14. Juni, Gießen, Veranstaltung zu Che's 82. Geburtstag unter dem Motto
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Nicht zuletzt dank Petra Wegeners kongenialer Übersetzung bekamen insbesondere die jungen Leute im Saal bei diesem Vortrag glänzende Augen.
Danach sprach Giraldo Abreu über die US-Blockadepolitik und die aktuelle wirtschaftliche Situation Kubas, über die verstärkten Bemühungen, die doppelte Währung sowie die Lebensmittelsubventionen abzuschaffen und über die geplanten neuen Erschließungen von Bodenschätzen des Landes. Was die kubanisch-europäischen bzw. kubanisch-deutschen Beziehungen betraf, so sagte er sehr diplomatisch, dass ein einmal gelegtes Samenkorn schließlich Früchte tragen werde. Die Geschichte habe bewiesen, dass letztendlich die Wahrheit siege.
Dann ergriff Dirk das Wort zum Fall der Fünf. Er betonte, dass wir uns angesichts der knapp bemessenen Zeit auf die Darlegung der wichtigsten Fakten beschränken wollten. Er wolle zunächst daran erinnern, warum die Fünf in den 1990ern überhaupt nach Miami kamen und dann würde Josie auf deren aktuelle Situation eingehen. Was ihren langen Instanzenweg bis heute betreffe, so verwies er auf das mitgebrachte und ausgelegte Material (5 verschiedene Informationsblätter, wie die "Chronologie der Ereignisse", Faltblatt "Menschenrechtsverletzungen", Adressen der Fünf, Broschüre etc.)
Dirk schilderte sodann die schon kurz nach der Revolution beginnenden, zunächst von der CIA lancierten Bombenanschläge und dann in "Eigenregie" der Exilkubaner fortgeführten Terroranschläge, die bekanntlich bis 1999 3.478 Tote und 2.099 Schwerverletzte mit bleibenden Beeinträchtigungen gekostet hatten. Er las auch aus dem Brief Renés vor, in dem dieser 2005 seine Motivation, nach Miami zu gehen, beschrieben hatte. Dirk erwähnte, dass die Fünf nachweislich über 170 der geplanten Anschläge verhindert hätten und einige dieser rechtzeitig inhaftierten Attentäter zu den von den USA reklamierten "200 politischen Gefangenen" in Kuba gehörten.
Dirk beschrieb die Machenschaften des FBI unter Leitung von Héctor Pesquéra, mit der die zunächst Hoffnung machende Vermittlung von Gabriel García Marquez zwischen Fidel Castro und dem Weißen Haus zunichte gemacht worden war.
Er endete mit der Verhaftung der 10 kubanischen Agenten des "Wespennetzwerks" im Morgengrauen des 12. Septembers 1998.
Direkt im Anschluss daran fuhr ich mit der Geschichte fort und ging auf Folgendes ein:
- die Manipulation des Rechts seitens der US-Regierung, deren Ignoranz gegenüber dem im Mai 2005 veröffentlichten Urteil der "Arbeitsgruppe für Willkürliche Inhaftierungen" der Menschenrechtskommission in Genf und des internationalen Protestes, der insbesondere beim Revisionsantrag der Fünf an den US Supreme Court 2009 deutlich wurde,
- die bekannt gewordene Manipulation der Presseberichterstattung seit der Verhaftung der "kubanischen Spione", die Erpressungsversuche der Staatsanwaltschaft, denen fünf der ursprünglich Zehn erlagen. (1)
- die Rolle von Joseph Santos als Kronzeuge während des Prozesses der Fünf, dessen manipulierte Aussage sich noch in der Urteilsbegründung von William Pryor, einem Richter des Drei-Richter-Gremiums, von Juni 2008 niederschlug und bewirkte, dass nur drei der Fünf eine Strafreduzierungsverhandlung erhielten, wovon Gerardo mit der Aufrechterhaltung seines Strafurteils von zwei Mal lebenslänglich, plus 15 Jahren, am schwersten betroffen ist.(2)
- seine heutige Nebenanfechtung nach dem "Habeas Corpus Act" der US-Verfassung, mit der es nach US-Gesetz möglich ist, auch nach rechtsgültiger Verurteilung Berufung einzulegen, wenn neue Beweise für die Unschuld des Beschuldigten vorliegen. (3)
- die Rolle, die José Basulto als Leiter der "Brothers to Rescue" mit provokativen Flügen über kubanischem Territorium spielte, indem er sich sogar über die Anweisungen der US-Luftfahrtbehörde hinwegsetzte und den Tod seiner Piloten riskierte, um Präsident Clinton- dazu zu bewegen, den "Helms Burton Act" zu unterschreiben, was Gerardo letztlich bis heute die zweite lebenslängliche Strafe einbrachte, obwohl selbst die Staatsanwaltschaft im Prozess zugegeben hatte, dass Gerardos Mitschuld am Abschuss der Flugzeuge durch die kubanische Luftabwehr am 24. Februar 1996 nicht zu beweisen sei.
- Das Ausharrungsvermögen der Fünf und ihrer Verwandten trotz mehrfacher Isolationshaft, die augenblickliche Isolationshaft von Ramón seit dem 27. April in Vorbereitung seines Transfers in ein Gefängnis "mittlerer" Sicherheitsstufe;
- die Rolle der internationalen Solidarität bei der Strafreduzierung für drei der Fünf unter Berufung auf das Zitat der Staatsanwältin Caroline Heck-Miller am 13. Oktober 2009.
- Vorschläge, den Fünfen zu schreiben, sich an Leserbriefen an Zeitungen, auch an deutschsprachige US-Zeitungen, Briefen an US-Fakultäten für deutsche Sprache, an Briefen an prominente Persönlichkeiten und sich an der Postkartenkampagne des Internationalen Komitees zu beteiligen.
Im Anschluss daran stellte sich heraus, dass sich einige Leute aus dem Publikum schon an der Postkartenkampagne an Präsident Obama beteiligt hatten, und außerdem lagen auf dem Informationstisch schon die Broschüren mit den Verteidigungsreden der Fünf und "Die USA und der Terror" aus.
Alle Referenten wurden mit herzlichem Applaus bedacht.
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Der Sänger "Ernesto" Schwarz hatte sogar ein Lied auf die Fünf gemacht und eröffnete damit den gemütlichen Teil des Abends mit Cuba libre und anderen Getränken, in dessen Verlauf es noch Gelegenheit zu Gesprächen mit einzelnen Gästen zum Thema gab. Ernesto gab dabei ein revolutionäres Lied nach dem anderen zum Besten, die zum mitsingen einluden.
Der Abend klang damit aus, dass wir alle "Die Internationale" sangen.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Teilnehmern der Veranstaltung für diese ermutigende Erfahrung bedanken, unser besonderer Dank gilt aber der Übersetzerin Petra Wegener, die in der Lage war, unsere Beiträge für Giraldo Abreu simultan zu übersetzen und natürlich der Gastfreundschaft von Henning Mächerle, der uns auch danach noch zum gemütlichen Beisammensein in seiner Wohnung einlud und auch dort zu übernachten.
1) s.: freunde-100603.html
2) s.: komitee-080905.html
3) s.: juristen-100615.html
(Im Übrigen sind die Inhalte der beiden Vorträge von Dirk und Josie sämtlich hier auf der Website nachzulesen.)
Verf.: J. Michel-Brüning