MIAMI FBI terrorist CONNECTION

 

Jean-Guy Allard

XXI.

MONTESINOS

Die Hälfte einer Summe von 1,2 Millionen Dollar für die Ermordung des venezolanischen Staatsanwaltes Danilo Anderson landete in den Händen von José Antonio Guevara, dem früheren Polizeibeamten des venezolanischen Geheimdienstes. Guevara lebt noch in Miami und steht seit Juni 2001 unter dem Schutz des FBIs.
Außerdem haben die venezolanischen Behörden über Interpol versucht, zwei andere frühere Polizeibeamte, den Sprengstoffexperten Johan Peña und Pedro Lander ausfindig zu machen. Sie werden verdächtigt, sich an dem Verbrechen beteiligt zu haben und könnten ebenfalls in Miami sein. Peña, der zur Tatzeit Beschäftigungen in der Nachbarschaft des Tatortes nachging, wird verdächtigt, die C-4-Bombe in Andersons Fahrzeug gelegt zu haben, und Lander wird verdächtigt, die Bombe präpariert zu haben.
Laut Aussage von Gerardo Hernández von der venezolanischen Tageszeitung "Panorama" habe die von José Guevaras Cousin, dem früheren Polizeibeamten Rolando Guevara, geleitete Organisation bereits die andere Hälfte des Geldes für das Verbrechen erhalten. Die Summe sei bei einer Weston Bank in Südflorida deponiert worden.
Laut der Ermittlung diente José Guevara als Kurier für die erste Abschlagszahlung von 600.000 $.
Agenten des venezolanischen "Scientific, Penal and Criminal Investigation Corps (CICPC)" [Wissenschaftliches Straf- und Verbrechensermittlungskorps, Anm. d. Ü.] fanden "Telefonquittungen, per Fax versandte und empfangene Dokumente, Bankguthaben und andere Bankdokumente" in der Wohnung von Rolando Guevara im Wohnviertel Morichal in der Nachbarschaft von La Alameda.
Die Brüder Rolando und Otoniel Guevara waren schon gemeinsam mit einem anderen Familienmitglied Juan Bautista Guevara als Autoren des Terroranschlags vom 18. November 2004 in Los Chaguaramos identifiziert worden. Etliche Zeugen sagten aus, Juan Bautista Guevara an drei Donnerstagen in Folge vor dem Scientific University Institute (LUPOLC) [Institut der wissenschaftlichen Polizei-Universität] gesehen zu haben.
Darüber hinaus: Am Tag des Anschlags stieß der Verdächtige mit seinem Fahrzeug mit dem eines Polizeibeamten zusammen, der gerade vom Unterricht kam. Der venezolanische Vizepräsident José Vicente Rangel hat bei verschiedenen Gelegenheiten den Verdacht geäußert, dass die Hintermänner für die Ermordung Andersons zu einer Organisation gehören, die aus Miami gesteuert wird.
Zurück in Miami verhafteten die Männer von Hector Pesquera dort am 23. Juni 2001 José Guevara in einem Einkaufszentrum.
Als bekannter Anti-Chavez-Aktivist hatte José Guevara gemeinsam mit seinem Cousin Otoniel versucht, für die Entführung und Erpressung von Vladimiro Montesinos, dem früheren Chef des peruanischen Geheimdienstes, der heimlich in Caracas festgehalten wurde, Millionen von Dollar zu erlangen. Auf den flüchtigen Montesinos war damals in seinem eigenen Land ein Kopfgeld ausgesetzt.
Aus noch ungeklärten Gründen ließ Pesquera Guevara nicht nur unter Verzicht auf Anklage wegen Erpressung frei, sondern gewährte ihm den Schutz eines Kronzeugen, womit er ihm die Aufenthaltserlaubnis in den Vereinigten Staaten verschaffte ...währenddessen versuchte er, das von der peruanischen Regierung angebotene Preisgeld für die Gefangennahme von Montesino einzuheimsen.
Pesquera unterstützte die Erpressungsoperation, um das Opfer ausliefern und Kontakte mit der peruanischen Regierung knüpfen zu können, ohne die venezolanische Regierung zu alarmieren.
Am Ende jedoch wurde Montesino von dem venezolanischen Militärgeheimdienst entdeckt, bevor die Operation ausgeführt worden war, und er wurde unmittelbar an Peru übergeben.
Laut "Panorama" hatte Rolando Guevara Vorteil aus seiner Position als Chef der Mordkommission innerhalb der CICPC bezogen, "um von den Bemühungen der Dienststelle im Mai und Juni 2001, Vladimiro Montesinos zu finden, abzulenken."
Guevara verlor seine Stellung, als die Beteiligung seines Bruders Otoniel und die seines Cousins José Agustin Guevara nachgewiesen wurde.
Montesinos erklärte später, dass er seinen Entführern hohe Summen bezahlt habe. Im November 2002 erklärte die venezolanische Parlamentarierin Cilia Flores in einem Interview mit "Red Voltaire", dass "Montesinos von der CIA in Venezuela eingeschleust worden war."
Die venezolanische Polizei entdeckte am 23. November 2004 im Haus eines der Mitverschwörer, dem Anwalt Antonio López, ein Arsenal mit 20 Kilo C-4-Sprengstoff, einer Panzerabwehr-Mine, etlichen Gewehren und einer ähnlichen Einrichtung, wie sie bei der Ermordung von Staatsanwalt Anderson benutzt worden war.
Antonio López versorgte Pedro Lander, einen Sprengstoffexperten, der vor Jahren vom DISIP ausgebildet worden war, mit Materialien zur Herstellung von Bomben.
Aus weiteren Bombenfunden konnte man schließen, dass die Terroristen noch verschiedene andere Anschläge geplant hatten.
Eine Einheit des National-Garde-Kommandos fasste die Brüder Rolando und Otoniel Guevara am Morgen des 26. Novembers nahe der Stadt Valencia. Einige Tage später wurde Juan Bautista Guevara in einem Motel in Acarigua mit einer 9-mm-Pistole, einer Granate und 3.000 $ gefasst.
Ein Ortungsgerät für Mobiltelefone ermöglichte es der venezolanischen Polizei, ein Treffen in Florida nachzuweisen, bei dem der Anschlag auf Anderson Mitte September in Anwesenheit von José Guevara geplant worden war.
Kurz nach seinem Tod hätte Anderson die Namen von etwa 400 Leuten bekannt geben sollen, die den Putsch von 2002 unterstützt hatten, der von dem Geschäftsmann Pedro Carmona - jetzt in Kolumbien im Exil - angeführt worden war.
Inzwischen berichtete die venezolanische Zeitung "El Nacional" über die Ermittlungen zu einer Person, "offensichtlich mit Drogenschmuggel in Verbindung stehend", die im März 2004 im Staate Miranda von einer von den Guevara Brüdern angeführten Gruppe durch eine Collar-Bombe getötet wurde. Die Verbindung zwischen Drogenschmuggel, Terrorismus und den Rechtsradikalen in Miami ist wohlbekannt.

KAPITEL XXII: Der Fall Kiszynski

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