In Südflorida musst du befolgen, was sie befehlen, wenn du in Frieden leben willst, oder manchmal, wenn du nur leben willst.
Während seines letzten Besuchs in Havanna sprach Andrés Gómez mir Bernie Dwyer von Radio Havana Cuba über sein Leben unter den konterrevolutionären und terroristischen Gruppen dort und seine Arbeit, die er und seine Freunde geleistet haben, um die Cuban Five zu unterstützen, die dafür eingesperrt wurden, dass sie diese Gruppen, in der Hoffnung deren terroristische Aktivitäten zu beenden, infiltriert hatten. [Bernie Dwyer (RHC)] Was genau ist die Antonio Maceo Brigade und welche Rolle spielt sie in Miami?
[Andrés Gómez] Gut, die Brigade ist eine Organisation, die seit 26 Jahren für die Interessen der kubanischen Gemeinde in den Vereinigten Staaten arbeitet, und zwar für deren Recht, nach Kuba reisen zu können, um ihre Verwandten zu besuchen und eine sinnvolle Beziehung zu ihrem Abstammungsland zu pflegen. [BD] Kommt die hohe Konzentration von Kubano-Amerikanern, die in Miami leben, aus geographischen Gründen zustande, weil es so nah bei Kuba liegt?
Gut, ich glaube es gibt einige Gründe. Zu allererst leben viele Kubaner in Miami, weil man, wenn man in die USA geht, in der Nähe seiner Heimat sein möchte. Das ist typisch für jede Emigrantengemeinde. Der Grund, weshalb sich Kubaner im 20. Jahrhundert aus politischen und wirtschaftlichen Gründen immer in Miami angesiedelt haben, ist die Nähe zu Kuba und wegen des Klimas, das dem von Kuba sehr ähnlich ist. So kommt ein Ding zum anderen, und natürlich haben wir inzwischen eine Gemeinde von 600.000 Menschen kubanischer Abstammung, die entweder in Kuba oder in den Vereinigten Staaten von kubanischen Eltern geboren wurden. Von diesen 600.000 wurden laut der Volkszählung von 2000 nahezu 32% in den Vereinigten Staaten geboren, und Miami hat im Stadtgebiet eine Einwohnerzahl von ungefähr 2.500.000 Menschen. [BD] Wie sind diese Leute des kubanischen rechten Flügels in ihre Machtpositionen gekommen? Haben sie Kuba als reiche Leute verlassen? Oder gingen sie hier als arme Leute weg und haben sich dann, nach dem Rezept des sogenannten American Dreams, hochgearbeitet?
[AG] Gut, im Prinzip kam das wegen der Unterstützung, die der kubanische rechte Flügel von der Bundesregierung der Vereinigten Staaten und von Institutionen ganz allgemein genoss, sowohl politisch als auch sozial. In den 1960ern gab es viele Möglichkeiten für Kubaner. Zum Beispiel, ich verließ Kuba 1960 mit meiner Familie, ich war 13 Jahre alt und kam in Miami in die Schule. Auch ins College ging ich in Miami, und uns wurde ein spezifisches Darlehen gewährt, eines speziell für Kubaner. Dies war ein Darlehen, um die Unterrichtsgebühren und andere Ausgaben zu bezahlen. [BD] Und viel Geld?
[AG] Kommt darauf an. Die meisten von uns hatten nur Geld für einige Monate, obwohl andere, wie Sie wissen, im Ausland investiert hatten, aber auf jeden Fall nicht die Mehrheit, eine kleine Minderheit von ihnen. Am Anfang war es extrem hart. Für mich war es, wie für die meisten, extrem hart, wie es für jeden Emigranten sein würde, der in einem fremden Land neu beginnt, obwohl wir Unterstützung von US-Regierungsorganisationen und sozialen Institutionen bekamen, wie keine andere Minderheit. Und das verschaffte uns einen Vorteil gegenüber anderen. [BD] Zu welchem Zeitpunkt änderte sich ihr Verhalten, dass sie nicht mehr nur verbal konterrevolutionär waren insoweit, dass sie politisch nicht einverstanden waren, dass sie hofften, nach Kuba zurückzukehren, in ihre schönen Häuser usw.? Wann wurde es zur Hasskampagne mit Sabotageakten, als echte Maffiatypen auftauchten, die wirklich schreckliche, entsetzliche Taten gegen Kuba begingen?
[AG] Von Anfang an. Am Anfang ging es natürlich gegen die kubanische Regierung und die wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten in Kuba. Sie wurden von Anfang an von der Regierung der Vereinigten Staaten, den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten, im Prinzip der CIA, rekrutiert, geschult, ausgebildet und finanziert. Wegen der Schwierigkeiten der USA in Vietnam und aus anderen Gründen nahm die CIA die kubanische Sondereinheit später nicht mehr so wichtig wie in den frühen Sechzigern. [BD] Beschränkt sich das auf Miami?
[AG] Auf Miami und andere Teile der Vereinigten Staaten. Und es gab Menschen, die von diesen rechtsradikalen Terrorgruppen, kubano-amerikanischen Terrorgruppen, aus politischen Gründen ermordet wurden. Unsere eigene Organisation, die Antonio Maceo Brigade, begeht dieses Jahr den 25. Jahrestag der Ermordung von Carlos Muniz Varela, einem Mitglied unseres Komitees, der im April 1979 in San Juan auf Puerto Rico von rechtsradikalen Terrorgruppen ermordet wurde. [BD] Und offensichtlich musste Kuba eigene Schritte unternehmen, um sich und sein Volk gegen diese Terroranschläge zu schützen. Und das ist genau das, was die fünf kubanischen Geheimdienstagenten, die 1998 in Miami verhaftet wurden, getan haben. Können Sie die Reaktion in Miami auf die Verhaftung und das Verfahren gegen die fünf Männer beschreiben?
[AG] Was ungewöhnlich war, ist, das dies das erste Mal war, dass die US-Regierung jemals kubanische Agenten verhaftet hat, die rechtsradikale Terrororganisationen in den Vereinigten Staaten infiltriert hatten, speziell in Miami. Wenn man die geheimen FBI-Dokumente der 1960er, 70er und 80er nach Terroranschlägen und gewaltsamen, illegalen Aktivitäten der kubanischen rechtsradikalen Organisationen durchsieht, wird einem klar, dass das FBI genau Bescheid wußte, dass sie immer von kubanischen Agenten infiltriert waren, und zu keiner Zeit haben die Vereinigten Staaten die Anwesenheit dieser Agenten in diesen Organisationen als Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten betrachtet, was ein Anklagepunkt war, ein prinzipieller Anklagepunkt. [BD] Wie war die Atmosphäre in Miami zur Zeit des Gerichtsverfahrens? Gut... das Verfahren dauerte sieben Monate, also es war ein langes Verfahren. Die Presse berichtete von Anfang an darüber und nannte die Fünf von Anfang an "Spione", und sie klagten sie an und verurteilten sie, noch bevor sie den Gerichtssaal betraten. Sie betrachteten sie als schuldig und verurteilt. Interessant wurde das Verfahren, als die Anwälte - die Verteidiger - begannen, das Verfahren dahin gehend zu drehen, dass sie es nutzten, die Terroranschläge der kubanischen rechtsradikalen Organisationen aufzuzeigen. Da wurde das Verfahren hitzig und interessant für die öffentliche Aufmerksamkeit, und das war genau der Zeitpunkt, zu dem die Presse die Berichterstattung einstellte. [BD] Glauben Sie, dass sie unter Druck standen, als sie den Fortgang des Verfahrens verschwiegen? [AG] Es gab definitiv Druck. Es war am Siedepunkt, jeder fragte sich: "Was geht da vor?!?" und dann, ganz plötzlich, wurde die Berichterstattung knapp und hatte nicht mehr die Stimmung [eigentlich: Geschmack (flavor)], wie in den ersten fünf oder sechs Tagen. [BD] Läuft zur Zeit eine Kampagne zur Befreiung der fünf Kubaner in Miami?
[AG] Es läuft eine nationale und internationale Kampagne seit dem Ende des Verfahrens im Sommer 2001. Es gibt ein nationales Komitee in den Vereinigten Staaten, das Öffentlichkeit schafft, und es gibt Komitees in vielen Ländern - mehr als hundert Ländern, 150 Ländern - auf der ganzen Welt. In den Vereinigten Staaten gibt es viele Städte und Netzwerke unter dem Schirm des nationalen Komitees.
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