MIAMI FBI terrorist CONNECTION

 

Jean-Guy Allard

XVIII.

IN DEN SEILEN

Sie "hängen in den Seilen" sagte der Anwalt Paul McKenna spontan, als er den Gerichtssaal in Miami verließ, in dem die Berufungsanhörung über die Cuban Five am 10. März 2004 vor wenigen Minuten geendet hatte.
Es schien, dass Staatsanwältin Caroline Heck-Miller angesichts einiger Fragen, des Drei-Richtergremium des 11th US Circuit Court of Appeals [Berufungsgericht], die Fassung verloren hatte. Einige waren unerwartet oder zumindest die Art, wie sie gestellt wurden:
"Wo ist der Beweis dafür, dass er (Gerardo Hernández) davon wusste, dass die Flugzeuge abgeschossen und nicht eine andere Taktik zur Verteidigung seiner (Kubas) Souveränität eingesetzt werden würde?" fragte Richter Stanley Birch in Bezug auf Gerardos Verwicklung in den Zwischenfall, bei dem zwei Cessnas abgeschossen wurden. Sichtlich nervös suchte Heck-Miller nach einer Erklärung und verbrauchte einen großen Teil der wenigen Minuten, die ihr zur Verfügung standen.
"Wenn man von der Mordverschwörung absieht, welche Anklagen bleiben dann noch gegen Hernández?" fragte Richter Birch später - und erweckte bei den Zuhörern den Eindruck, dass er Zweifel an der Gültigkeit des dritten Anklagepunktes hegte, der dazu geführt hatte, dass Gerardo die schlimmste Strafe bekam.
Mit einem offensichtlich unangebrachten Argument versuchte Heck-Miller zu suggerieren, der Abschuss der beiden Flugzeuge sei Teil der Strategie, einen "Propagandakrieg" gegen die Vereinigten Staaten zu beginnen.
Ein paar Minuten vorher, nachdem sie über irgend etwas geplappert hatte, was gar nicht zum Thema gehörte, war sie vom selben Richter gefragt worden: "Und was hat das alles mit Mord zutun?"
Eine ähnliche Situation entstand, als Antonio Guerreros Anwalt Leonard Weinglass Argumente auf der Basis der Rechtssprechung vortrug, und zwar in Bezug auf den Antrag auf Verlegung des Gerichtsortes.
Der Jurist führte aus, dass die Ablehnung des Ortswechsels durch die Richterin Lenard unerklärlich sei, da sie später mit dem Fall eines Beamten der Einwanderungsbehörde von Miami namens Ramírez konfrontiert worden sei, der Klage gegen die US-Regierung erhob und ihr vorwarf, ihn wegen seiner kubanischen Herkunft zu diskriminieren.
In dem Fall hatte der Staatsanwalt eine Verlegung des Gerichtsortes verlangt, und bestand darauf, dass ein Kubaner in Miami aufgrund der ungünstigen Umgebung kein faires Verfahren bekommen könne.
Um sich zu verteidigen, verwies Heck-Miller mehrfach auf den Fall Elián González und die damalige "Sensationslust" der Presse an dem Fall. Dadurch bewies sie aber Weinglass' Recht zu verlangen, das Verfahren in einer anderen Stadt abzuhalten, wo die Angeklagten einen fairen Prozess bekommen könnten, was in Miami - einer Bastion rechtsradikaler Anti-Kuba-Kräfte - nicht möglich wäre.
Ein anderer der Verteidiger, Joaquín Méndez, betonte, dass die Vorurteile in Miami nicht nur durch das Auswahlverfahren der Geschworenen offenbar geworden wäre, sondern auch dadurch, dass José Basulto, Leiter der "Brothers to the Rescue", einen der Anwälte öffentlich als "kommunistischen Spion" bezeichnet habe. Méndez erinnerte auch daran, dass einige der im Gerichtssaal Anwesenden Uniformen paramilitärischer Organisationen getragen hätten.
Die Sache mit der Spionageverschwörung wurde während der Berufungsanhörung vor den Richtern Birch, Kravich und Oakes kaum erwähnt.
"Einige der Fragen der Richter konnten sie nicht beantworten!" kommentierte Paul McKenna als er auf Reporter traf, die das Verteidigerteam auf dem Flur außerhalb des Gerichtssaals erwarteten. "Ich glaube, wir sind auf dem Weg, Gerechtigkeit für diese fünf Männer zu bekommen."

* * *

"Sogar die US-Verfassung ist auf der Seite der Kubaner," kommentierte Edith Flamand von der Gesellschaft Progressiver Juristen Belgiens, während der italienische Jurist Fabio Marcelli von der Gesellschaft Demokratischer Juristen meinte, dass die Gerechtigkeit standhaft und unabhängig bleiben sollte, angesichts der ständigen Manöver der US-Exekutive. Auch prangerte er die "ungeheuerlichen Widersprüche" der Argumentation der Staatsanwaltschaft in Bezug auf den Wechsel des Gerichtsortes an.
"Es gibt nicht genug Beweise, die die Anklagen stützen," sagte Eberhard Schultz von der Menschrechtsliga und Repräsentant der Berliner BAR-Gesellschaft.
Im Namen der National Lawyers Guild [Nationale Juristengilde] der Vereinigten Staaten drückte Ian Thompson aus Los Angeles das Interesse seiner Organisation an diesem Fall aus, nachdem man die begangene Ungerechtigkeit analysiert habe.
Am vorausgegangenen Abend, einem Dienstag, hatten sich die Juristen mit zahlreichen Cubano-Amerikanern im Saal der Alianza Martíana getroffen, einer Allianz verschiedener Organisationen aus Miami, die für Respekt vor der Souveränität Kubas und einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba plädieren.
Bei der Gelegenheit forderte der Journalist Max Lesnik das Ende des Terrorismus in Miami und lobte den Mut der kubanischen Anti-Terror-Agenten in ihrem Kampf.
"Was sie verteidigt haben, war nicht nur Kuba, ihre Heimat, das auch unsere Heimat ist. Sie haben auch die Vereinigten Staaten verteidigt," sagte er und beklagte "die unbegreifliche und arrogante Einstellung einer kurzsichtigen politischen Führung, die nicht versteht, mit der Welt zurecht zu kommen."

KAPITEL XIX: Bekenntnisse eines korrupten Polizeibeamten

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