Die Dokumentation, "Mission gegen den Terror", wurde auf dem Havana Filmfestival gezeigt.

(Stephen Fay, Radio Havana)

15. Dezember, 2004

Das 26. Festival des Neuen Lateinamerikanischen Films in Havanna, Kuba, ist weit mehr als ein Ort für fiktive Unterhaltungsfilme. Wie der Präsident des Festivals, Alfredo Guevara bei dessen Eröffnung sagte, ist es ein Forum für Demonstration und Debatte der wichtigsten Themen, die für die soziale, kulturelle und politische Identität des lateinamerikanischen Kontinents von Bedeutung sind.
Die Dokumentation, "Mission gegen den Terror", die heute morgen im Charles-Chaplin-Kino ihre kubanische Premiere erhielt, verleiht dem politischen Diskurs eine weitere, einmalige und eloquente Stimme, indem sie eine der umstrittensten politischen Gerichtsverhandlungen der letzten 100 Jahre thematisiert und den andauernden unerklärten Krieg, den eines der größten amerikanischen Länder über 50 Jahre lang gegen eines der kleinsten führt.
"Mission gegen den Terror" von Bernie Dwyer und Roberto Ruiz ist eine in irisch-kubanischer Koproduktion entstandene Dokumentation über den Fall der fünf kubanischen Männer, die zwischen 15 Jahren und zweimal lebenslänglich plus 15 Jahren wegen Verschwörung zu Spionage und damit verbundener Anklagen inhaftiert wurden. Die Verteidigungsanwälte der "Cuban Five" (als die Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Fernando González, René González und Antonio Guerrero bekannt wurden), bestehen darauf, dass die Männer keine Spione sind, nie eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstellten, sich nie der Gewalt bedienten und fälschlich verurteilt und extrem hoch bestraft wurden. Das, worauf die Cuban Five und ihre Anwälte bestehen, und worauf Dwyers und Ruizs Dokumentation überzeugend hinweist, ist, dass die Männer in Wirklichkeit versuchten, weitere Gewalttaten gegen Kuba und sein Volk sowie gegen die Vereinigten Staaten selber durch die Unterwanderung von rechtsradikalen in Süd-Florida ansässigen Terrororganisationen zu verhindern.
Doch die leidige Geschichte des antikubanischen Terrorismus, der von den USA herbeigeführt wird, beginnt nicht mit der Gerichtsverhandlung dieser fünf Männer. "Mission gegen den Terror" dokumentiert 45 Jahre dessen, was ein Ex-CIA-Agent den von Terrorgruppen gegen Kuba ausgeführten über 45 Jahre andauernden ‚unerklärten Krieg' nennt, der zu beiden Seiten der Straße von Florida viele Menschenleben kostete. Durch Interviews mit einigen der Hauptprotagonisten in diesem blutigen verdeckten Krieg präsentiert die Dokumentation den verstörenden Beweis, dass das so genannte ‚Land of the Free' [Land der Freien] eigentlich ein Zufluchtsort für einige der schlimmsten Kriminellen und Killer der Welt ist.
Koregisseur Roberto Ruiz sagte mir, dass die Dokumentation deshalb so stark ist, weil gleichzeitig die Tatsachen über antikubanischen Terrorismus und die Ungerechtigkeit im Fall der Cuban Five so beunruhigend sind:
"Es gibt keine Rhetorik in der Dokumentation. Es ist etwas sehr direktes. Wir nennen die Fakten. Es gibt keine Fiktion. Wir erzählen, wie es passiert ist."
Doch diese beunruhigenden Fakten wurden in vielen Ländern rund um die Welt weitgehend verschwiegen, besonders in den Vereinigten Staaten und in Miami, wo die wütenden anti-kubanischen Gefühle eines reaktionären Kerns die Debatte mit der Insel blockierten und ein freies Verfahren in dieser Stadt für die Cuban Five unmöglich machten. Der Präsident des kubanischen Parlamentes, Ricardo Alarcón, hat mir von seinem Vertrauen in die US-Öffentlichkeit erzählt, wenn sie denn Zugang zu Informationen, wie sie "Mission gegen den Terror" anbietet, hat: "Ich bin sicher, dass Amerikaner, wenn sie wissen, was wirklich passiert ist, auf eine Weise reagieren werden, die zu einer Lösung des Falles führt. Es ist für Amerikaner eine ernste Angelegenheit, wenn sie entdecken, dass seit sechs Jahren Menschen im Gefängnis sitzen, und zwar aus dem einzigen Grund, dass sie sich gegen Terrorgruppen wandten, die frei auf US-Gebiet operieren. Die Amerikaner wären besorgt, wenn sie erführen, dass es unter ihnen Leute in voller (Guerilla-) Uniform gibt, die Veranstaltungen und öffentliche Demonstrationen organisieren und in Miami im Fernsehen und im Radio auftreten. Die Leute im Rest der USA wissen das nicht, aber es ist eine Realität, und die Amerikaner haben ein Recht darauf, es zu erfahren. Ich bin sicher, wenn sie erstmal die Realität erfahren haben, reagieren sie wie immer - denkt an Vietnam und die anderen Gelegenheiten, bei denen es ihnen gelang, die unmoralische Politik ihrer Regierung zu beenden.."
Bernie Dwyer, Koregisseurin von "Mission gegen den Terror", sprach mit mir über die Schwierigkeiten, die Vorurteile gegen Kuba zu überwinden bei dem Kampf, exakte Informationen über den Fall der Cuban Five zu präsentieren, und meinte, die Tatsache, dass es sich um eine irisch-kubanische Koproduktion handle, könne in diesem Kampf wichtig werden.
"Der Wert dessen, dass es sich um eine Koproduktion handelt, liegt darin, dass es bereits genügend Vorurteile gegen Material, das aus Kuba kommt, gibt. Die Leute sind nicht einmal bereit, sich solches Material anzusehen, da sie sich bereits eine Meinung gebildet haben. Die europäische "Gemeinsame Position bezüglich Kuba" ist ebenfalls voller anti-kubanischer Propaganda, sodass sie auch nicht hilft. Der Wert dieses Dokumentarfilms ist der, dass es sich um eine kubanisch-irische Koproduktion handelt, was ihr ein anderes Profil verleiht."
Bernie war zuversichtlich, dass dieser Dokumentarfilm einen eigenen Impuls erzeugen und alle wichtigen Zuschauer erreichen würde.
"Wenn die Menschen ihn erst einmal sehen, dann mögen sie ihn wirklich. Sie sprechen davon, dass sie ihn verbreiten wollen. Z.B. hat mir heute ein Mann vom kanadischen Fernsehen gesagt, er sei sicher, der Film könne auch im kanadischen Fernsehen gezeigt werden, und das heißt, er könnte auch in den USA gesehen werden. Natürlich sind die USA der Ort, an dem wir das so breit wie möglich zeigen wollen. Sowohl der kubanische Parlamentspräsident, als auch US-Anwalt Leonard Weinglass haben gesagt, sobald die Menschen in den USA etwas über den Fall erführen, würden sie sich auch dafür interessieren und ihre lokalen Politiker unter Druck setzen, um zumindest ein neues Verfahren zu erreichen. Die internationale Solidarität ist auch sehr wichtig, aber ich glaube, der Punkt ist es, es in den Vereinigten Staaten zu zeigen".
Ich habe Elizabeth Palmeiro, die Frau von Ramón Labañino, gefragt, worin die Bedeutung des Dokumentarfilms für die Verwandten der Cuban Five liege:
"Für uns als Familie, glaube ich, wird er eine wichtige Waffe sein, um die Situation der Fünf bekannt zu machen. Weshalb sie im Gefängnis sitzen und wieso sich Kuba gegen den in Miami vorbereiteten und gesponserten Terrorismus verteidigen muss."
Sie ging auch auf den möglichen Einfluss von "Mission gegen den Terror" in den Vereinigten Staaten ein:
"In den USA spricht man über Terrorismus, sie sprechen über den "Krieg gegen den Terror", aber sie sprechen nicht über die Terrorangriffe die das kubanische Volk seit 1959 erleiden muss. Mein Mann sitzt im Gefängnis, weil er gegen den Terrorismus gekämpft hat, indem er Terrorgruppen in Miami infiltriert hat. Den Menschen in den USA wurde das nicht erzählt. Er hat nicht nur Kubaner sondern auch US-Bürger verteidigt. Diese Terroristen, wie Orlando Bosch, der jetzt frei in Miami lebt, haben auch in den Vereinigten Staaten Terroranschläge verübt."
Die Koregisseure Bernie Dwyer und Roberto Ruiz haben das ganze letzte Jahr damit verbracht, "Mission gegen den Terror" über den Fall der Cuban Five und die Terrorangriffe, denen das kubanische Volk seit 45 Jahren ausgesetzt ist, zu drehen. Am Ende fragte ich Roberto nach den Reaktion des weitgehend kubanischen Publikums im Charles-Chaplin-Kino und nach den weiteren Plänen bezüglich des Dokumentarfilms.
"Gut, du hast gesehen, dass das Publikum sehr positiv reagiert hat. Wir kommen gerade von einer Tour durch Europa und die Reaktionen drüben waren wundervoll. Wir wollen den Dokumentarfilm auf mehrere Festivals verteilen, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Außerdem wollen wir im nächsten Frühjahr eine Tour durch Deutschland und Irland machen, und auch durch die Vereinigten Staaten."

Deutsch: ˇBasta Ya!

Zurück