Liebe Bernie,

nun bist Du also doch von uns gegangen - noch ist es für uns unfassbar. Was uns bleibt, ist die Erinnerung an Dein leuchtendes Beispiel. Und wir können nur in den Chor derjenigen einstimmen, die jetzt um Dich trauern. Inzwischen erreichten uns die Trauerbekundungen aus Kuba, den USA, dem Libanon, Belgien und aus Schweden. Wir möchten uns ihnen allen anschließen, insbesondere auch dem Wortlaut der Schweden, dem wir unsere eigenen Erinnerungen an Dich hinzufügen wollen.
Denn, was uns betrifft, so hätten wir einen so tapferen, engagierten und klugen Menschen wie Dich nie kennen gelernt, hätten wir uns nicht an dem internationalen Kampf für die Befreiung der "Cuban Five" beteiligen wollen. Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando González und René González, der jetzt als einziger der Fünf nach Verbüßung seiner unrechtmäßigen Haftstrafe und nach zähen Verhandlungen um die Aufgabe seiner US-Bürgerschaft endlich in Kuba sein darf, haben jedenfalls uns erst wachgerüttelt und uns die Möglichkeit gegeben, freundschaftliche Bande um den gesamten Erdball zu knüpfen.

Du, liebe Bernie, trugst insbesondere mit Deinen immer wieder klug geführten Interviews mit dem von uns so verehrten und leider auch viel zu früh verstorbenen Leonard Weinglass zur Erhellung des Falles und zum Verständnis des jeweiligen Standes im laufenden Rechtsstreit bei, und Dir gelang es auch, die Gesprächsbereitschaft anderer berühmter Persönlichkeiten wie die von Noam Chomsky für die weitere Bekanntmachung des Falles der Fünf zu nutzen.

Und wir durften Dich 2004 persönlich kennen lernen, als Du noch bei Radio Havana gearbeitet und gerade gemeinsam mit Deinem Partner Roberto Ruiz Rebo, "Mission against Terror" fertig gestellt hattest.
Das war Ende Oktober 2004, nach der José Martí Konferenz, als wir schüchtern beim Pförtner von Radio Havana angefragt hatten, ob es möglich sei, Bernie Dwyer zu treffen.
Ja, es war möglich, und es wurde für uns eine sehr ermutigende Begegnung mit Dir und Deinem damaligen Partner zunächst in der Lobby des Hotels Vedado und am Tag danach interviewtest Du uns noch im Sender Radio Havana zu unserer Komiteearbeit in Deutschland.

Wir trafen Euch beide dann auf der Kuba-Freundschaftskonferenz in Luxemburg im November 2004 wieder, wo Ihr Euren Film zum ersten Mal der europäischen Kuba-Soligemeinde vorführtet.
Und dann sahen wir uns beispielsweise am 3. Mai 2005 im fast vollbesetzten Hörsaal A1 der Albertus-Magnus-Universität um 19:00 wieder bei einer von der FG-BRD-Kuba organisierten Veranstaltung zur Vorstellung von "Mission gegen den Terror" - inzwischen mit deutschen Untertiteln. (1)
Er wurde daraufhin in mehreren anderen deutschen Städten aufgeführt, leider, trotz intensiver Werbung, unbeachtet von den Massenmedien.
(Wir erinnern uns nur an einen kleinen Veranstaltungshinweis im "Berliner Tagesspiegel", zu der wir anlässlich seiner Berliner Aufführung eine von dessen Journalistinnen, Andrea Dernbach, bewegen konnten.)
Dieser aufklärende und gleichzeitig menschlich anrührende Film, der nicht nur Kubas Notwehrsituation dokumentiert, die es veranlasst hatte, seine verdeckten Agenten in den "Bauch der Bestie" zu schicken, sondern auch das menschliche Leid der Opfer von Terroranschlägen und das an den Fünfen und ihren Familienangehörigen begangene Unrecht mit authentischen Interviews belegt, der den ehemaligen CIA-Agenten Phil Agee zitiert, war ein Meilenstein, und wie die letzten Enthüllungen durch den von den US-Behörden gejagten Edward Snowden beweisen, ist er nach wie vor aktueller denn je.
Und natürlich wollen wir auch Deine anderen Filme, die bereits von den Schweden erwähnt wurden, nicht unterschlagen wie insbesondere nicht den Film "The Day Diplomacy Died", der das Bild des bis heute aktiven US-Interventionismus’ durch gekaufte "Dissidenten" und "freie Journalisten" am Beispiel Kubas dokumentiert und abrundet.

Liebe Bernie, wir sahen Dich zuletzt im November 2011 auf dem Internationalen Kolloquium in Holguin, wo Du mit flammender Rede zur Teilnahme an den ersten "5 Tagen für die 5" in Washington aufriefst, an denen Du dann natürlich 2012 trotz Deiner bereits stark geschwächten Gesundheit selber teilnahmst.

Auch wenn wir Dich mit unseren äußeren Sinnesorganen nie mehr wahrnehmen können, Du hast nicht nur in uns eine unauslöschliche Spur hinterlassen, die uns mit allen anderen, die Dich und Dein Werk kennen lernen durften, ausrufen lässt:

Bernie Dwyer, tu eres presente!

¡Hasta la Victoria siempre!

Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning,

Jülich, 12. Juli 2013

1) "Mission gegen den Terror" von Bernie Dwyer und Roberto Ruiz Rebo fand reges Zuschauerinteresse

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