Interview mit Elizabeth Palmeiro, der Ehefrau von Ramón.
Bernie Dwyer
5. Juni 2003 Elizabeth Palmeiro, die Ehefrau von Ramón hat am 4. Juni an der Geburtstagsfeier von Gerardo im Museum der Revolution teilgenommen. Bernie Dwyer, die die Veranstaltung ebenfalls besuchte, sprach mit Elizabeth unter anderem über ihre Gefühle zu ihrem Ehemann in diesen Zeiten, in denen es unmöglich ist Geburts- und Gedenktage gemeinsam zu begehen, aufgrund der Haftstrafe, die er im Gefängnis von Beaumont, Texas, absitzt. [Bernie Dwyer] Seit der Verhaftung und Inhaftierung der fünf kubanischen Männer in den Vereinigten Staaten sind einige Geburtstage vergangen. Und jedes Jahr vergeht der Geburtstag, ohne dass man seine Lieben besuchen und umarmen kann. Nächsten Montag hat Ramón Geburtstag. Wie wirst Du damit fertig? [Elizabeth Palmeiro] Ich werde damit fertig, indem ich mich an Zeiten erinnere, die wir gemeinsam verbrachten, indem ich mich an frühere Geburtstage und andere wichtige Daten in unserem Leben erinnere. Zum Beispiel hatten wir am 2. Juni unseren Hochzeitstag, und wir versuchten auf unsere Weise glücklich zu sein. Ramón rief mich an und las mir drei Gedichte vor, drei wundervolle Liebesgedichte, und ich werde seinen Geburtstag in der gleichen Stimmung verbringen, in der ich den Hochzeitstag verbracht hatte. Ramón will, dass wir glücklich sind, trotz der Tatsache, dass wir getrennt sind. Wir sind körperlich getrennt aber nicht geistig. So versuchen wir an solchen Tagen glücklich zu sein. Wir sind seit Jahren getrennt, aber an solchen Tagen versuchen wir vereint zu sein, im Geist, im Herzen und in der Seele. Auf diese Weise werden wir versuchen, den Tag so glücklich zu verbringen, wie wir können. [BD] Wann hast Du Ramón zum letzten Mal gesehen? [EP] Ich sah ihn im Februar diesen Jahres. Ich habe ihn mit meinen zwei Töchtern und seiner Tochter aus erster Ehe besucht. Wir haben einen Monat dort verbracht und es war eine sehr glückliche Zeit für uns. Zum ersten Mal seit fünf Jahren konnten wir zusammen sein und wir machten eine Menge Bilder. Er konnte mit seiner ältesten Tochter sprechen und er konnte auch mit unserer Kleinen sprechen, sie ist jetzt sechs, und er konnte mit ihr über die Gründe sprechen, aus denen er die ganze Zeit nicht bei ihr sein konnte. Nach und nach gelang es ihm, sie dazu zu bringen, über die Schule und die anderen Mädchen und Jungen in ihrer Klasse zu sprechen. Es ist sehr schwierig für ein kleines Mädchen, mit ihrem Vater durchs Telefon zu sprechen. Während des Besuchs konnten sie miteinander sprechen und sie haben sich gut unterhalten. Du weißt, dass Elizabeth Ramón nicht kannte. Sie war erst ein Jahr alt, als er eingesperrte wurde, und so kannte sie ihren Vater nicht richtig. [BD] Vor dem 11th Circuit Court of Appeal in Altlanta wurde jetzt Berufung eingelegt. Knüpfst Du Hoffnungen an das Ergebnis? [EP] Wir warten und warten. Wir haben große Hoffnungen, weil die Anwälte eine sehr umfangreiche Berufung zusammengestellt haben, und sie haben sehr gute Arbeit geleistet. Sie haben hart gearbeitet. Wir konnten die Dokumente lesen und aus unserer Sicht waren sie vollständig und deckten alles nötige ab. Wir hoffen, aber, wie Du weißt, können wir jetzt nur noch warten. Die Anklage bereitet jetzt ihre Antwort auf die von den Anwälten eingereichte Berufung vor und später müssen die Anwälte eine neue Erwiderung auf die Antwort der Anklage vorlegen. Wir wissen, dass die Anwälte sehr gut vorbereitet sind, weil die Wahrheit auf ihrer Seite ist, und so können wir nur warten und unsere Kraft bewahren und froh bleiben. Die Wahrheit ist auf unserer Seite, so dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen, und wir warten bis die Wahrheit ans Licht kommt, und irgend wann wird sie das. [BD] Wir wissen, dass Kuba sich und sein Volk vor den andauernden, von US-Territorium ausgehenden, Terrorakten schützen muß, und Dein Ehemann und die vier anderen Kubaner waren in diesen Kampf eingebunden. Wir wissen auch, dass Kuba harte interne Maßnahmen ergreifen muß, um die von der US-Interessenvertretung in Havanna geförderten subversiven Aktivitäten zu beenden. Was würdest Du Leuten antworten, die Kuba dafür kritisieren, dass es sogenannte Dissidenten einsperrt und dann Gerechtigkeit für fünf in den Vereinigten Staaten inhaftierte Kubaner verlangt? [EP] Ich würde antworten, dass mein Mann im Gefängnis sitzt, aber unschuldig ist. Mein Mann hat nichts gegen die Vereinigten Staaten und nichts gegen Kuba unternommen. Er hat lediglich für den Frieden gearbeitet. Er hat gearbeitet, um unser Land gegen, in den Vereinigten Staaten lebenden Terroristen, zu verteidigen. Das gilt nicht für jene Leute, den sog. Dissidenten, die im Auftrag einer fremden Macht arbeiten. Ich weiß, dass es eine Menge Fehlinformationen über diese hier einsitzenden Leute gibt. Ich würde zu den Leuten, die mir in der ganzen Welt zuhören, sagen, sie sollten alle Tatsachen sammeln über das, was mit diesen Leuten geschah, was sie hier in Kuba getan haben, die Art, wie sie für die US-Interessenvertretung in Havanna gearbeitet haben. Die US-Interessenvertretung versucht unser Land zu destabilisieren, und diese Leute haben deren Spiel gespielt, sie sind Söldner einer fremden Macht. Ich würde nur dazu auffordern, die Wahrheit zu suchen. Mein Mann ist unschuldig und seine Brüder auch. Aber die hier im Gefängnis sind es nicht.
Das Interview wurde am 5. Juni von Radio Havanna ausgestrahlt. Deutsch: ¡Basta Ya! |