Brief

 

Institute of German Studies
Department of Germanic Studies
Michel Chaouli, Director
Michelle Dunbar, Administrative Secretary
1020 East Kirkwood Avenue, BH 644
Indiana University - Bloomington
Bloomington, IN 47405-7103
Telephone: (812) 855-7947; (812) 855-2033
Fax: 812-855-8927

Die Einschränkung der Medienfreiheit, Pervertierung des Demokratiebegriffs und des "Kampfes gegen den Terrorismus" durch die Regierung der Vereinigten Staaten am Beispiel des Falls der "Cuban Five", der fünf kubanischen politischen Gefangenen in den USA:

Gerardo Hernández, verurteilt zu zweimal lebenslänglicher Haft, zuzüglich 15 Jahren
Ramón Labañino, verurteilt zu lebenslänglicher Haft, zuzüglich 18 Jahren,
Antonio Guerrero, verurteilt zu lebenslänglicher Haft, zuzüglich 10 Jahren,
Fernando González, verurteilt zu 19 Jahren Haft,
René González, verurteilt zu 15 Jahren Haft;

Dear Mr. Chaouli, dear Mrs. Dunbar,

Sehr geehrte Damen und Herren Professoren,
sehr geehrte Studentinnen und Studenten,

hier in der Bundesrepublik Deutschland wie in den Vereinigten Staaten und auch in anderen Teilen der Welt gibt es immer mehr Menschen, die in großer Sorge um das Schicksal der oben genannten fünf kubanischen Gefangenen sind, während die U.S.-amerikanische Öffentlichkeit kaum Notiz davon zu nehmen scheint, weil man ihr diesen Justizskandal seitens der Medien überwiegend vorenthält.
Mittlerweile gibt es über 350 Komitees zur Befreiung der Fünf in weit über 100 Ländern.

Obwohl wir hierzulande nicht wissen, inwieweit Sie bereits informiert sind, noch inwieweit es Ihnen Ihr Lehrplan erlaubt, sich mit politischen Themen zu befassen, hoffen wir, Sie dennoch über die deutsche Sprache zu erreichen.
Wie Sie aus der beigefügten Chronologie der Ereignisse entnehmen können, bestand das Vergehen der fünf Männer darin, paramilitärische Gruppen in Südflorida unterwandert zu haben, um ihr Heimatland vor deren geplanten Terroranschlägen zu warnen. Tatsächlich konnten sie in den 1990er Jahren auf diese Weise über 170 Anschläge verhindern und viele Menschenleben retten, auch das von US-Bürgern.

Besonders seit den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 sollten es gerade die U.S.-Bürger nachempfinden können, wie bedroht sich die kubanische Bevölkerung in ständiger Habachtstellung vor Terroranschlägen seitens revanchistischer Exilkubaner fühlt. Denn Kuba beklagte bereits 1999 vor der UNO 3.478 Tote und 2.099 lebenslang Beeinträchtigte aufgrund solcher Terroranschläge, ganz abgesehen von dem wirtschaftlichen Schaden, den diese Sabotageakte anrichteten. So verlor 1997 auch ein italienischer Tourist, Fabio Di Celmo, sein Leben bei einer Serie von Bombenanschlägen auf Hotels in Havanna, die von dem berüchtigten exilkubanischen Terroristen Luis Posada Carriles von Mittelamerika aus lanciert worden waren. Posada war unter anderem auch schon 1976 für einen Bombenanschlag auf ein kubanisches Zivilflugzeug mitverantwortlich, bei dem 73 Menschen getötet wurden.

Aus Sicht der kubanischen Bevölkerung und seiner Behörden handelte es sich also um absolute Notwehr, als sie Anfang der 1990er nach Freiwilligen Ausschau hielten, die bereit waren, sich als unbewaffnete verdeckte Agenten in "die Höhle des Löwen" zu wagen und die exilkubanischen Gruppen zu infiltrieren, um geplante Anschläge auf ihr Land zu deren Verhinderung an die kubanischen Behörden zu melden.
Die Fünf gehörten zu denen, die sich für diesen selbstlosen Einsatz zur Verfügung stellten.

Stattdessen wurden sie am 12. September 1998 verhaftet und im Dezember 2001 von einer eingeschüchterten Jury in Miami-Dade zu den oben genannten Freiheitsstrafen verurteilt. Seitdem sitzen sie in über die USA verstreuten Hochsicherheitsgefängnissen gemeinsam mit Schwerverbrechern und bei mehrfach eingeschränktem Besuchsrecht ein. Gerardo Hernández und René González ist es darüber hinaus bisher nicht erlaubt, Besuche von ihren jeweiligen Ehefrauen Adriana Pérez und Olga Salanueva im Gefängnis zu erhalten - trotz zahlreicher Eingaben angesehener Persönlichkeiten und Organisationen an die jeweiligen US-Ministerien.

Am gerade vergangenen 4. Juni hat sich das Drei-Richter-Gremium vom Eleventh Circuit Court of Appeal in Atlanta nach der 3. Berufungsverhandlung im August 2007, die unter Anwesenheit von Menschenrechtsanwälten und Völkerrechtlern aus aller Welt stattfand, entschieden, die Verurteilungen der Fünf im Wesentlichen aufrechtzuerhalten, wie Sie der Anlage entnehmen können.

Wir glauben, dass die Behandlung des Falles der Fünf nicht nur gegen internationales Recht sowie gegen die U.S.-Verfassung verstößt, sondern auch gegen das Rechtsempfinden der meisten U.S.-Bürger.

Wir sind der Überzeugung, dass die Mehrheit des amerikanischen Volkes, wenn ihr der Fall nur erst bekannt wäre, es nicht zulassen würde, dass ihre Administration den Fünfen und ihren Familien, zu denen auch Kinder gehören, die zum Zeitpunkt der Verhaftung ihrer Väter noch im Säuglingsalter waren und seit fast 10 Jahren ohne sie aufwachsen müssen, weiterhin ihr Recht verwehrt.

Mehr Informationen zu dem Fall finden Sie in der kurzgefassten Anlage, ausführlichere dagegen vor allem unter den dort angegebenen Internet-Adressen.

Für erwähnenswert halten wir noch, dass der mit mit 19 Jahren Haft bestrafte Fernándo González in einem Gefängnis ganz Ihrer Nähe einsitzt.
Seine Adresse Adresse lautet:

Ruben Campa, #58733-004, FCI Terre Haute P.O. Box 33, Terre Haute, IN 47808

Mit Dank im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit,
in der Hoffnung auf Ihre Unterstützung des Falles durch
dessen Bekanntmachung in ihrem Umfeld
und freundlichen Grüßen

N.N.

Anlage: Chronologie der Ereignisse im Fall der "Cuban Five", Auswahl der Unterstützer;


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