender von Vancouver, Kanada, der "Latin Waves" [Lateinamerikanische Welle, Anm. d. Ü.] unter der Moderation von Sylvia Richardson, ausgestrahlt bei CJSF am 19. September 2009.Von Karin Walsh, 23. September 2009
Am 19. September 2009 wurden in der Radiosendung mit Zuschauerbeteiligung innerhalb des Programms "Latin Waves" in Vancouver, Kanada, während eines Interviews mit dem Autor aus Montreal Arnold August viele historisch und aktuell brisante Themen angesprochen. Die Moderation hatte Sylvia Richardson. Arnold August ist Experte in kubanischer Demokratie und Mitglied des Komitees Fabio Di Celmo für die 5 des "Table de concertation de solidarité Quebec-Cuba sowie des Internationalen Komitees für die Freiheit der fünf Kubaner.
Einige der wichtigen Daten wurden in der Sendung hervorgehoben, angefangen mit dem 12. September, dem 11. Jahrestag der willkürlichen Inhaftierung der fünf kubanischen Antiterroristen, Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Rene González, Antonio Guerrero und Fernando González. Die heroische Standhaftigkeit dieser fünf kubanischen Patrioten spiegelt die Errungenschaften ihres Landes wider, die dazu führten, dass Kuba eine Inspiration für revolutionäre Kräfte in Lateinamerika und der Welt ist. Was die Erwähnung des 11. Septembers innerhalb der Sendung betrifft, so bezog sie sich nicht auf die Tragödie von New York, die als Vorwand zum Krieg gedient hatte, sondern auf die Ermordung von Chiles Salvador Allende am 11. September 1973. Erwähnenswert ist, dass Fabio Di Celmo, dessen Name für die Solidaritätsgruppe Quebec gewählt wurde, der ein Einwohner Montreals, Quebec, mit italienischer Herkunft war. Er starb infolge eines kriminellen Bombenanschlags auf ein Hotel in Havanna 1997. Dieser Terroranschlag war von Luis Posada Carriles geplant worden, der für seine Verwicklung in etliche CIA-Operationen gegen Kuba und andere Länder bekannt ist. Der Ruf nach Gerechtigkeit für die Cuban Five ist eng mit der Forderung verknüpft, dass der Tod von Fabio Di Celmo durch die Anwendung des Gesetzes gesühnt werden sollte, denn die Beweise für die terroristischen Aktivitäten von Carriles wurden von den Cuban Five gesammelt und führten zu deren Verhaftung, während sich der Terrorist in Miami in Freiheit befindet. Sylvia Richardson bat ihren Gast, die Zuhörer in Kürze darüber zu informieren, warum die Cuban Five und unter welchen Umständen sie verhaftet worden waren und warum ihnen in erster Instanz ein faires Verfahren verweigert worden war. August erinnerte die Zuhörer als Einführung in die Diskussion daran, dass es seit der Kubanischen Revolution 1959 zu den zahllosen Versuchen der Vereinigten Staaten gehört hatte, die Errungenschaften und die Souveränität der jungen sozialistischen Nation zu untergraben sowie die Finanzierung von Terroranschlägen. Über mehrere Jahrzehnte hatten die kubanischen Behörden die verschiedenen amerikanischen Administrationen davon unterrichtet und sie wegen der in Miami organisierten terroristischen Aktivitäten alarmiert, aber nichts wurde getan, um diese Kriminellen aufzuhalten, und so mussten die Kubaner die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Die fünf Kubaner wurden nach Südflorida geschickt, um die terroristischen Gruppen zu infiltrieren und Informationen zur Verhütung von künftigen Anschlägen auf Kubaner - sowohl auf kubanischem Territorium als auch anderswo auf der Welt - zu verhüten. Nachdem sie entsprechende Beweise über die in Südflorida Terroranschläge planenden Gruppen gesammelt hatten, verlangte Havanna von Washington, dass die Rechtsprechung auf die speziellen Terrorgruppen und Personen, zu denen auch Luis Posada Carriles gehörte, angewandt werde, sie verhaftet und vor Gericht gestellt würden. Das FBI kam tatsächlich nach Havanna, um die belastenden von den kubanischen Behörden vorgelegten Informationen entgegenzunehmen. Aber nach seiner Rückkehr in die USA wurden nicht die Terroristen verhaftet. Es waren stattdessen die fünf Kubaner, die am 12. September 1998 verhaftet und international als die Cuban Five bekannt wurden. August hob den heroischen Charakter der Cuban Five hervor, der ihnen die Bewunderung aus aller Welt einbrachte: "Seit dem 12. September 1998 haben die U.S.-Behörden alles versucht, die Haltung der Cuban Five zu brechen, sie dazu zu bringen, die Seiten zu wechseln und sich von Kuba zu distanzieren. Aber sie gaben trotz der Tatsache, dass sie unter anderem 17 Monate lang in Isolationshaft, nämlich im 'Loch' verbrachten, nie auch nur einen Zentimeter nach. An diesem Punkt befinden wir uns jetzt, elf Jahre später, sie halten immer noch an ihren Prinzipien fest, sie unterstützen immer noch das Recht der Kubaner auf Selbstbestimmung, und sie wehren sich immer noch gegen terroristische Aktivitäten sowohl gegen die auf Kuba als auch gegen andere Nationen der Welt." August fügte hinzu: "Darum sind sie immer noch im Gefängnis, es ist eine ganz und gar politische Angelegenheit, darum erhielten sie nie eine faire Verhandlung, darum beschloss der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten am 15. Juni 2009 auf typisch feige Art, die Überprüfung des Falles abzulehnen und nicht einmal den Grund für die Ablehnung anzugeben." August erwähnte ebenfalls, dass Obama seine Worte hinsichtlich des "Wandels" eigentlich in Taten umsetzen und die Cuban Five augenblicklich befreien könne: "Es sind jetzt elf Jahre, die sie im Gefängnis sind, das sind elf Jahre zu viel, und sie müssen sofort befreit werden, während dessen muss das Recht der Familien, sie besuchen zu können, respektiert werden. Obama sollte zumindest für humanitäre Visa für Adriana Pérez und Olga Salanueva, die Ehefrauen von zweien der Cuban Five, sorgen, denen das Recht, ihre jeweiligen Ehemänner besuchen zu können, in Verletzung des Völkerrechtes und der Regeln des U.S.-Strafvollzugs, verwehrt wird." Sylvia Richardson rief eine interessante Diskussion hervor, als sie fragte, warum kubanischer Sozialismus solch eine Bedrohung für die Vereinigten Staaten sei: "Es ist wichtig zu wissen," sagte sie, "dass, während die USA engstirnig blieben und an ihrem kurzsichtigen Blick auf die Kubanische Revolution festhalten und weiterhin die Vorteile, die sie für Lateinamerika symbolisiert, außer acht lassen, haben die lateinamerikanischen Völker die Tendenz der industrialisierten und globalisierten Wirtschaften als ein Mittel angesehen, um die Bevölkerung frei verfügbar zu machen und die Armen zu entrechten; die Völker sind auf die Tatsache aufmerksam geworden, dass diese die Bandbreite des Leides der Armen unter ihnen vergrößert hat. Wir sehen jetzt, dass alle fünfzehn Minuten Kinder vor Hunger, wegen mangelnder Medikamente sterben. Wenn wir auf das Beispiel Kubas schauen, finden wir dort das Gegenteil vor. Wir sehen eine Gesellschaft, die eines der besten Gesundheitsvorsorgesysteme der Welt hat, sie hat das erstaunlichste Gesundheitshilfeprogramm, dass sie weltweit anbietet und wofür sie auch bekannt ist. Als Obama gewählt wurde, gab es diese Vorstellung, dass es einen Umschwung in der Politik geben werde. Kuba seinerseits wurde neulich als ein Land anerkannt, das für die Mitgliedschaft der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zugelassen werden sollte. Die Organisation der RIO-Gruppe lud Kuba zur Teilnahme ein. Also, was hält die Vereinigten Staaten in der neuen Obama-Administration zurück?" August fuhr fort, die Zuhörer zu erinnern: "Gleich zu Beginn, seit 1959, war Kuba eine Inspiration für Lateinamerika, die Karibik und die Welt. Darum hat Washington versucht, die Kubanische Revolution seit diesem Tag bis heute zu stürzen. Wichtig ist jedoch, dass sich diese Situation der 1960er Jahre wegen Kubas Beispiel, wie Sie, Sylvia, es schon sagten, vollständig geändert hat, diese Art System, der Sozialismus, den sie haben, ihre Entschlossenheit, an ihrer Souveränität und ihrer Unabhängigkeit festzuhalten, ihr Beharren darauf, den Versuchen Washingtons zu widerstehen, Kuba zu unterwandern und zu beherrschen. Das hat als Beispiel bis zu dem Ausmaß gedient, dass jedes einzelne Land in Mittel- und Lateinamerika Kuba jetzt anerkennt. Zum jetzigen Zeitpunkt, im September 2009, ist das einzige Land in der Hemisphäre, von Kanada bis zum Südpol, das Kuba nicht anerkennt, die Vereinigten Staaten von Amerika. In den 1960ern dachten sie, sie seien sehr stark, doch jetzt sind sie wegen des anregenden Beispiels, das Kuba und andere Länder in letzter Zeit lieferten, völlig isoliert." In Folge dieses Gedankens gab August die Einweihung des Denkmals von Salvador Allende in Montreal am 11. September 2009 bekannt, eines Monuments, das von der Stadt Montreal gestiftet worden war. Salvador Allende wurde am 11. September 1973 während des Militärputsches in Chile ermordet. Silvia Richardson kommentierte: "Als Lateinamerikaner erinnert das daran, dass wir niemals die Herrschaft des Terrors, der in Lateinamerika losgetreten wurde, vergessen dürfen. Die Ermordung von Präsident Allende war gegen den Wandel gerichtet, der von der Privatisierung und der Ideologie des Freien Marktes in Lateinamerika wegführte; einer Politik, die die Begrenzung öffentlicher Gewinne [auf wenige] und die Vertreibung von Millionen von Menschen, Verarmung und Hunger in der gesamten Region bedeutet. Also für uns bedeutet diese Erinnerung, dass wir nie wieder dahin zurückwollen." Diese dunklen Erinnerungen an Allendes Tod brachten Richardson und August dazu, die Bedeutung des heutigen Kampfes des honduranischen Volkes gegen die Kriminellen, die den demokratisch gewählten Präsidenten Manuel Zelaya am 28. Juni erst kidnappten und dann auswiesen, zu unterstreichen. Zelayas Verbrechen in den Augen der honduranischen Oligarchie war, ein Programm zu fördern, das das öffentliche Gesundheitswesen verbessert hätte, die Einkommen der Ärmsten anzuheben sowie der Beitritt zu ALBA und andere Dinge. Die Ähnlichkeiten mit dem Mord an Allende in Chile 1973, dem Putsch gegen Hugo Chávez 2002 und des kürzlichen Militärputsches gegen Zelaya in Honduras sind unübersehbar. Um unsere Hoffnungen zu stärken, erklärte August: "Wenn die Vereinigten Staaten glauben, sie könnten so weiter machen, liegen sie absolut falsch, da sich die Situation geändert hat. Sehen Sie nach Honduras, es dauert jetzt 80 Tage, jeden Tag gehen die Menschen in Honduras auf die Straße, um zu demonstrieren. Sie wollen, dass Präsident Zelaya an die Macht zurückkehrt und sie wollen eine verfassungsgebende Versammlung, damit diese eine neue Verfassung entwirft, und einen neuen Gesellschaftstyp, ein neues politisches System im Interesse des Volkes von Honduras. Sie wollen ein unabhängiges Honduras, sie wollen kein Honduras, in dem die [US]-amerikanische Botschaft das Land regiert. Auch wenn die Situation in Honduras schwierig ist, werden sich die Dinge ändern, und die Vereinigten Staaten haben keine Zukunft in Honduras oder irgendeinem anderen Ort in Lateinamerika und der Karibik." Auf einige der Wahlen in den letzten Jahren in Lateinamerika eingehend, bezeichnet August die Machtübernahme von Evo Morales als historisch. Morales als Ureinwohner vertritt einen Teil der amerikanischen Gesellschaft, der seit Jahrhunderten marginalisiert wurde. Richardson fügte hinzu, dass er am 1. September während der Vollversammlung der Vereinten Nationen zum "Welthelden der Mutter Erde" ausgerufen worden sei, einem Titel der in der bisherigen Geschichte nur drei Menschen verliehen worden sei. Unter anderen wichtigen Siegen progressiver Kräfte, die in der Sendung unterstrichen wurden, waren auch der der FMLN in El Salvador und der von Raffael Correa in Ecuador, letzteres auch Mitglied der ALBA. Dieser revolutionäre Trend in Latein- und Mittelamerika sei unumkehrbar und könne nicht aufgehalten werden. Indem sie unterstrich, dass Kuba der Ursprung des revolutionären Wandels im Süden gewesen sei, fragte Richardson: "Was muss geschehen, um endlich die Blockade Kubas zu beenden? Was muss geschehen, um diese Verhältnisse zu verändern und man einsieht, dass die Welt sich über den Kapitalismus hinaus entwickeln muss, in dem die Wohlhabenden und ihr System die Macht besitzen und die breite Mehrheit der Bevölkerung ausschließen? (...) Der Kapitalismus herrscht erst seit ungefähr 300 Jahren, und jetzt bewegen wir uns in Lateinamerika, in Kuba, auf etwa Neues zu. Es erhebt den Anspruch, dass etwas Neues möglich sei, dass es Alternativen gebe, und dass diese für die breite Mehrheit der Menschheit sehr wohl funktionieren könnten." Eingehend auf die kürzliche scheinheilige und falsche Beschuldigung des Weißen Hauses, es gebe keine Basisdemokratie in Kuba, berichtigt August: "Die Basisdemokratie in Kuba begann schon viel früher, nach Batistas Militärputsch von 1952, dem faschistischen Putsch, der das Militär an die Macht brachte, und der sofort von den Vereinigten Staaten unterstützt wurde. Der Samen der Basisdemokratie wurde 1953 gelegt, als Fidel Castro eine kleine Gruppe von Revolutionären beim Angriff auf die Moncada-Kaserne anführte. Die Basisdemokratie entwickelte sich in der Zeit von 1956 bis 1958 weiter, als sich die Menschen, ausgehend von der Sierra Maestra um Fidel Castro und die revolutionäre Bewegung 26. Juli scharten und am 1. Januar 1959 die politische Macht an sie übergaben. Wenn Obama ein Beispiel für die Entwicklung der Basisdemokratie wünscht, sollte er auf Kuba von 1953 bis zum 1. Januar 1959 und alles, was seit dem geschah, blicken." Da die Gegenwart nach Wandel ruft, formuliert August erneut die konkreten Aktionen, die Obama unternehmen sollte: befrei die Cuban Five und beende die Blockade gegen Kuba sofort. Die Abschiedsrede vom Präsidenten der UN-Vollversammlung, Miguel d'Escoto, am 14. September, war von internationalen Solidaritäts-Bewegungen schon vorweggenommen worden, als er zur Freilassung der Cuban Five aufrief. Auf den 13. Oktober blickend, dem Tag, an dem vom Gericht in Miami erwartet wird, dass es die neuen Strafen für drei der Cuban Five beraten wird, wird die Aufmerksamkeit für diesen Fall von politischer und illegaler Inhaftierung von fünf unschuldigen Männern, die zu ihren Überzeugungen stehen, wachsen. Auch wird der Druck auf die Obama-Administration, die richtige Entscheidung in dieser Angelegenheit zu treffen, aufrecht erhalten. Die Cuban Five haben Ihre Freiheit dafür geopfert, um ihr Volk vor Terroranschlägen von imperialistischen Kräften zu beschützen, und seit 11 Jahren bleiben sie loyal gegenüber ihrem Land und ihrer Revolution. Sie sind das Wahrzeichen einer Nation, deren einziges Verbrechen es ist, das Recht auf Selbstbestimmung und Souveränität, auf sein eigenes sozialistisches und politisches System einzufordern, statt sich dem US-Diktat zu beugen, wie es meistens vor 1959 geschah. Im Licht des sich entwickelnden revolutionären Trends in Lateinamerika und zu Ehren der Cuban Five, lassen sie uns die Worte des kubanischen Apostels José Martí wiederholen: "Ein einziger Grundsatz aus der Tiefe einer Höhle ist mächtiger als eine Armee. Wie Steine einen Hügel hinabrollen, erreichen gerechte Ideen trotz aller Hindernisse und Barrieren ihr Ziel."
Karin Walsh ist eine Aktivistin für soziale Gerechtigkeit und Mitglied des Table de concertation de solidarité Québec-Cuba. Sie moderiert die Radiosendung Dimension Cubaine über die kubanische Realität beim Lokalsender Radio Centre Ville (Quebec, Canada)
Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)
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