MIAMI FBI terrorist CONNECTION
Jean-Guy Allard
VIII.
EINE UNGEWÖHNLICHE JURY
"Die Angst vor gewalttätigen Reaktionen von Seiten der kubanischen Exilanten, falls ein Geschworener entschiede, die fünf Männer, die der Spionage für das Insel-Regime angeklagt werden sollen, freizusprechen, hat viele potentielle Kandidaten bewogen, die Richterin zu bitten, sie aus dieser Pflicht zu entlassen," erklärt der Nuevo Herald in einem Artikel mit der Überschrift "Die Angst, im Spionageprozess Geschworener zu sein" am 2. Dezember 2000, als gerade die Auswahl der Geschworenen lief.
Als am 4. Juli 2001 die Beratung begann, beklagte man die ständige Belästigung der Geschworenen durch TV-Kameras, insbesondere durch die von Channel 23 und dem fälschlich genannten Sender TV-Martí, die sie von den Gebäudetüren bis zum Parkplatz verfolgten. Sie fotografierten sogar die Nummernschilder, was später zu einer Todesstrafe werden könnte, wenn das Urteil nicht nach jemandes Geschmack wäre.
Sogar Richterin Lenard rief in einem selten lichten Moment Vollzugsbeamte dazu auf, dieser Einmischung in die Beratungen ein Ende zu setzen.
* * *
Völlig unüblich kündigten die Geschworenen schon vorher genau Tag und Uhrzeit an, wann sie ihr Urteil verkünden würden.
Der Obmann der Jury David G. Bucker erhielt am Montag, dem 4. Juni 2001, von der Richterin die Anweisung, und er besaß die Dreistigkeit, ihr zu versichern, dass sie am Freitag, dem 8. Juni um 16:30 das Urteil haben werde. So etwas hat man noch nie gehört.
Was noch schlimmer ist, er stellte keine Fragen, er äußerte keine Zweifel, nach einem bisher 5-monatigen Verfahren mit Hunderttausend Seiten langen Dokumenten und Dutzenden von Anklagen. Das Urteil wurde wie vorprogrammiert geliefert.
Das Ergebnis: Schuldig in allen Punkten der Anklage. Ohne Ausnahme. Niemand, der sich in US-Gerichten auskennt, könnte diese Sicherheit erklären, ohne zu dem Schluss zu kommen, die Jury sei gekauft, manipuliert oder bedroht worden. Unfähig seine Erregung zu kontrollieren, umarmte Staatsanwalt Guy Lewis den Leiter der "Brothers to the Rescue" José Basulto mitten im Gerichtssaal.
Aber das ist noch nicht das Schlimmste: Am ersten Tag der Urteilsverkündung saß David Bucker unter den Zuhörern, und zwar direkt neben Basulto und anderen gut bekannten Personen mit Verbindungen zur Mafia. Wer ist David Bucker? Geboren in Petersburg, Virginia. Geschieden, keine Kinder, Meeresbiologe, Golffan. Als Informatiker im Everglades-Nationalpark ist er Angestellter der Regierung.
* * *
Der Miami Herald veröffentlichte einen Leitartikel, in dem er behauptete, dieser Prozess sei ein erster Schritt auf dem Weg zur Überwindung der Kubanischen Revolution. "Also glaubten die Geschworenen, sie seien Handelnde in diesem Prozess, was sie in der Gemeinde, in der sie lebten, zu Helden machen würde. Das war der einzige Sinn dieses Artikels," erklärte der US-Anwalt Leonard Weinglass, der in den USA berühmt dafür ist, die Chicago Seven, Angela Davis und Jane Fonda verteidigt zu haben.
Angesprochen auf das himmelschreiend unethische Benehmen des Miami Herald und des FBI, die die fünf festgenommenen Kubaner vom Augenblick ihrer Verhaftung an und noch bevor sie vor Gericht gestellt wurden, ständig als Spione bezeichneten und denen damit ihr Recht auf die Unschuldsvermutung verweigert wird, bestätigt Weinglass , dass das US-Gesetz ein derartiges Verhalten toleriere.
"In anderen Ländern - wie England zum Beispiel - darf die Presse nur über die Verhaftung und die Anklagen schreiben, aber nicht in einer rhetorisch aufhetzenden Sprache mit der Absicht, die Atmosphäre der Verteidigung zu vergiften," kommentierte er.
"Wenn man die Interviews mit den Geschworenen nach der Verhandlung liest, wird klar, dass die Jury glaubte, Teil einer nationalen Anstrengung zu sein, die Ziele der Außenpolitik der Vereinigten Staaten durchzusetzen. Für sie war das das Verfahren.
Auf der anderen Seite betont der Jurist, in welchem Maße die US-Presse diesen Fall trotz seiner Einmaligkeit ignoriere. "Dieser Fall sollte einen ganz wichtigen Platz in der Presse einnehmen. Viel größer als der Skandal um O. J. Simpson und Clinton, aber es wurde in diesem Land kaum darüber berichtet."
Für ihn ist das "ein Symptom der derzeitigen Bedingungen der Medien, genauso wie es ein Symptom für die Bedingungen der Gerichte ist. Wir haben eine schläfrige Presse, die nur noch ausführlich über Skandale auf dem untersten Niveau öffentlichen Interesses oder über Kriege berichtet."
In dem Jahr, als die Fünf vor Gericht gestellt wurden, "war es der bis dahin längste Prozess in den Vereinigten Staaten, es war der einzige Fall, in dem Fragen der außenpolitischen Beziehungen der Vereinigten Staaten in einem kriminellen Kontext behandelt wurden."
Der Fall habe alle Zutaten für Nachrichten von nationalem Interesse, meint Weinglass. "Es gab Generäle und Admiräle, die aussagten, 72 Zeugen, es gab diplomatische Noten, Memoranden aus dem Weißen Haus, einen Berater Clintons, Nuccio, und nichts wurde darüber berichtet. Als wäre nichts passiert."
KAPITEL IX:
Perverse Strafurteile
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