Auszüge aus der Rede von Alice Walkeram 22. Mai 2004 in San Francisco
Im Februar war ich dort auf der Buchmesse. Es gibt dort diese unglaubliche Buchmesse. Sie brachten einen meiner Romane, Meridien, heraus, was eine Geschichte über Revolutionäre im Süden, unserem Süden, ist. In dem Roman habe ich versucht, das Leben von Revolutionären zu zeigen, von Menschen, die die Gesellschaft verändern, im Gegensatz zu dem künstlichen Leben, das man im Fernsehen sieht, sie haben wirklich ein Privatleben, ein persönliches Leben, unter dem sie manchmal schwer leiden, sehr schwer leiden. Und eine der Sachen, die uns im Süden passierten, in Mississippi, wo ich all’ diese heldenhaften Menschen beobachtete, zerriss es manche in Stücke, es war unglaublich, was wir zu tun versuchten, Schwarze und Weiße, während all’ das geschah. In unserem persönlichen Leben versuchten wir, etwas zu tun, das noch nie im Süden oder diesem Land getan wurde. Und das war, wir versuchten alle einander zu lieben. Es war so schwierig, es war unglaublich schwer. Kann sich irgend jemand erinnern, wie schwer das war? So war es eine solche Freude auf der Buchmesse in Havanna zu sein und all’ die kleinen Kinder zu sehen, die mit ihren Großeltern, ihren Eltern und ihren Lehrern kamen, und sich auf’s Lesen freuten, weil sie Bücher lieben. Sie haben eine Alphabetisierung von 100% in Kuba. Die Menschen können nicht nur lesen, sie verstehen auch, was sie lesen. Es gibt eine Studie hier in den USA, die zeigt, dass man um so weniger versteht, je mehr man Fernsehen guckt. Aber da waren sie alle, sie kamen in Massen, sie kamen zur Buchmesse. Als ich aufwuchs, wurde mir von meinen Eltern erzählt, dass, als meine älteren Geschwister ins Schulalter gekommen waren, keine Schule da gewesen sei. Meine Eltern bauten eine Schule und die Weißen brannten sie wieder ab. Sie bauten eine neue. Wir reden hier nicht von großen Schulen. Es waren sehr arme Leute. Sie bauten sehr kleine Schulen. Trotzdem brannten die Weißen sie bis zum Boden nieder. Sie mussten für das Holz betteln, um eine neue zu bauen. Daher habe ich es gerade gern, wenn die Leute mir was von Demokratie und Freiheit erzählen. All’ die Leute, die hierher gekommen sind, reden über Freiheit. Meine Leute sind seit über 200 Jahren in Georgia. Ich bin sicher, dass es in diesem Raum Leute gibt, die nicht vor 200 Jahren gekommen sind. Und das gilt für das ganze Land. Und häufig kommt man hierher und sucht etwas, das es wir nie hatten. Und dann hören wir, Demokratie hier, Demokratie da. Wir lehnen uns zurück und denken, träumen die? Wie kommen die darauf? Haben die jemals etwas von diesem Land gehört? Wissen sie, wie dieses Land wirklich ist? Also, wenn ich daran denke, dass sie Kuba zerstören wollen, natürlich wollen sie das. Sie wollen die Schule nieder brennen. Sie wollen sie nieder brennen, weil sie es nicht mögen, wenn die Leute intelligent sind. Wenn du intelligent bist, kannst du alleine denken. Wenn du intelligent bist, kannst du dein Leben ändern. Wenn du intelligent bist, hast du keinen Vorgesetzten. Die USA wollen Vorgesetzter sein, sie mögen das, sie mögen es, Menschen leiden zu lassen. Den Sadismus dieses Landes kann man jetzt sehen. Es ist mir egal, wieviele Espressos und wieviele Milchkaffees ihr trinkt und wieviele Zeitungen ihr im Café lest. All’ der Sadismus, den es schon so lange in diesem Land gibt, dort ist er, direkt vor dir. Als ich auf der Buchmesse war, waren die Kubaner so freundlich, sie nahmen mich mit zum Essen. Sie wollten, dass ich den Blick aufs Meer habe. Also saßen wir dort und Ricardo Alarcón bat mich, ein Buch zu nehmen mit Briefen an die Cuban Five von ihren Frauen und Kindern und den Antworten. Als ich es las, wurde mir klar, dass diese Männer für ihre Kinder hervorragende Eltern sein wollen und sind, und das ist eine revolutionäre Sache, die wir benutzen können, weil so viele unserer Leute im Gefängnis sitzen. Wenn wir einigen unserer Leute, die im Gefängnis sitzen, diese Art der Kindererziehung, aus der Zelle heraus, darlegen, kann das tatsächlich große Bedeutung erlangen. (Sie öffnet das Buch) Dies hier ist von der Ehefrau von Ramón Labañino Salazar, ihr Name ist Elizabeth Palmeiro. Es heißt: "Ich bin hier und liebe dich immer". "Ramón und ich heirateten am 2. Juni 1990. Am 9. August 1992 wurde unsere erste Tochter Laura, die Ramón wie aus dem Gesicht geschnitten ist, geboren. Vier Jahre später wurde unser zweiter Schatz, Lisbeth, geboren. Ali, Ramóns älteste Tochter stammt aus seiner ersten Ehe. Er nennt uns, seine vier Frauen." (Den Rest ihrer Rede las Alice aus Briefen von Ramón an seine Töchter] Deutsch: ¡Basta Ya! |