Kuba-Film: "Männer... - Kubareise mir Andrea Bähner" vom 27.12.2003 im Ersten

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Offener Leserbrief

SWR, Publikumskontakte
z.Hd. Herrn Prof. Peter Voß
und Herrn Patrick Leclercq
76522 Baden - Baden

Sehr geehrter Herr Professor Voß,
Sehr geehrter Leclercq,

wenn es nicht böse Absicht ist, dass Sie zum wiederholten Male Lügen über Kuba verbreiten, dann informieren Sie sich bitte vorher, bevor Sie wieder einen Beitrag über Kuba bringen.
Wenn Sie kubanischen Quellen aufgrund tradierter Vorurteile im Interesse jeweiliger US-Regierungen bezüglich der Rolle Fidel Castros innerhalb Kubas nicht glauben können, dann lesen Sie doch bitte das Buch des kanadischen Journalisten und Autors, Arnold August, "Democracy in Cuba and the 1997-98 Elections", der an diesen Wahlen als einer der ausländischen Beobachter teilnehmen durfte (ISBN - 0-9685084-0-5, ebd. "Chapter 6, The first Phase of the 1997-98 Elections/ 253 ff." und "Chapter 7. The second Phase of the 1998-98 Elections/ 299 ff").

Fidel Castro ist kein Diktator, der imstande wäre, seinen Landsleuten "das Leben zur Hölle zu machen", sondern ein vom Volk in aufwendigen Wahlverfahren wiedergewählter Präsident seines Landes, denn Kuba ist eine partizipative Demokratie.

Wenn Sie wissen wollen, was mit Kuba geschähe, wenn es den unersättlichen Annexionsansprüchen der USA erläge, dann sehen Sie sich bitte auf seinen Nachbarinseln, wie Haiti oder Jamaica um.

Sogar der Anfang der Ansprache Fidel Castros auf dem Revolutionsplatz "Abel Santamaría Cuadrado" in Ciego de Avila am 26. Juli 2002, im "Jahr der vom Imperium gefangengehaltenen Helden" wurde im o.g. Film falsch übersetzt wiedergegeben. Seine Rede begann nicht mit "Patrioten", wie es Ihre Protagonistin, Andrea Bähner, wiedergab, sondern mit "Compatriotas", das heißt "Mitbürger" oder "Landsleute".

Die Anwesenheit des Filmteams bei dieser Rede hätte ihm und Ihnen die Chance geboten, über fünf Männer zu reden - einer von ihnen, René González, war sogar auf dem Hintergrundplakat zu sehen - die unter Einsatz ihres Lebens unter den terroristischen Organisationen in Miami recherchierten, um weitere geplante Terroranschläge auf ihre kubanischen Landsleute zu verhüten, denen bis 1999, laut Zahlen der UNESCO, 5.577 Kubaner zum Opfer fielen, darunter 3.478 Tote und 2.099 Invalide.

Die fünf Männer verhinderten ohne Gewaltanwendung über 170 Anschläge. Nachdem Kuba 1998 das FBI zwecks Kooperation gegen Terrorismus informiert hatte, wurden sie am 12.09.1998 verhaftet und 2001 in Miami-Dade in einem unfairen Prozess zu 15 Jahren bis zu zweimal lebenslänglich plus 15 Jahren verurteilt. Sie werden seit dem 12.09.1998 unrechtmäßig unter menschenrechtswidrigen Bedingungen in den USA gefangen gehalten, weitere ausführliche Informationen dazu auf www.miami5.de.
Wie lange müssen wir uns noch diese Art unredlichen Journalismus, der gezielten Desinformation im Interesse von reichen Exilkubanern und US-Konzernen gefallen lassen, bei der Sie Halbwahrheiten mit handfesten Lügen mischen?

Wollen Sie den Boden für die seit langem geplante US-Intervention auf Kuba bereiten, nach dem Muster der vorangegangenen Kriege in Afghanistan und Irak?

Die meisten Kubaner scheinen aus ihrer Geschichte gelernt zu haben, wir Deutsche haben anscheinend nichts gelernt, damit wir hinterher sagen können: "Wir haben es nicht gewusst!"

Mit besorgten Grüßen
Dipl. Päd. Josie Michel-Brüning
Dipl. Ing. Dirk Brüning

Jan-von Werth-Str. 80
52438 Jülich

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