Das Wespennetz - oder warum Kuba Agenten nach Miami schickte

Im folgenden die wichtigsten Ereignisse, die während der Tätigkeit des Wespennetzes [Red Avispa] stattfanden [Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit]:

Am 14.Oktober 1990 landeten Gustavo Rodríguez Sosa und Tomás Ramos Rodríguez in Santa Cruz del Norte mit dem Befehl, Anschläge zu verüben. Ihre Waffen und ihr Propagandamaterial, das ihnen neben Geld in Miami von Higinio Diaz Anne, Chef der "Cuban Liberation Army" [Kubanische Befreiungsarmee], übergeben worden war, wurde von den kubanischen Behörden konfisziert.
Der Name Rodríguez Sosa taucht später auf einer Liste von kubanischen Gefangenen auf, die 1998 auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. aus dem Gefängnis entlassen wurden. Er gehörte zu den 19 Personen, die nach Kanada ausgeflogen wurden. Allerdings wurden ihm und vier anderen wegen der Schwere ihrer Straftaten keine Aufenthaltsgenehmigung in Kanada erteilt.1)

Am 15. Mai 1991 gründete der bekannte Terrorist José Basulto, seines Zeichens Söldner während der "Schweinebuchtinvasion" und ausgebildeter CIA-Agent, die "Brothers to the Rescue" [Brüder zur Rettung]. Er bat Präsident Bush, ihm drei Militärflugzeuge vom Typ 0-2 zur Verfügung zu stellen. Es handelte sich dabei um die Militärversion der Cessna, die auch im Krieg in El Salvador eingesetzt wurde. Die republikanische Kongressabgeordnete lleana Ross-Lethinen startete eine groß angelegte öffentliche Kampagne, bis die drei Flugzeuge zur Verfügung gestellt wurden. Auf einem Foto zu einem Artikel im Miami Herald vom 19. Juli 1991 zu einem Flug der "Brothers", bei dem der Herausgeber der Zeitung dabei war, sind deutlich die Buchstaben "USAF" [US Air Force - US-Luftwaffe] zu erkennen.

Am 17. September 1991 reisten die Terroristen Alexis Lázaro Macías und Adalberto Ramos Monteagudo aus Miami in Kuba ein, um touristische Einrichtungen zu sabotieren und Touristen zu terrorisieren. Ihre Waffen und Radiosender wurden konfisziert.

Am 29. Dezember 1991 reisten die Terroristen Eduardo Diaz Betancourt, Daniel Candelario Santo Venia und Pedro de la Caridad Álvarez Pedroso, Mitglieder der so genannten "Commandos L"-Gruppe, ein. Ihre Waffen und anderes Kriegsmaterial wurden konfisziert. Diese Männer waren zusammen mit 50 bis 60 anderen in einem Camp in der 168sten Straße von Miami ausgebildet worden.

Am 4. Juli 1992 verließen einige Mitglieder von "Commandos-L", darunter Guillermo Casasus Toledo, Alejandro Basilio Pérez, José Eugenio Llameras Rondón und Antony "Tony" Bryant, die USA, um wirtschaftliche Ziele an der Küste von Havanna anzugreifen. Nachdem sie von einem kubanischen Patroullienschiff entdeckt worden waren, drehten sie ab. Vor den Gewässern von Varadero wurden sie von der US-Coastguard gerettet, nachdem ihr Schiff einen Maschinenschaden hatte. Das FBI konfiszierte Waffen, Karten und Videos und ließ die Terroristen laufen.

Im Juli 1992 scheiterte der Versuch der "Partido Unidad Nacional Democrática" (PUND) [Nationaldemokratische Einheitspartei], Jorge Rodríguez Macías, alias "Tinguaro" einzuschleusen, der wirtschaftliche Ziele in Villa Clara angreifen sollte. Unterstützt wurde er von den "Brothers to the Rescue", die ihn über die Standorte der US-Coastguard informierten, damit er ungestört nach Kuba gelangen konnte.

Am 9. September 1992 verhaftet das FBI einen kubanischstämmigen Terroristen wegen unerlaubten Waffenbesitzes und Verstoßes gegen das "Law of Neutrality" [Neutralitätsgesetz]. Er wurde ohne Anklage wieder freigelassen.

Am 7. Oktober 1992 griff ein Schiff mit 4 Mann Besatzung, darunter Guillermo Casasus Toledo, Miguel Hernández und Jesús Areces Bolívar, das Hotel Varadero Melia an. Die Terroristen wurden später verhaftet, vom FBI verhört und dann wieder freigelassen.

Am 19. Oktober 1992 reisten die Terroristen Miguel Alfonso González, Eduardo González Torres und Gustavo David Torna Agudo aus Miami, gut bestückt mit Waffen und anderem militärischen Gerät, über Playa Carbo in der Provinz Sancti Spiritus in Kuba ein. Alles wurde konfisziert. Zur gleichen Zeit wurden drei andere mit Waffen und Sprengstoff für Kuba auf den Bahamas verhaftet. Es handelte sich um Rubén Darío López Castro, Iván Léon Rojas und Jesús Morales García. Sie hatten Miami am 17. Oktober verlassen.

Im Januar 1993 wurden die Terroristen Enrique Rabade, Pastor Guzmán, Gelasio Laborio, Alias Santiago Burgos, Iván León Rojas und Oscar Pérez mit schweren MGs und anderen Waffen vor der kubanischen Küste von der US-Coastguard verhaftet und nach kurzer Zeit wieder freigelassen.

Am 7. Januar 1993 gabTony Bryant, Chef der Terrororganisation "Commando L" in einer Pressekonferenz in Miami bekannt, dass weitere Angriffe, insbesondere gegen kubanische Hotels geplant seien. Wörtlich sagte er: "von jetzt an befinden wir uns im Krieg mit Kuba," und warnte alle ausländischen Touristen davor, nach Kuba zu reisen.

Am 2. April 1993 wurde der zypriotische Tanker "Mikonos" 7 Meilen nördlich von Matanzas von einem Schiff mit kubanischstämmigen Terroristen aus den USA beschossen. Der Anschlag war von der Terrorgruppe "Ejército Armado Secreto" (EAS) [Bewaffnete Geheimarmee] organisiert worden. Die Teilnehmer waren Rigoberto Acosta Díaz, José Méndez Mirabal, Guillermo Casasús Toledo und Rafael Carrera Manso.

Am 18. Mai 1993 wurde der kubanische Luftraum durch ein Flugzeug der "Brothers" mit der Nummer: N8447 verletzt.

Am 21. Mai 1993 verhaftete der US-Customs Service 9 Mitglieder der Organisation "Alpha 66" bei den Vorbereitungen zu einer Kubareise. Ihre Waffen und ihr Sprengstoff wurden konfisziert. Am 21. August schlug Richter Lawrence King das Verfahren gegen sie nieder. Es handelte sich um Alfredo Bacallao, Juan José Ortega, Joel Cano Díaz, Carlos Hernández, René Herrera, Jesús Hoyos, Ramón Mena, Orlando Suárez und Elvis Castellanos

Im Mai 1993 planten die "Brothers", die Sprengung eines Hochspannungsmastes nahe San Nicolás de Bari in der Provinz Havanna.

Im Oktober 1993 forderten die "Brothers" öffentlich dazu auf, Fidel Castro zu ermorden und Gewalttaten gegen Kuba zu begehen. Wörtlich hieß es: "die Risiken, die damit verbunden sind, werden akzeptiert". Andrés Nazario Sargén, Chef der Terrororganisation "Alpha 66" gab öffentlich bekannt, dass seine Organisation in letzter Zeit fünf Operationen gegen Kuba durchgeführt habe.

Am 18. Oktober 1993 wurde der in den USA lebende Mexikaner Mario García Rubalcaba bei seiner Einreise in Kuba verhaftet. Er hatte von "Alpha 66" den Auftrag bekommen, Gewalttaten auf kubanischem Boden zu begehen.

Am 7. November 1993 gab Humberto Pérez, Sprecher von "Alpha 66", in einer Pressekonferenz in Miami bekannt, dass ihr Krieg auf jeden Touristen, der die Insel besucht, ausgedehnt werde. Wörtlich: "Wir betrachten jeden, der sich in einem kubanischen Hotel aufhält, als unseren Feind."

Am 11. März 1994 beschoss eine Gruppe von Terroristen aus Miami das Hotel "Guitart Cayo Coco ".

Am 17. April 1994 flogen Flugzeuge der "Brothers" in extrem geringer Höhe über Havanna und warfen Rauchbomben ab. In den folgenden Monaten beging die selbe Gruppe mindestens sieben ähnliche Verletzungen des kubanischen Luftraums (u.a. Abwurf von Flugblättern, die zum Sturz der kubanischen Regierung aufrufen).

Am 4. September 1994 infiltrierten die Terroristen José Benito Menéndez del Valle und Irelio Marcelino Barrosa Medina aus Miami die Gegend um Caibarién, Villa Clara, mit dem Ziel, Sabotageakte durchzuführen. Waffen und große Mengen von Militärgerät wurden beschlagnahmt.

Am 6. Oktober, 1994 beschossen Mitglieder von "Alpha 66" von einem Boot aus das Hotel "Guitart Cayo Coco".

Am 15. Oktober 1994 landeten die bewaffneten Terroristen Armando Sosa Fortuny, Lázaro González Caraballo, Pedro Guisao Peña, José Ramón Falcón González, Jesús Manuel Rojas Pineda, Miguel Díaz Bouza und Humberto Real Suárez auf dem Damm nach Cayo Santa Maria und ermordeten den kubanischen Wachmann Arcilio Rodríguez García. 2)

Im November 1994 schmuggelten Luis Posada Carriles und fünf seiner Komplizen Waffen nach Cartagena de Indias in Kolumbien, um während des Iberoamerikanischen Gipfels Fidel Castro umzubringen. Nach eigener Aussage sei er nicht nah genug herangekommen.

Am 11. November 1994 wurden die Terroristen Héctor la Roque Ríos, Sara Mayelín Euwod Rodríguez, alias "Mayita" und Guillermo Eugenio Barbón González in Varadero verhaftet, nachdem sie illegal eingereist waren. Ihnen wurden Waffen und Munition abgenommen.

Am 2. März 1995 wurden Santos Antonio Martínez Rueda und José Enrique Ramírez Oro von der CANF an der Küste, nahe Puerto Padre, Las Tunas, verhaftet. Sie führten 51 pounds [gut 23 kg] Sprengstoff mit sich.

Am 20. März 1995 wurden auf dem Flughafen "José Martí" in Havanna die Terroristen Santos Armando Martínez Rueda und José Enríquez Ramírez Oro festgenommen. Sie waren am 12. März mit falschen Pässen eingereist und hatten eine Bombe im Hotel "Sol Palmeras" gelegt, die aber rechtzeitig entschärft werden konnte.

Am 20. Mai 1995 wurde das "Guitart Cayo Coco Hotel" schon wieder angegriffen. Einige Tage später bekannte sich "Alpha 66" zu dieser Aktion.

Am 13. Juli 1995 drangen organisiert von den "Brothers" 11 Schiffe, 6 Kleinflugzeuge und 2 Helikopter in kubanische Gewässer bzw. in den kubanischen Luftraum ein. Eines der Flugzeuge warf über dem Zentrum von Havanna Propagandamaterial ab.

Am 16. Dezember 1995 wurden die Terroristen René Cruz und Rafael García in den USA verhaftet. Sie beendeten gerade ihre Vorbereitungen, heimlich über Pinar del Rio nach Kuba einzureisen, um dort Terroranschläge auszuführen. Waffen und Sprengstoff wurden beschlagnahmt, die Männer frei gelassen.

Am 9. Januar 1996 starteten zwei Kleinflugzeuge in Opa-locka, Florida, und verletzten kubanischen Luftraum.

Am 12. Januar 1996 wurde ein in den USA wohnender Kubaner verhaftet, als er Sprengstoff von Havanna nach Pinar del Rio schaffte.

Am 13. Januar 1996 verletzten mehrere Flugzeuge der "Brothers" den kubanischen Luftraum über Havanna. José Basulto dazu wörtlich: "Sie behaupten, ich wäre in den kubanischen Luftraum geflogen, etwas, das jeder weiß und ich nie abgestritten habe."

Am 23. Januar 1996 ließen die US-Behörden ein Schiff mit fünf bewaffneten Männern bei Marathon Key untersuchen. Nach eigenen Angaben wollten sie nach Kuba. Die PUND-Mitglieder Marcelino Crespo, Ex-Mitglied von "Omega-7", Jorge Rodríguez Muro, Ramón Cordero, Pedro Pablo Pulido und Rey "King" Castellanos kamen noch am selben Tag frei.

Am 11. Februar 1996 beschoss ein aus den USA kommendes Schiff die Küste von Kuba und wurde danach von der kubanischen Küstenwache aufgebracht und die Besatzung bestehend aus Efraín Roberto Rivas Hernández, Marcelino Rodríguez Vázquez und Joel Cano Díaz [alle von PUND] festgenommen.

Am 24. Februar 1996 verletzten drei Flugzeuge der "Brothers" den kubanischen Luftraum. Zwei von ihnen wurden abgeschossen. Vier Männer starben. José Basulto, im dritten Flugzeug, hielt sich diskret hinter der Demarkationslinie und entkam. In den 20 Monaten davor hatte es mindestens 25 Verletzungen des kubanischen Luftraums gegeben.
Der kanadische Journalist Jean-Guy Allard berichtet in einem Artikel vom 14. Oktober 2003 über eine Veranstaltung zum 5. Jahrestag der Verhaftung der Cuban Five und zitiert dort den bekannten Menschenrechtsanwalt Leonard Weinglass, der Antonio Guerrero verteidigt. In dem Artikel heißt es:

"Denkt ihr, dass es Gerardo Hernández war, der die Kubaner warnte?" fragte der Rechtsanwalt. "Das war es aber, weswegen er angeklagt wurde, das als Teilnahme an der Verschwörung zum Mord galt. Es war nicht Gerardo Hernández. Es hat sich herausgestellt, dass es das FAA [Bundesluftfahrtministerium] der Vereinigten Staaten war, das die Kubaner benachrichtigte, dass Flugzeuge kämen. Gerardo Hernández hatte damit nichts zu tun. An diesem Tag setzten die Maschinen ihren Flug, trotz der Warnungen, in Richtung kubanischen Territoriums fort," erklärte Weinglass. "Die Kubaner starteten ihre MIGs, Basulto kehrte um, und die MIGs schossen die beiden anderen Flugzeuge ab. Basulto hatte sein Tonbandgerät im Cockpit wegen dieser ‚erfolgreichen' Mission über Kuba eingeschaltet. Das Tonband lief, als sich die MIGs näherten und man hört ihn lachen, als die beiden anderen Flugzeuge angegriffen wurden..."
Weinglass sagte, dass dies das erste Mal in der US-Geschichte sei, "dass sogar Mordanklage gestellt würde, wenn zwei Flugzeuge eines souveränen Landes bei der Verteidigung ihrer territorialen Integrität in einen Abschuss verwickelt seien."3)

Am 26. Juni 1996 bestätigte der Chairman des Untersuchungsausschusses während einer Sitzung der International Civil Aviation Organization (ICAO), dass mindestens eines der "Brothers"-Flugzeuge immer noch die Insignien der US-Air Force trug. Kuba hätte also diese Aktion durchaus als militärischen Angriff der Vereinigten Staaten werten können.
In der Presseerklärung der ICAO vom 28. Juni 1996 heißt es u.a.: 4)

Ergebnisse

3.1 Die kubanischen Behörden meldeten den Behörden der Vereinigten Staaten mehrfache Verletzungen des kubanischen Luftraums, die von Flugzeugen aus den Vereinigten Staaten an sieben verschiedenen Tagen im Zeitraum vom 15. Mai 1994 bis zum 4. April 1995 ausgingen, und forderten die Vereinigten Staaten auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Verletzungen zu beenden.

3.2 Mindestens ein Flugzeug mit der Nummer N2506 überflog am 13. Juli 1995 in geringer Höhe die Innenstadt von Havanna und warf Flugblätter und religiöse Abzeichen ab. Kuba forderte die Vereinigten Staaten auf, derartige Verletzungen zu verhindern.

3.3 In einer öffentlichen Erklärung vom 14. Juli 1995 verkündet die kubanische Regierung ihre feste Entschlossenheit, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um provokante Aktionen zu verhindern, und warnt, dass jedes Flugzeug, dass in den kubanischen Luftraum eindringt, abgeschossen werden könnte.

3.4 Laut der kubanischen Behörden hätten zwei Leichtflugzeuge am 9. und 13. Januar 1996 den kubanischen Luftraum verletzt und Flugblätter abgeworfen, die auf kubanisches Territorium gefallen wären. Laut der Aussage des Piloten vom Flugzeug N2506 wären am 13. Januar 1996 eine halbe Millionen Flugblätter abgeworfen worden, an beiden Tagen habe man sie außerhalb der 12-Meilenzone abgeworfen und der Wind habe sie nach Havanna getragen.

3.5 Vor dem 24. Februar 1996 gaben die Behörden der Vereinigten Staaten öffentliche Erklärungen und NOTAMs heraus und leiteten rechtliche Maßnahmen gegen den Piloten von N2506 ein.
[. . .]
3.7 Die "Brothers to the Rescue" waren eine Gruppe freiwilliger Piloten, die sich zusammengeschlossen hatten, um kubanischen Bootsflüchtlingen zu helfen. Es gab Anzeichen, dass einige der Mitglieder versuchten, Einfluss auf die politische Situation in Kuba zu nehmen.

3.8. nach den Ereignissen vom 9. und 13. Januar 1996 stellten die Behörden Kubas fest, dass die "Brothers to the Rescue" unter der Kontrolle der Regierung der Vereinigten Staaten standen, der Kommandant der Flugabwehr und der Luftwaffe Kubas wurde instruiert, Verletzungen des kubanischen Luftraums nicht länger zu tolerieren, und wurde autorisiert, falls so etwas wieder vorkäme, persönlich über einen militärischen Eingriff zu entscheiden und [die Eindringlinge] notfalls abschießen zu lassen.

3.9 Am 23. Februar 1996 alarmierte das Außenministerium der Vereinigten Staaten die FAA/AIA wegen der gespannten Lage in Kuba und der Möglichkeit, dass die "Brothers to the Rescue" versuchen könnten, unautorisiert in kubanischen Luftraum zu fliegen. Die FAA/AIA alarmierte das FAA-Hauptquartier, FSDO, FAA in Miami und den militärischen Verbindungsoffizier von Miami ARTCC.

Am 21. August 1996 wurde der US-Bürger Walter Van Der Veer, der heimlich Militärgerät nach Kuba gebracht hatte, in Kuba verhaftet.

Am 16. September 1996 wurde Pedro Pablo Pulido Ortega, der über Punta Alegre, Ciego de Ávila, in einem Boot Waffen und große Mengen anderes Militärgerät eingeführt hatte, verhaftet.

Am 21. Oktober 1996 überflog ein Kleinflugzeug vom Typ SS-RR Reg.Nr. N3093M im Besitz des US-State Departments den internationalen Flugkorridor von Gírón International und versprühte eine Substanz, die den Pflanzenschädling "Thrips Palmi Karny" enthält. Die Folge waren der Verlust von Zehntausenden Tonnen Kartoffeln.

Im November 1996 strahlte Kanal 23 des Fernsehsenders Miami Television ein Interview mit Luis Posada Carriles und Orlando Bosch Ávila aus, in dem beide betonten, dass sie beabsichtigten, ihre Terrorakte gegen Kuba fortzusetzen. Zu der Zeit wohnte Luis Posada Carriles in El Salvador und leitete von da aus die folgenden Anschläge, weswegen sie nicht vom "Red Avista" verhindert werden konnten.

Am 12. April 1997 detonierte eine Bombe im Hotel "Meliá Cohíba" in Havanna.

Am 30. April 1997 explodierte eine weitere Bombe im "Meliá Cohíba"

Am 12. Juli 1997 gab es Bombenanschläge sowohl im Hotel "Capri" als auch im "Nacional Hotel"

Am 4. August 1997 traf es wieder das "Meliá Cohíba".

Am 11. August 1997 veröffentlichte die gesamte Presse von Miami ein Statement der CANF, in dem diese ihre uneingeschränkte Unterstützung für diese Anschläge zusagt. Der Chairman der Organisation wörtlich: "Wir halten das nicht für Terrorakte" und er erklärte, dass jeder Akt gegen Kuba legitim sei.

Am 22. August 1997 wurde das Aktionsfeld auf Varadero ausgedehnt und dort eine Bombe im Hotel "Sol Palmeras" gezündet.

Am 4. September 1997 detonierten gleich mehrere Bomben und zwar in den Hotels "Triton", "Chateau Miramar" und "Copacabana". Letztere tötete den jungen italienischen Touristen Fabio Di Celmo. Am selben Tag explodierte eine Bombe im Restaurant "La Bodeguita del Medio".

Am 10. September 1997 gab die kubanische Regierung die Verhaftung von Raúl Cruz Léon bekannt, der verantwortlich für sechs Bombenattentate ist, einschließlich desjenigen, das den Italiener tötete. Cruz Léon gab an, für jede Bombe 4500 US$ erhalten zu haben.

Am 19. Oktober 1997 wurde in einem Touristenbus eine Bombe gefunden.

Am 27. Oktober 1997 brachte die US-Coast Guard westlich von Puerto Rico das Schiff "La Esperanza" mit jeder Menge militärischer Waffen, Uniformen und Nachtsichtgläsern auf. Darunter auch zwei Gewehre Kaliber 0.5 mit Stativ, die normalerweise vom Militär gegen Fahrzeuge und Flugzeuge in großer Entfernung eingesetzt werden. Ein Besatzungsmitglied des Schiffes, Angel Alonso Alemán aus Miami, sagte, sie seien auf dem Weg zur Insel Margarita, Venezuela, um Fidel Castro umzubringen, der dort am Iberoamerikanischen Gipfel teilnähme.
Eins der Gewehre war registriert auf den Namen José Francisco "Pepe" Hernandez, Co-Chairman der CANF. Das andere hatte ein Mitglied der Brigade 2506 1994 gekauft. Die vier Insassen des Schiffes wurden zur Zeit ihrer Verhaftung als Angel Alfonso Alemán, 57, Manager einer Textilfirma in Union City, New Jersey, Francisco Córdova, 50, Berufsfischer aus Marathon, Florida, Angel M. Hernández Rojo, 64, Trödelhändler in Miami, und Juan Bautista Márquez, 61, pensionierter Seemann aus Miami, identifiziert.. Später erfuhren die Ermittler, dass José Antonio "Toñin" Llama, 66 Jahre alt und Mitglied des Exekutivkomitees der CANF der Besitzer der Yacht war und dass Alfredo Otero, ein anderer Aktivist der konterrevolutionären Gruppierung, verantwortlich für die Kommunikation während dieser Operation war. Geleitet wurden die Ermittlungen gegen die vier Besatzungsmitglieder von einem puertoricanischen FBI-Agenten, einem gewissen Héctor Pesquera, der uns noch später interessieren wird. Am 2. Dezember 1999 verfügte der Bundesrichter Héctor M. Lafitte einen Mangel an Beweisen in dem Fall von Alfredo Domingo Otero, und am 8. ließ das Gericht von Puerto Rico alle Anklagen gegen den Rest der Angeklagten fallen. Nach der Urteilsverkündung begaben sich Chefermittler Pesquera, die Richter und die Angeklagten gemeinsam zu einem Dankesgottesdienst mit anschließender Party.

Am 30. Oktober 1997 fand man in einem Kiosk im Flughafen "José Martí" in Havanna eine Bombe. Zwei Männer aus El Salvador und Jorge Venancio Ruiz und Marlon Antonio González Estrada aus Guatemala wurden verhaftet. Alle unterhielten Beziehungen zu Posada Carriles.

Am 16. November 1997 veröffentlichte Juan O. Tamayo im Miami Herald eine von dieser Zeitung in Auftrag gegebene Untersuchung, die bewies, dass die Anschläge auf kubanische Hotels und Restaurants von Luis Posada Carriles in El Salvador geplant und von dort aus geleitet und von "wohlhabenden Geschäftsleuten" in Miami finanziert worden waren. Zuvor hatte die US-Presse versucht, den Eindruck zu erwecken, die Anschläge seien von der innerkubanischen Opposition begangen worden.

Am 28. Mai 1998 landeten Ernestino Abreu Horta und Vicente Marcelino Martínez Rodríguez mit jeder Menge Waffen und Kriegsmaterial in Santa Lucía, Pinar del Rio.

Am 6. Mai 1998 übergibt der kolumbianische Literaturnobelpreisträger Gabriel García Marquez dem Weißen Haus eine Botschaft mit den vom "Red Avispa" aufgedeckten Terrorplänen gegen kubanische und US-amerikanische Einrichtungen. Daraufhin beauftragt die Clinton-Administration das FBI mit der Aufklärung.
In seiner Rede vom 20. Mai 2005 verlas Fidel Castro den Bericht von Gabriel García Marquez über dessen Besuch im Weißen Haus. Darin heißt es:

Das Treffen war am Mittwoch, dem 6. Mai, um 11:15 Uhr in den Büroräumen von McLarty im Weißen Haus. Die drei angekündigten Beamten des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) empfingen mich: Richard Clarke, leitender Direktor für multilaterale Angelegenheiten und Berater des Präsidenten bei allen Themen der internationalen Politik, insbesondere im Kampf gegen den Terrorismus und Drogen; James Dobbins, leitender Direktor des NSC für inneramerikanische Angelegenheiten mit Botschafterrang und Berater des Präsidenten für Lateinamerika und die Karibik, und Jeff Delaurentis, Direktor für inneramerikanische Angelegenheiten des NSC und Berater zum Thema Kuba. Zu keinem Augenblick ergab sich die Chance zu fragen, warum Berger nicht dabei war. Die drei Funktionäre behandelten mich freundlich und hochprofessionell.
Ich trug keine persönlichen Aufzeichnungen bei mir, aber ich kannte jedes Detail der Botschaft und in meinem Notebook hatte ich das einzige, was ich fürchtete zu vergessen, festgehalten: die zwei nicht im Text enthaltenen Fragen. ´Mack´ beendete gerade eine Sitzung in einem anderen Büro. Während wir auf ihn warteten, gab mir Dobbins einen eher pessimistischen Überblick zur Situation in Kolumbien. Seine Angaben waren die gleichen, wie die von McLarty beim Essen am Montag, aber er klang so, als sei er damit noch vertrauter. Ich hatte Clinton im Vorjahr gesagt, dass die Anti-Drogen-Politik der Vereinigten Staaten wie eine unheilvolle Verstärkung auf Kolumbiens Geschichte der Gewalt wirke. Deshalb weckte es meine Aufmerksamkeit, dass diese Gruppe des NSC - ohne sich natürlich auf meinen Ausspruch zu beziehen - anscheinend mit Änderungen einverstanden waren. Sie waren sehr vorsichtig damit, ihre Ansichten über die Regierung oder die aktuellen Kandidaten zu äußern, ließen aber keinen Zweifel daran, dass sie die Situation chaotisch und die Zukunft unsicher fanden. Ich war über die Absicht, die Situation zu verbessern, nicht glücklich, denn mehrere Beobachter unserer Politik in Washington hatten sie beunruhigenderweise so kommentiert: ‚Jetzt, wo sie wirklich helfen wollen, sind sie gefährlicher denn je', sagte mir einer von ihnen, ‚weil sie ihre Nase in alles reinstecken wollen.'
McLarty betrat den Raum in einem gepflegten Anzug und mit seinen guten Umgangsformen, aber mit der Hast eines Menschen, der gerade etwas von höchster Wichtigkeit unterbrochen hat, um sich um uns kümmern zu können. Dennoch brachte er eine ausgleichende Stimmung und eine gute Prise Humor in die Versammlung. Seit dem Abendessen hatte es mir gefallen, dass er einem, wenn er sprach, immer gerade in die Augen blickte. Während des Treffens war es genau so. Nach einer herzlichen Umarmung saß er mir mit auf die Knie gestützten Händen gegenüber, und begann das Gespräch mit einer üblichen Redewendung, die, weil so nett gesagt, wie die reine Wahrheit klang: ‚Wir stehen zu Ihrer Verfügung.'
Ich wollte von Anfang an klarstellen, dass ich in meiner eigenen Funktion als Schriftsteller, ohne andere Verdienste oder Mandate, über einen so aufreibenden und verpflichtenden Fall wie Kuba sprechen wolle. So begann ich mit einer Präzisierung, die mir wegen der versteckten Tonbandgeräte nicht überflüssig vorkam: ‚Dies ist kein offizieller Besuch.'
Alle nickten zustimmend, und ich fand ihre unerwartete Feierlichkeit überraschend. Dann erzählte ich auf einfache Art und in einem eher umgangssprachlichen Erzählstil, wann, wie und warum die Unterhaltung mit Fidel Castro stattgefunden hatte, die Anlass für die informellen Aufzeichnungen war, die ich dem Präsidenten Clinton übergeben sollte. Ich übergab sie McLarty in einem geschlossenen Umschlag, und ich bat ihn darum, sie zu lesen, damit ich sie ergänzen könne. Es war die, auf sechs Seiten mit doppeltem Zeilenabstand geschriebene englische Übersetzung von sieben Themengebieten: terroristisches Komplott, relative Zufriedenheit mit den am 20. März angekündigten Maßnahmen zur Wiederaufnahme der Flüge von den Vereinigten Staaten nach Kuba, die Reise von Richardson nach Havanna im Januar 1998, Kubas Argumente für die Ablehnung humanitärer Hilfe, Anerkennung für den günstigen Bericht des Pentagons über die militärische Situation Kubas, Anerkennung der Lösung für die Irak-Krise und Dankbarkeit für Clintons Kommentare in Anwesenheit von Mandela und Kofi Annan mit Grüßen an Kuba.
Wie Sie sehen werden, sind die anderen Punkte nummeriert.
McLarty las es nicht laut für alle vor, wie ich es erwartet hatte, und wie er es zweifellos getan hätte, wenn er es vorher gekannt hätte. Er las es für sich allein, anscheinend auf die Schnelllese-Methode, die Präsident Kennedy in Mode gebracht hatte, aber seine wechselnden Gefühle spiegelten sich in seinem Gesicht wie das Licht im Wasser. Ich hatte es selber so oft gelesen, dass ich praktisch wissen konnte, welches seiner Gefühle dem jeweilig im Dokument angesprochenen Punkt entsprach.
Der erste Punkt über das Terrorkomplott ließ ihn aufstöhnen und sagen: ,Es ist schrecklich.' Später unterdrückte er ein verschmitztes Lächeln und, ohne seine Lektüre zu unterbrechen, sagte er: ‚Wir haben gemeinsame Feinde.' Ich glaube, er bezog sich dabei auf den vierten Punkt, mit dem das Komplott der Senatoren beschrieben wird, die Verabschiedung der Torres-Rangel- und der Dodd-Gesetze zu boykottieren und in dem die Wertschätzung für Clintons Bemühungen ausgedrückt wird, diese zu retten.
Nach Beendigung seiner Lektüre übergab er das Papier Dobbins und der übergab es Clarke. Während er es las, lobte Mack Mortimer Zuckerman, den Autor und Herausgeber des US News & World Report Magazins, in den höchsten Tönen, der im vergangenen Februar nach Kuba gereist war. Er bezog sich mit diesem Kommentar auf etwas, das er gerade unter Punkt sechs des Dokumentes gelesen hatte, aber er beantwortete nicht die darin enthaltene Frage, ob Zuckerman Clinton über die beiden zwölfstündigen Gespräche informiert hatte, die er mit Fidel Castro gehabt hatte.
Der Punkt, der nach der Lektüre praktisch die gesamte uns zur Verfügung stehende Zeit in Anspruch nahm, war der terroristische Plan, der wirklich jeden beeindruckte. Ich sagte ihnen, dass ich meine eigene Panik vor einer möglichen Bombenexplosion überwinden müsse, weil ich, nachdem ich davon in Havanna erfahren hätte, nach Mexiko flöge. Dann spürte ich, dass die Zeit gekommen war, die erste persönliche von Fidel vorgeschlagene Frage zu stellen. Wäre es dem FBI nicht möglich, seinen kubanischen Gegenspieler für einen gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus zu treffen? Bevor sie antworten konnten, fügte ich auf eigene Faust hinzu: ‚Ich bin sicher, dass sie aufseiten der kubanischen Behörden eine prompte und positive Reaktion erwartet.'
Ich war erstaunt über die schnelle und energische Reaktion der Vier. Clarke, dem das Thema vertrauter zu sein schien, sagte, es sei eine sehr gute Idee, aber er warnte mich davor, dass das FBI nicht jeden Fall übernehme, der in den Papieren auftauche, während Ermittlungen im Gange seien. Wären die Kubaner bereit, den Fall geheim zu halten? Da ich Angst hatte, meine zweite Frage nicht unterbringen zu können, gab ich ihnen die Art von Antwort, die uns unter diesen Umständen eine Atempause verschaffen konnte: ‚Es gibt nichts, was die Kubaner mehr lieben als Geheimhaltung.'
In Ermangelung eines angemessenen Motivs für meine zweite Frage, beschloss ich, sie in eine Behauptung zu kleiden: Kooperation in Angelegenheiten der Sicherheit, könne den Weg zu einem günstigen Klima ebnen und zur Wiederaufnahme der Reisen der Amerikaner nach Kuba führen. Meine Raffinesse ging nach hinten los, denn Dobbins missverstand mich und sagte, dass würde geklärt, wenn die Maßnahmen des 20. März` eingeführt worden wären.
Nachdem das Missverständnis beseitigt war, sprach ich über den Druck, den ich bei vielen Amerikanern aus allen Lebensbereichen spürte, die zu mir kämen, um Hilfe bei der Herstellung von Kontakten zu Geschäften oder zur Freizeitverbringung in Kuba zu erhalten. In diesem Zusammenhang erwähnte ich Donald Newhouse, den Herausgeber verschiedener Journale und Vorsitzenden der Associated Press, der mich am Ende meines Literatur-Workshops an der Princeton Universität zu einem üppigen Abendessen auf seinem Landsitz in New Jersey eingeladen hatte. Sein derzeitiger Traum sei es, nach Kuba zu reisen, um mit Fidel persönlich über die ‚Einrichtung eines ständigen AP-Büros in Havanna, ähnlich dem des CNN, zu diskutieren.
Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber es scheint mir, dass sich bei dem lebhaften Gespräch im Weißen Haus klar herausstellte, dass sie keine unmittelbare Absicht hatten, den Reiseverkehr der Amerikaner nach Kuba wieder aufzunehmen, entweder hatten sie nicht die Absicht oder kannten sie nicht oder wollten sie die nicht preisgeben. Ich sollte jedoch betonen, dass dort zu keiner Zeit von demokratischen Reformen, freien Wahlen oder Menschenrechten, noch von irgend einem anderen politischen Klischee die Rede war, an das die Amerikaner als angebliche Voraussetzung für jedes Projekt der Kooperation mit Kuba ihre Bedingungen knüpfen. Im Gegenteil, mein nachhaltigster Eindruck von diesem Ausflug ist die Gewissheit, dass im kollektiven Bewusstsein die Aussöhnung, wie etwas Unumkehrbares, im Wachsen ist.
Clarke rief uns zur Ordnung zurück, als die Unterhaltung abzudriften begann und deutete an - vielleicht als Botschaft gemeint - dass sie unverzüglich Schritte für einen gemeinsamen US-Kuba-Plan gegen Terrorismus unternehmen wollten. Am Ende eines langen Vermerks in seinem Notizblock beschloss Dobbins, dass sie sich mit der Botschaft in Kuba in Verbindung setzen, um das Projekt durchzuführen. Ich machte eine ironische Bemerkung zu dem Rang, den er der Interessenvertretung in Havanna einräumte. Dobbins konterte darauf humorvoll: ‚Was wir dort haben, ist keine Botschaft, aber es ist viel größer als eine Botschaft.' Darauf lachten sie alle wie schelmische Verschwörer. Die anderen Punkte wurden nicht diskutiert, da es nicht angemessen erschien, aber ich nahm an, sie würden sie später unter sich analysieren.
Das ganze Treffen, einschließlich Macks Verspätung, dauerte fünfzig Minuten. Mack beendete es mit einer rituellen Phrase: ‚Ich weiß, dass sie einen engen Zeitplan haben, bevor sie nach Mexiko zurückkehren, und wir haben auch noch eine Menge vor uns.' Er fuhr unmittelbar mit einem kurzen, prägnanten Schlusssatz fort, der wie eine formelle Antwort auf unsere Bemühungen klang. Es wäre vermessen zu versuchen, ein genaues Zitat wiederzugeben, aber Sinn und Ton seiner Worte drückten seine Wertschätzung für die große Bedeutung der Nachricht aus, die es wert sei, die volle Aufmerksamkeit seiner Regierung zu erhalten, wofür sie sich vordringlich einsetzen wollten. Dann, wie bei einem Happyend, sah er mir direkt in die Augen und setzte mir persönlich einen Lorbeerkranz auf: ‚Ihre Mission war wirklich von größter Wichtigkeit, und sie haben es sehr gut ausgeführt.' Meine außerordentliche Ehrung sowie mein Mangel an Bescheidenheit erlaubten es mir nicht, diesen Satz flüchtigen Ruhmes und die in den Blumenvasen versteckten Mikrophone zu vergessen.
Ich verließ das Weiße Haus mit dem gefestigten Eindruck, dass die Anstrengung und die Unsicherheit der vorangegangenen Tage der Mühe wert waren.

Am 16. und 17. Juni 1998 fanden mehrere Treffen von Vertretern der kubanischen Regierung dem FBI und anderen US-Regierungsagenturen in Havanna statt. Dabei wurden Informationen über die Terrorakte, die von den USA aus gegen Kuba durchgeführt wurden, übergeben. Man händigte präzises Beweismaterial aus, 60 Seiten mit Akten über 40 in Kuba geborene Terroristen, wovon die meisten in Miami leben und Angaben darüber, wie sie zu finden sind. Die US-Vertreter nahmen ebenfalls drei 2-Gramm-Muster der Sprengstoffsubstanz aus den Bomben mit, die jeweils im Melia Cohiba Hotel am 30. April 1997 und am 19. Oktober 1997 in einem Touristenbus entschärft worden waren, sowie das Sprenggerät, das am 4. März 1998 bei zwei guatemaltekischen Terroristen beschlagnahmt worden war. Das FBI erhielt auch Tonbandaufnahmen von 14 Telefongesprächen von Luis Posada Carriles, in denen er Informationen über Terroranschläge auf Kuba lieferte. Ebenfalls wurden Informationen darüber zur Verfügung gestellt, wie Posada Carriles gefunden werden kann, seine [jeweiligen] Heimatadressen, Orte, die er regelmäßig aufsuchte, die Marken und Nummernschilder von Autos, die er in El Salvador, Honduras, Costa Rica, der Dominikanischen Republik, Guatemala und Panama fuhr.
Die FBI-Agenten lobten den Wert des Materials, versprachen, sofort Maßnahmen zu ergreifen und sich nach der Analyse der Unterlagen wieder zu melden. Dies ist nie geschehen.

Inzwischen hatte der neue FBI-Sonderagent von Miami, der besagte Héctor Pesquera, alle Ermittlungen gegen die exilkubanische Mafia einstellen lassen und beschäftigte sich nur noch mit der Fahndung nach "kubanischen Spionen". Davon, dass direkt in seiner Nachbarschaft die Bande von Mohammed Atta für den Anschlag vom 11. September 2001 übten, bekam er nichts mit.

Am 12. Juli 1998 veröffentlichte die New York Times ein Statement des Cubano-Amerikaners Antonio Jorge Álvarez, nachdem das FBI Informationen, die er geliefert hatte, nicht weiter verfolgte. Er hatte das FBI davon informiert, dass in seiner Fabrik in Guatemala sowohl das versuchte Attentat auf Fidel Castro als auch die Bomben in Havanna von einer Gruppe um Posada Carriles vorbereitet worden waren. Wörtlich: "Ich riskiere meinen Beruf und mein Leben, und die tun gar nichts."

Am 12. u. 13. Juli 1998 gab Posada Carriles in einem Interview mit der New York Times zu, die Bombenattentate organisiert zu haben. Außerdem bestätigte er, dass die CANF die Operationen finanziert hatte und dass sich der Chef Jorge Mas Canosa persönlich um den Geldfluss und die logistische Unterstützung gekümmert habe. Wörtlich: "Mas Canosa hat alles kontrolliert, wann immer ich Geld brauchte, sagte er, er würde mir $5.000, $10.000 oder gar $15.000 geben, und er tat es." Er gab auch zu, Cruz León bezahlt zu haben. Auf den getöteten Italiener angesprochen meinte er nur: "der Mann war zur falschen Zeit am falschen Ort".

Am 23. Juli 1998 veröffentlichte die Presse in Miami einen Artikel unter dem Titel "In den USA führen Anti-Castro-Anschläge selten ins Gefängnis" und bringt eine ganze Reihe von Anschlägen, mit Namen der Täter, ohne dass diese je bestraft wurden.

Am 2. August 1998 erklärte Posada Carriles in einem Interview in der Sendung "Opposing Points of View" [Gegensätzliche Ansichten] für CBS News, dass er beabsichtige, weitere Anschläge gegen kubanische Einrichtungen zu lancieren, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Insel.

Am 12. September 1998: wurden 10 Mitglieder des "Red Avispa" in einer spektakulären Aktion unter Leitung des FBI-Sonderagenten Héctor Pesquera verhaftet.
Tage nach der Verhaftung der Fünf gab Héctor Pesquera während einer Pressekonferenz zum ersten Mal zu, dass die Verhaftungen den Widerspruch einiger Beamter hervorgerufen habe. Er fügte hinzu, dass dieser Fall "nie vor Gericht gekommen wäre", wenn er nicht "direkt über Louis Freeh", den damaligen Leiter des FBIs, durchgesetzt worden wäre.
Kurz vor seiner Pensionierung im Dezember 2003 wiederholte Pesquera dies in einem Interview, das er dem Reporter Larry Lebowitz vom Miami Herald gab.
"Ich musste Janet Reno [die damalige Justizministerin] erst überzeugen. Andere im Justizministerium wollten nicht daran rühren," erinnerte sich Pesquera.
"Aber ich tat es, weil es richtig war. Oder zumindest, weil ich es zu der Zeit für richtig hielt," fügte er noch hinzu.5)

Fußnoten:
1) http://www.fiu.edu/~fcf/armandoalonzopozofreed.html
2) Miguel Mejides, Narben in der Erinnerung, Atlantik, 2003
3) http://www.miami5.de/informationen/granma-031014.html
4) ICAO NEWS RELEASE, for immediate release pi0 6/96, ICAO COUNCIL concludes consideration of the report on the 24 February 1996 shootdown of civil aircraft off Cuba, Montreal, 28 June 1996
5) Miami Herald, 30. Dezember 2003

Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning

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