MIAMI FBI terrorist CONNECTION

 

Jean-Guy Allard

X.

DIE FAMILIE, GEISEL DER POLITISCHEN POLIZEI

Während René González im "Loch" der Spezialeinrichtung innerhalb des "Federal Detention Center" (FDC) [Bundesgefängniszentrale, Anm. d. Ü.] verblieb, waren Olga Salanueva und seine Töchter weiterhin Opfer psychologischer Folter. Damit versuchte das FBI, die Moral der Häftlinge zu brechen.
Der Bundespolizei war jedes Mittel recht.
"René konnte Ivette während dieser Zeit nur einmal sehen, als er aus dem Fenster des 12. Stocks guckte und ich sie auf dem Arm haltend unten am Zaun vorbeitrug. So erlebte er das erste Lebensjahr seines Kindes, eine Zeit so vieler Veränderungen," erinnerte sich Olga.
"Jemand, der eine Regel verletzt hat und in eine Strafzelle gesteckt worden ist, wird, wenn seine Frau und Kinder kommen, in ein anderes Stockwerk in einen Aufenthaltsraum gebracht, wo er seine Kinder sehen kann. René erlaubten sie es nicht. Während der Dauer von 17 Monaten sah er seine Töchter nur bei zwei Gelegenheiten."
Das erste Mal, als René seine Töchter sehen konnte, war Ivettes erster Geburtstag schon vorbei.
Nachdem Renés Anwalt Philip Horowitz viel Zeit damit verbracht hatte, das Gericht zu bitten, ihm zu erlauben, seine Mädchen zu sehen, organisierte das FBI eine traumatische Begegnung mit seiner Frau.
Olga kam mit der damals 15-jährigen Irma und dem Kind Ivette zum FDC. Sie wurden in einen Raum gebracht, wo etliche FBI-Agenten auf sie warteten.
René erschien dann vor seiner Familie, die ihn seit seiner Verhaftung nicht mehr gesehen hatte.
"Sie brachten ihn in Handschellen ... setzten ihn auf einen Stuhl ... und schlossen die Handschellen an den Stuhl. All das geschah vor den Kindern."
Die Szene war schrecklich. Überrascht, René so angekettet zu sehen, fing Ivette aus ihrer kindlichen Sicht an, ein bellendes Geräusch zu machen. Olga sagte ihrem Kind erschrocken, "Nein, Ivette, nein. Dein Papa ist kein Hund ... Andere sind hier die Hunde ..." fügte sie hinzu.
Als sie diese Anekdote erzählte, schaffte Olga ein kleines Lächeln, aber ihre Augen wurden feucht, und sie musste sich doch verstohlen eine Träne wegwischen.
Irma kam tief beunruhigt aus diesem Treffen. "Ich sagte ihr, dass ich sicher sei, dass ihr Vater nicht in der Lage ist, irgend etwas Böses zu tun ..., dass ich sein Herz kenne und dass sie es auch kenne ... und dass wir aus dieser Sache am Ende gut herauskämen."
Nach der Verhaftung hatte Olga mit unglaublichem Mut und dem Wissen, dass ihr Mann unter sehr harten Bedingungen gefangen gehalten wurde, zu kämpfen, um sich und ihren beiden Töchtern ein anständiges Leben zu garantieren.
"Ich bekam Probleme, ohne Renés Einkommen die Miete zu bezahlen ... Ich arbeitete weiter, um für die Kinder sorgen zu können. Ich musste das Apartment aufgeben und woanders hinziehen ... die älteste Tochter und ich, während Renés Großmutter für das Baby sorgte.
Ich arbeitete von 2 Uhr nachmittags bis 11:30 nachts bei einem Telefonmarketing Konzern. Vorher war Ivette in einer Tageseinrichtung, wo René sie am Nachmittag abholen konnte. Da René nun im Gefängnis war, konnte sie niemand mehr abholen und daher musste ich sie bei Renés Großmutter lassen, die 40 Jahre lang in den USA gelebt hatte. Sie wohnt in Sarasota, 240 Meilen von Nord-Miami entfernt. Sie war damals 80 Jahre alt ...
Die Arbeit war mein Leben. An den Wochenenden ging ich René besuchen und fuhr dann nach Sarasota, um mein Baby zu sehen, um dann am Sonntag zurück zur Arbeit zu fahren. Diese zwei Jahre waren wirklich schwierig - das ganze Jahr über warteten wir auf den Prozess, der erst nach zwei Jahren begann ..."
Seit seiner Verhaftung am 12. September 1998 war René bis Februar 2000 in einer Strafzelle. Er und die anderen, bis dahin getrennt voneinander, wurden zu den anderen Gefängnisinsassen im normalen Strafvollzug gebracht, nachdem ihren Anwälten eine Audienz bei Richter Barry Garber gewährt worden war, um sich über die grausame und entwürdigende Strafe beschweren zu können, die das FBI ihnen 17 Monate lang auferlegt hatte.
Im Juli 2000 bot der Staatsanwalt René eine Gelegenheit für ein Gnadengesuch an und versprach ihm eine Strafreduzierung, wenn er "gestehen" wolle.
"Mein letzter Besuch bei René war am 13. August, an seinem Geburtstag. Bei einem vorherigen Besuch hatten wir über den Vorschlag des Staatsanwaltes gesprochen ...
Angebote von Gnadengesuchen gehören zu einem normalen Prozess im US-Justizsystem, doch in Renés Fall war es mit einer grausamen Erpressung verbunden ...
Sie erinnerten ihn noch einmal daran, dass der Rechtsstatus seiner Familie angefochten werden könne ... Aber er weigerte sich zu verhandeln, er sagte nein, er würde vor Gericht gehen und Zeugnis ablegen über das, wozu er hier sei und was er getan habe. Er hielt sich zu keiner Zeit für schuldig."
Héctor Pesqueras Agenten reagierten prompt und rücksichtslos.
"Wenige Tage später, am 16. August 2000, verhaftete mich der Immigration and Naturalization Service (INS) [das Einwanderungs - Einbürgerungsamt, Anm. d. Ü.] und brachte mich in ein Staatsgefängnis nach Fort Lauderdale, wo der INS eine Zelle gemietet hat, um gefährliche Leute oder Leute, die aus Sicherheitsgründen festgehalten werden, dort einsperren zu können, das ist einer Strafzelle sehr ähnlich. Ich wurde dort drei Monate lang in totaler Isolation festgehalten. Leute werden dort hingebracht, nachdem sie woanders in Schwierigkeiten gekommen sind, z.B. wegen Schlägereien, als eine Strafmaßnahme, denn es gab dort kein Tageslicht und keinen Kontakt zu irgend jemandem.
In einem weiteren Versuch, René unter Druck zu setzen, wurde der Prozess, der im September anfangen sollte, auf November verschoben. Und daher wurde ich dort bis November festgehalten ..."
Glücklicherweise war Irma in Kuba bei ihren Großeltern.
Die Inhaftierung brach Olgas Moral nicht. Sie blieb ihrem Mann und ihrem Land gegenüber loyal. Wenige Tage bevor der Prozess begann, ordnete die INS ihre Ausweisung an.
"Sie wiesen mich am 22. November aus und am 27. begann der Prozess. Ich bat damals, René sprechen zu dürfen, aber sie wollten mich nicht lassen ...
Ich bat darum, mit meiner kleinen Tochter Ivette, meinem Baby reisen zu dürfen ... Ich bat sie, mir mein Baby an den Flughafen zu bringen, damit ich mit ihm an Bord gehen könne ... und sie erlaubten es mir nicht," erinnerte sich Olga.
"Sie sagten, wenn ich mit meinem Kind die USA verlassen wolle, sei das mein Problem; ich müsste es selber arrangieren ..."
Ein weiterer schrecklicher Gedanke traf die Mutter der Familie.
"Es war im selben Jahr, als der Junge Elian gekidnapped worden war. Elian war schließlich im Juni aus den USA gebracht worden ... Ich war in Panik, dass das mit meiner Tochter passieren könne, insbesondere, weil sie in den USA geboren ist - sie hätten eine ähnliche Show mit ihr veranstalten können."
Unter großen Schwierigkeiten kämpfte Olga aus dem Gefängnis um eine Lösung. In höchster Not!
"Ich sprach mit Renés Anwälten und durch unser beider Anstrengungen aus unseren jeweiligen Zellen heraus, reiste meine Schwiegermutter aus Kuba in die USA und holte Ivette bei deren Urgroßmutter ab. Diese war zusätzlich zu allem anderen durch diese Situation in einen reizbaren Zustand geraten und sehr aufgeregt.
Sie fürchtete auch, dass sie kommen würden, um das Kind zu holen, wenn sie feststellten, dass sie eine ältere Person sei ... mit den seltsamen Sorgerechtsgesetzen dort."
Am 22. November 2000 wurde Olga nach Kuba ausgewiesen. Seitdem wurde ihr nie wieder ein Visum gewährt, um ihren Ehemann besuchen zu können.

KAPITEL XI: Hanssen, der Spion

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