Jean-Guy AllardXXIV.DAS EINGESTÄNDNIS DES LLAMA
José Antonio Llama, ein früherer Direktor der Cuban American National Foundation (CANF), überlege gerade, ob er eine Anzeige wegen Betruges gegen einige seiner früheren Freunde erstatten solle. Er werfe ihnen vor, Gelder von nahezu 1.5 Millionen $ unterschlagen zu haben, die für Terroranschläge gegen Kuba vorgesehen gewesen seien, berichten mehrere Quellen aus Miami.
Der Skandal wurde von Radio Miami in seinem Programm "El Duende" [der Kobold] aufgedeckt. Der Miami Herald bestätigt Llamas Angaben in einem Artikel vom 22. Juni 2006, der sogar auf die Details einer Terrorverschwörung eingehe. Beteiligt daran waren der inzwischen verstorbene CANF-Präsident Jorge Mas Canosa und verschiedene anderen Leitfiguren der cubano-amerikanischen Ultrarechten. "Toñin" Llama gab dem Miami Herald gegenüber zu, dass er und andere Mitglieder der Hierarchie dieser Organisation einen paramilitärischen Flügel gegründet hätten, der in Kuba Aktionen zur Destabilisierung des Landes durchführen und Präsident Fidel Castro eliminieren sollte. In Florida sind "Aktionen zur Destabilisierung" und "eliminieren" Euphemismen für Terroranschläge und Mord. Die Tageszeitung aus Miami bestätigt in einem Interview mit Llama, dass die CANF, eine Gruppierung, die seit ihrer Gründung von sämtlichen US-Administrationen geschützt wird, einen Fracht-Hubschrauber, 10 ultraleichte ferngesteuerte Flugzeuge, sieben Schiffe und eine große Menge Sprengstoff angeschafft habe, mit dem offensichtlichen Ziel, Terrorangriffe durchzuführen. Laut Llama konnten diese Pläne nicht weiterverfolgt werden wegen der unvorhergesehenen Aufbringung der Yacht La Esperanza 1997 durch die US-Küstenwache in Puerto Rico. Als Eigner der Yacht wurde Llama gemeinsam mit der Mannschaft wegen Verschwörung, den kubanischen Präsidenten umbringen zu wollen, angeklagt. Allerdings wurden alle von einer nachgiebigen Jury aus "Mangel an Beweisen" freigesprochen. Der Herald berichtet nicht, dass das zusammengebastelte Verfahren von Héctor Pesquera abgewickelt wurde. Llama droht mit einer Klage, um herauszufinden, was mit diesen Geldern passiert ist, da z. B. die ferngesteuerten Flugzeuge vermutlich 1997 von Pepe Hernández weiterverkauft wurden. Alfredo Mesa, Geschäftsführer der CANF, beschreibt Llamas Beschuldigungen als "Erpressungsversuch und Diffamierung", während Ninoska Pérez Castellón, Direktorin und Sprecherin des Cuban Liberty Council (CLC) lediglich feststellt, der Fall befinde sich "in den Händen von Juristen". Die Zeitung erwähnt auch die beharrlichen Anklagen der kubanischen Regierung wegen der bewaffneten Anschläge der Stiftung [CANF]. Sie behauptet auch, dass die Entdeckung dieser paramilitärischen Gruppe und ihrer logistischen Einrichtungen Teil einer Untersuchung des El Nuevo Herald 2005 war, die jetzt wieder aktuell werde. Allerdings wäre diese Geschichte wahrscheinlich endlos lange verschwiegen worden, wenn der Skandal nicht in Kuba publik gemacht worden wäre, was man daran sieht, dass Llama sie mit einfachen Hilfsmitteln auf der Straße verbreiten musste. Llama erinnert daran, dass die Verschwörung während des jährlichen CANF-Kongresses in Naples, Florida, im Juni 1992 ausgeheckt wurde. Nach seiner Version war es der Puertoricaner Miguel Angel Martínez, der die Idee "vom Stapel ließ". Etwa 20 Direktoren nahmen an dem Komplott teil, und "Pepe" Hernández und Mas Canosa wurden dazu bestimmt, die Mitglieder der Terrorgruppe auszusuchen. "Auf dem Kongress der Direktoren und Sachverwalter im nächsten Jahr (1993) in Puerto Rico trafen wir ausgewählten Mitglieder uns und überschlugen, was wir alles kaufen müssen," vertraute Llama dem Herald an. Die Mitglieder, die die Tageszeitung auflistete, waren u.a. Elpidio Núñez, Horacio García, Luis Zúñiga, Erelio Peña und Raúl Martínez aus Miami, Arnaldo Monzón Plasencia und Angel Alfonso Alemán aus New Jersey, beide in den Fall der La Esperanza verwickelt, und Fernando Ojeda, Fernando Canto und Domingo Sadurní aus Puerto Rico. Drei andere auf der Liste, Arnaldo Monzón Plasencia, Raúl López und Manuel "Nolo" García sind inzwischen tot. Aus unbekannten Gründen wurden andere von Llama genannte Verschwörer wie José "Pepe" Hernández, auch in den Fall der La Esperanza verwickelt; nämlich Luis Prieto, Miguel Angel Martínez, Fermín Pernas und Luis Botifol nicht erwähnt. Komischerweise tauchen die Namen von drei anderen ehemaligen CANF-Chefs nicht in Llamas Anklage auf: Alberto Hernández, Roberto Martín Pérez und seine Frau Ninoska Pérez Castellón. Die Anschaffung der ferngesteuerten Flugzeuge und der anderen Militärgeräte seien unter der Hand über die Firmen Nautic Sports Inc, registriert in Florida, und Refro Auto, beheimatet in der Dominikanischen Republik, abgewickelt worden, heißt es in dem Bericht. Llama zeigte dem El Nuevo Herald Beweise der Transaktionen. Er behauptet, er habe 1.47 Millionen $ von seinem eigenen Geld beigesteuert, "um das Projekt zu fördern", und dass er gebeten worden sei, einen Geschäftskredit bei der International Financial Bank aufzunehmen. Er habe abgenommen, dass der Kredit von allen zurückgezahlt werde, aber es stellte sich heraus, dass das nicht der Fall war, und da er nicht in der Lage war, seinen Verpflichtungen der Bank gegenüber nachzukommen, musste er Bankrott anmelden. Llama glaubt, dass der enorme Geldbetrag von verschiedenen CANF-Direktoren unterschlagen worden sei. Der Sprengstoff wurde über Raúl López eingekauft, dem Besitzer einer Firma, die die Genehmigung für solche Ankäufe besitzt. Pepe Hernández forderte von López, er solle bei der Ready State Bank einen Kredit aufnehmen, um ihn [den Sprengstoff] bezahlen zu können. Laut Llama wurde der Sprengstoff von "Nolo" García auf einem Schiff über einem Riff in der Nähe der Bahamas über Bord geworfen, als sich ein bahamaisches Patrouillenboot Nuñez' Yacht näherte. Der Mechaniker Eulogo Amado "Papo" Reyes bestätigte dem Herald, dass er das Flugzeug montiert habe, während José "Pepin" Pujol, Kapitän der Yacht Santrina, die später Luis Posada Carriles in die USA brachte, einräumte, er habe die CANF seit 1993 bei der Anschaffung von Schiffen beraten. Die Tageszeitung enthüllte, dass Pujol von einer Gran Jury in El Paso vorgeladen worden sei, und zwar im Zusammenhang mit Posadas illegaler Einwanderung in die Vereinigten Staaten. Llama leitete das spanische Büro der CANF und war verantwortlich für die Entwicklung von Beziehungen zwischen der Spanischen Volkspartei (PP) und der CANF. Im November 1995 nahm er gemeinsam mit Guillermo Gortázar, José María Aznar und Jorge Mas Canosa an einem Treffen im Hauptquartier der PP in Madrid in der Génova Straße teil. Im November 1995 fuhr Aznar nach Miami und verbrüderte sich offen mit den Führern der CANF. Llama animierte dann die Gründung einer CANF-Abteilung in Spanien, die geleitet wird von Gortázar und Carlos Alberto Montaner, einem vor der kubanischen Justiz geflohenen Terroristen und derzeitigen Kolumnisten des Miami Herald. Aznar nahm sogar den spanischen König und die Königin mit nach Miami und stellte ihnen Mas Santos, Pepe Hernández und Llama selbst vor. KAPITEL XXV: Ein Mann mit 1571 Waffen
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